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150 Experten diskutierten über die Perspektiven von privaten Baugemeinschaften

(23.6.2001) Mehr nachbarschaftliche Gemeinschaft und mehr Mitbestimmung bei der Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes – das ist das Ziel von sogenannten privaten Baugemeinschaften. Als Ergänzung zu herkömmlichen Wohnformen gewinnen solche Projekte auch in Deutschland an Bedeutung. Das wurde auf einer Fachveranstaltung der LBS-Zukunftswerkstatt deutlich, bei der über 150 Experten aus Wohnungswirtschaft, Kommunen und Finanzierungsinstituten die Perspektiven von generationsübergreifenden Wohnprojekten diskutierten.

Das Bonner Forschungsinstitut empirica hatte im Auftrag der Landesbausparkassen (LBS) rund 160 private Baugemeinschaften recherchiert und die unterschiedlichen Ausprägungen erstmals systematisch erfasst. Eine Erkenntnis wurde dabei schnell gewonnen: Offenbar gibt es eine größer werdende Zahl an Bauherren, die mehr Beteiligung einfordern. Für diese Gruppe hat sich die Bildung von privaten Baugemeinschaften zu einer – auch kostengünstigen – Alternative entwickelt.

In anderen europäischen Ländern, insbesondere in den Niederlanden, Dänemark und Österreich, ist die Idee der Gruppenbauprojekte seit längerem Teil einer modernen Stadtplanung und Bürgerbeteiligung. Auch hierzulande dürften private Baugemeinschaften eine Chance sein, den vielfältigen Bedürfnissen an das gemeinsame Wohnen mehrerer Generationen gerecht zu werden. In der Praxis scheitern jedoch viele Initiativen für Gruppenwohnprojekte. Die Gründe dafür sind vielfältig: Schwierigkeiten bei der Grundstücksbeschaffung gehören ebenso dazu wie unzureichende finanzielle oder organisatorische Rahmenbedingungen. Häufig fehlt es auch an professionellem Management, das auch die Moderation der Gruppenbildung und Begleitung bei der Projektrealisierung umfasst.

Mit dem LBS-Fachkongress hat sich zum ersten Mal ein organisiertes Forum für generationsübergreifende Baugemeinschaften gefunden. Ziel ist es, anhand von konkreten Beispielen Handlungsansätze zur erfolgreichen Projektrealisierung zu entwickeln. Ganz wichtig – das zeigen auch die Erfahrungen bereits etablierter Projekte – ist dabei ein Dialog zwischen kommunaler Politik, Verwaltung, Projektinitiatoren und Wohnungswirtschaft. Insbesondere auf die Mitarbeit der Städte und Gemeinden kommt es an. Dabei sind nach Ansicht der Wissenschaftler keine speziellen Förderprogramme notwendig; vielmehr bedarf es einer flexiblen und leistungsfähigen Unterstützungsorganisation, die im wesentlichen die Rolle einer Kontaktzentrale zur Sammlung und Weitergabe von Informationen übernimmt. Das betrifft z.B. Vertragstypen, Listen mit erfahrenen Architekten, Erfahrungsberichte, Hinweise auf Betreuungsformen, Finanzierungsmodelle und günstige Dienstleistungsangebote. Baugruppen können so aus der "exotischen Nische" herauskommen und auch von Verhandlungspartnern (z.B. Banken) anerkannt werden.

Nach Einschätzung der Wissenschaftler von empirica ist die Nachfrage nach Gruppenwohnprojekten gekoppelt mit der Bekanntheit und der Normalisierung dieses Angebots im Spektrum der möglichen Wohnformen. In Ländern und Kommunen mit einer breiten Auswahl unterschiedlicher Wohnalternativen steigt die Nachfrage bereits an. Erfahrungen aus den Niederlanden, aber auch hierzulande in Hamburg, Münster, Freiburg und Tübingen zeigen, dass z.B. geregelte Verfahren bei der Vergabe kommunaler Grundstücke an Wohngruppen und beim Bau für Gruppen durch Wohnungsunternehmen wichtig sind.

Die bisher realisierten Projekte, so die Analyse der Experten, sind Beispiele für einen zukunftsweisenden Wohnungsbau, der sich unmittelbar an den Bedürfnissen und Lebensstilen seiner Bewohner orientiert. Ökologisches und soziales Wohnen, d.h. Nachhaltigkeit in Wohnungsbau und Stadtentwicklung, lässt sich mit privaten Baugemeinschaften in besonderem Maße umsetzen, da sie "von unten" gewollt und mit viel Engagement gemeinsam verfolgt werden.

Eine Auswahl der von empirica recherchierten Wohnprojekte ist in einer Dokumentation beschrieben. Sie kann kostenlos bestellt werden bei:

siehe auch:

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