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Chancen und Herausforderungen von verputzter Holzfaserdämmung

(28.6.2012) Der natürliche Dämmstoff Holz bietet einige gute Eigenschaften. Dazu zählen seine vergleichsweise geringe Wärmeleitfähigkeit von 0,13 W/mK und eine hohe spezifische Wärmespeicherkapazität mit einem cP-Wert von 2100 J/kgK. Darüber hin­aus fühlt er sich bei Berührung warm an und gilt nicht zuletzt dank seiner hohen Mas­se als probate Lösung für den sommerlichen Hitzeschutz, so dass er sehr gerne in Form von Holzdämmstoffen für die Fassadendämmung eingesetzt wird.

Holzdämmstoffe werden in die Brandschutzklasse B2 eingestuft und sind daher nur für die Gebäudeklassen 1 bis 3 zugelassen. Mit dem eigentlichen Brandverhalten hat diese Klassifizierung nur bedingt zu tun: Denn Holzdämmstoffe brennen weit weniger schnell als etwa Polystyrol. Allerdings glimmen sie bei einem Brand - eventuell unsichtbar - weiter. Daher werden sie in der Kategorie „normalentflammbare Baustoffe“ geführt.

Werden Holzdämmstoffe für Wärmedämmverbundsysteme ausgewählt, müssen sie besonders aufmerksam begutachtet werden, da es für Wärmedämmverbundsysteme bis dato keine Norm gibt und die jeweiligen Baustoffe bauaufsichtlich zugelassen sein müssen. Am sinnvollsten ist es daher, systemgeprüfte Lösungen zu verwenden, bei denen alle Produkte aufeinander abgestimmt sind. Damit solche Systeme wie Knauf Warm-Wand Natur mit der Dämmplatte Steico-protect HFD plus in Kombination mit dem Kauf Putz die Zulassung erhalten, müssen sie zuvor ein anspruchsvolles Prüfver­fahren durchlaufen. Dieses beinhaltet etwa Versuchsaufbauten, die künstlich bewit­tert werden, um so den Zustand der Wände nach 20-jähriger Lebensdauer feststellen zu können.

Klammerbefestigung von Holzweichfaser-Dämmplatten
Bei der Klammerbefestigung der Holzweichfaser-Dämmplatten ist unter anderem wegen aufzufangenden Windsoglasten große Sorgfalt gefragt. 

Zwei Systemvarianten für Neubau und Bestand

Die Basis eines für Neubaumaßnahmen ausgelegten Systems sind Holzfaserdämmplatten, die mit geeigneten Befestigungs­mitteln am Untergrund montiert werden. Darauf wird zunächst ein System-Unterputz aufgebracht. Diese Schicht beinhaltet die System-Armierungsmasse wie den Knauf SM 700 Pro sowie darin eingebettete System-Armierungsgewebe. Auch Putzan­schlussprofile werden in dieser Ebene eingebettet. Optional kann nun eine System-Putzgrundierung mit Haftvermittler bzw. Aufbrennverhinderung aufgebracht werden. Den Abschluss bildet der System-Oberputz wie der Knauf Noblo mit der je­weiligen Finish-Oberfläche. Gestrichen wird die fertige Wand zum Schluss mit einem System-Farbanstrich, der für ein mine­ralisches System vorgegeben ist.

Der Systemaufbau bei Sanierungsmaßnahmen erfordert gege­benenfalls eine Dampfbremse als erste Schicht auf dem Altbaubestand. Im Anschluss wird die Unterkonstruktion (meist KVH) mechanisch am Untergrund befestigt, so dass auch unebene mineralische Untergründe ausgeglichen werden können. Ausgefacht oder ausgeflockt wird dieses Gerüst mit einem energetisch effizienten Gefachdämm­stoff. Als nächste Schicht können die Holzfaserdämmplatten befestigt werden. Den Abschluss bildet auch hier das jeweils zugelassene Putzsystem auf mineralischer bzw. pastöser Basis (Siliconharz-Oberputz). Neben energetischen Altbausanierungen bietet sich ein solcher Aufbau auch grundsätzlich für schwierige Untergründe an. Ideal ist dies ebenfalls, wenn in der Fassade etwa Rohre oder Elektroleitungen integriert wer­den sollen.

Ausgeführt werden sollten beide Fassadenlösungen ausschließlich von Unternehmen bzw. Verarbeitern, die eine WDVS-Zertifizierungsschulung durchlaufen haben oder schon länger mit solchen Systemen vertraut sind. Nur so kann garantiert werden, dass das jeweilige System sicher umgesetzt wird und dass es beim Gewerkeübergang nicht zu Schadensbildern kommt.

