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Industriedenkmäler als Zeugen der gesellschaftlichen Entwicklung vorm Verfall bewahren

(4.2.2000; Google-Maps-Links am 9.8.2015 zuletzt aktualisiert.) Die hiesigen Industriedenkmäler sollen als Zeugen der gesellschaftlichen Entwicklung vor ihrem Verfall bewahrt werden. Dazu sollen neue Nutzungsstrategien sie für die Nachwelt sichern.

Mit knapp 680.000 Mark fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Projekt des Lehrstuhls für Denkmalpflege und Bauforschung der Universität Dortmund, mit dem am Beispiel der Zuckerfabrik Waghäusel bei Karlsruhe (siehe Google-Maps) und der Kokerei Hansa in Dortmund (siehe Google-Maps) Bilanz- und Bewertungsmodelle für den Erhalt solcher Denkmäler entwickelt und Schlussfolgerungen für ihren Bestand und ihre Nutzung gezogen werden sollen. Die Stiftung will damit im „Jahr der Industriekultur 2000“ einen Beitrag im Kulturgüterschutz leisten. Deutschland beteiligt sich mit diesem Thema offiziell an der Kampagne des Europarates „Europa, ein gemeinsames Erbe“, die bis zum „Tag des offenen Denkmals“ im September 2000 läuft.

Der Erhalt von Industriedenkmälern habe nicht nur eine kulturhistorische, sondern auch eine ökologische Dimension, heißt es in einer DBU-Pressemitteilung. Häufig belasteten Schadstoffe und Altlasten Umnutzungsüberlegungen der Eigentümer. Und da wiederum nachvollziehbare Bilanzierungen wahrer Kosten fehlten, würden alternative Nutzungsstrategien gar nicht erst diskutiert und die wichtigen Zeitzeugen dem Erdboden gleichgemacht. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Stiftung, betont: „Dass die Umwelt geschont wird durch eine Weiternutzung an Stelle einer Neubebauung, dass weniger Bauabfälle anfallen und damit weniger Deponiebedarf besteht - darüber spricht niemand. Das steht aber auf der Prioritätenliste des nachhaltigen Wirtschaftens ganz oben.“

Die beiden Modellprojekte werden energetisch, stofflich und finanziell bewertet. In einem zweiten Schritt sollen Varianten - von Abriss bis Wertsteigerung - bewertet und gegenübergestellt werden. So könnten über Berechnungen, Fakten und Konzepte praktische Hinweise gegeben werden, die Alteigentümer, Neunutzer, Architekten und Planer zum Erhalt historisch wertvoller industrieller Baubestände bewegen könnten.

  • Die Zuckerfabrik Waghäusel im Besitz der Gemeinde Waghäusel wurde im 18. Jahrhundert angelegt (Google-Maps). Im 19. Jahrhundert zählte sie zu den großen Industriestandorten im Badischen. Die Denkmale des 18. Jahrhunderts sind von europäischem Rang. Seit 1995 liegt die Fabrik im wesentlichen still, über neue Nutzungen wird nachgedacht.
  • Die Kokerei Hansa in Dortmund ist die letzte erhaltene Zentralkokerei der 20er Jahre im Ruhrgebiet (Google-Maps). Sie steht für die stürmische Entwicklung der Kokereitechnik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Erhebliche Altlasten und Aggregate wie Ofenbatterien, Kühlhäuser und Tanks erschwerten allerdings Umnutzungsstrategien.


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