Schäden lassen sich vermeiden

Schäden können allerdings schon viel früher entstehen, etwa bei der Materiallagerung auf der Baustelle oder beim Händler. Dabei lassen sie sich leicht vermeiden, indem die Paletten geschützt und nicht auf nassem Untergrund gelagert werden. Auch bei der Verarbeitung respektive während der Bauphase sollte darauf geachtet werden, dass die mit Dämmplatten beplankten Wände nicht durchfeuchtet werden. „Es ist nicht schlimm, wenn es einmal regnet und die Platten nass werden, doch dann müssen sie unbedingt wieder austrocknen“, informiert Bernd Liczewski, Leiter Marktmanagement Putz- und Fassaden-Systeme bei der Knauf Gips KG. „Die Platten dürfen sich nicht mit Wasser vollsaugen. Das gilt allerdings auch für andere Dämmstoffe wie Mineralwolle oder Polystyrol.“

Nach dem Putzauftrag muss die Ausladung ≥ 30 mm betragen. Zu kurze Fensterbänke sind auszutauschen. Fugendichtbänder verhindern, dass durch Schlagregen oder anstauende Nässe Feuchte in die Dämmschicht dringt. 

Regenrohre, aus denen sich das Wasser direkt auf die mit Dämmung bekleideten Wän­de ergießt, sind daher ebenso kritisch wie Fensteranschlüsse, bei denen Feuchtigkeit ungehindert in die Dämmung eindringen kann. Daher müssen alle Bauteilanschlüsse bei Wärmedämmverbundsystemen schlagregensicher ausgeführt werden. Probates Mittel dafür sind Fugendichtbänder. „Bauschaum hat hingegen als Dichtmittel beim Wärme­dämmverbundsystem nichts verloren“, warnt Liczewski. Fensterbänke und Türan­schlüsse müssen zudem so ausgeführt werden, dass kein Wasser hinter die Platten laufen kann. Spezielle Anschlussprofile garantieren zudem schlagregendichte An­schlüsse. Nicht zuletzt müssen die unteren Systemabschlüsse wie Türaustritte sorgsam geplant und verarbeitet werden, damit es zu keinen Verformungen kommt.

Auch Gebäudeecken gelten als mögliche Schadensorte. „So ist es fahrlässig, Platten an einer Gebäudeecke so zu verarbeiten, dass die Nut die Außenkante bildet. Schließ­lich kann man nur glatte Flächen verputzen“, weiß der Fachmann.

Ähnliche Aufmerksamkeit gebührt den Plattenstößen: Dämmplatten müssen im Verband und versetzt zueinander verlegt werden, damit keine Kreuzfugen entstehen, da in diesem Fall höhere Spannungen auftreten könnten. Und Fugen in Plattenstößen sind grundsätzlich zu vermeiden. Sie stellen einerseits Wärmebrücken dar. Daneben können sich hier Bewegungen summieren und zu Verformungen führen. Lassen sich Fugen jedoch nicht vermeiden, müssen sie mit baugleichem Material oder mit speziellen Füll­stoffen verschlossen werden.

Checkliste hilft bei der Übergabe

Grundsätzlich umgangen werden sollten Geschossstöße, da die Gefahr besteht, dass sich an diesen Stößen die Kräfte summieren. „Wenn die Unterkonstruktion auch nur 2 mm schwindet, kann die Putzscheibe auf Höhe eines Geschossstoßes dies nicht mehr aufnehmen, sondern wird stattdessen gestaucht“, verrät der Leiter Marktmana­gement.

Der Spitzwasserschutz im Sockelbereich ist durch das Putzsystem oder einen Plattenwerkstoff zu gewährleisten. Bevor das Gelände angefüllt wird, muss eine Abdichtung zum Schutz des Putzsystems und der Dämmschicht aufgetragen werden. Der Garten- und Landschaftsbauer hat diese Abdichtung durch eine vlieskaschierte Noppenfolie zu schützen. 

Nicht zuletzt darf die Schichtstärke des Putzauftrags nicht zu gering sein, da sich sonst bei ungünstigen Lichtverhältnissen Plattenstöße abzeichnen. Eine Schichtstärke von 5 bis 7 mm darf daher nicht unterschritten werden. Putz als Füllmaterial selbst für kleinste Flächenunebenheiten im Untergrund zu verwenden, ist ebenfalls keine gute Idee, da sich diese Stellen später auf jeden Fall abzeichnen. Stattdessen muss der zu verputzende Baukörper absolut eben sein.

Nicht zuletzt müssen Holzfaserdämmstoffe entsprechend den Herstellervorgaben bzw. der jeweiligen Zulassung ausreichend und richtig befestigt werden, damit auch aus dieser Richtung keine späteren Schäden drohen. Wer schließlich noch bei der Gewer­keübergabe darauf achtet, dass sämtliche Informationen weitergegeben werden, kann sich beruhigt zurücklehnen. Als Hilfsmittel für solche Übergaben hat Knauf daher eine Checkliste entwickelt, die von den Verarbeitern ausgefüllt werden muss.

Weitere Informationen zum Verputzten von Holzfaserdämmung können per E-Mail an Knauf angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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