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ZDB erwartet 2002 ein Minus von 2 - 3 Prozent bei Bauinvestitionen

(19.10.2001) Die Bauinvestitionen verringerten sich im ersten Halbjahr 2001 real um 6,5 Prozent (West: - 4,5 Prozent; Ost: - 12,9 Prozent). Besonders gravierend ist die Abnahme der Bautätigkeit im Wohnungsneubau mit einem Rückgang von 10 Prozent im Vergleichszeitraum des Vorjahresvolumens.

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Arndt Frauenrath, sagte anlässlich der Perspektiven des deutschen Baugewerbes im kommenden Jahr: "Eine Trendwende im Wohnungsbau ist derzeit nicht zu erwarten. Die Auftragseingänge liegen sowohl im Westen als auch im Osten im Minus. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres ging das Auftragsvolumen im Wohnungsneubau für die westdeutschen Betriebe real um 9,6 Prozent zurück und für die ostdeutschen Betriebe sogar um 34,1 Prozent."

Im Gegensatz zum Wohnungsbau scheint es im gewerblichen Bau wenige Lichtblicke zu geben, zumindest für den Westen Deutschlands. Die Baugenehmigungen für neue Nichtwohngebäude liegen im Zeitraum Januar - Juli 2001 mit 7,7 Prozent im Plus. Auch bei den Auftragseingängen verzeichnen die westdeutschen Betriebe des Bauhauptgewerbes im gewerblichen Hochbau ein Plus von 1,7 Prozent. In Ostdeutschland fiel das Genehmigungsvolumen für neue gewerbliche Hochbauten dagegen insgesamt um 5,1 Prozent geringer aus. Die Baunachfrage blieb bis Juli mit minus 12,2 Prozent nochmals deutlich hinter dem Vorjahresvolumen zurück.

Der öffentliche Bau büßte im ersten Halbjahr 2001 gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast 7 Prozent seines Volumens ein. Diese Entwicklung im ersten Halbjahr 2001 hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf den Bauarbeitsmarkt. Im Juli waren nur noch knapp 950.000 Personen beschäftigt, nachdem bereits zu Jahresbeginn die Beschäftigtenzahl unter die 1-Millionen-Grenze gesunken war. Das sind mehr als 100.000 Arbeitsplätze.

Die westdeutschen Betriebe haben ihre Mitarbeiterzahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 8 Prozent reduziert, die ostdeutschen Betriebe sogar um rund 17 Prozent! Damit liegt der Beschäftigungsrückgang im Bauhauptgewerbe im Jahresdurchschnitt 2001 bei gut 10 Prozent.

Aufgrund der anhaltenden Rezession am Bau werden auch im Jahr 2002 zwischen 50.000 und 80.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. ZDB-Präsident Frauenrath erteilte daher auch den Forderungen der IG BAU nach kräftigen Lohnerhöhungen in der Lohnrunde 2002 eine deutliche Absage.

Ursache für die Einbrüche im Wohnungsbau sind die politischen Fehler der Vergangenheit, wie z.B.

  • der eindeutigen Verschlechterung der steuerlichen Rahmenbedingungen,
  • im Mietwohnungsbau die Senkung der Anfangssätze der degressiven AfA,
  • die Erhöhung der Grunderwerbssteuer,
  • die Änderung der Besteuerungsfrist bei Immobilien und
  • die teilweise ganz ausgeschlossene Anrechenbarkeit von Verlusten,
  • im eigengenutzten Wohnungsbau die Senkung der Einkommensgrenzen für die Eigenheimzulage.

Frauenrath: "Die Zeche zahlen die mittelständischen Bauunternehmen und ihre Beschäftigten und nicht diejenigen, die die Gesetzesänderungen zu verantworten haben."

Insgesamt werden die Bauinvestitionen in diesem Jahr ein Volumen von 445 bis 450 Mrd. DM erreichen. Gegenüber dem Vorjahr wäre dies ein Rückgang um etwa 30 Mrd. oder 5 bis 6 Prozent. Damit wird statt der erhofften Abschwächung eine Verstärkung der Rezession am Bau eintreten.

Frauenrath erklärte zu den Perspektiven für das Jahr 2002: "Auch im Jahr 2002 ist kein Ende der Rezession in Sicht. Der starke Rückgang der Investitionstätigkeit am Bau wird sich jedoch verlangsamen. Wir rechnen mit einem Minus von 2 bis 3 Prozent."

Wie bereits in diesem Jahr wird die schlechte Situation im Wohnungsbau das Volumen der Bauinvestitionen insgesamt drücken. Während der Rückgang bei den Wohnungsbauinvestitionen mit 4 Prozent im nächsten Jahr anhält, könnte der Wirtschaftsbau mit plus 1 Prozent leicht zulegen. Dies allerdings nur, wenn sich der allseits erwartete Konjunkturaufschwung im Jahr 2002 tatsächlich auch einstellt und wenn keine weitere Verschlechterung der Weltkonjunktur aufgrund der Auswirkungen des internationalen Terrorismus droht.

"Ob wir für den öffentlichen Bau im kommenden Jahr tatsächlich die Nulllinie erreichen werden, ist höchst zweifelhaft. Angesichts eines aktuellen Rückgangs von 16 Prozent beim Gewerbesteueraufkommen wird sich die Investitionsschwäche der Kommunen weiter verschärfen, mit den bekannten Konsequenzen für die Bautätigkeit vor Ort."

ZDB-Präsident Frauenrath forderte deshalb dringend einen Paradigmenwechsel in Politik. "Das Bauen und das Betreiben öffentlicher Gebäude ist grundsätzlich keine staatliche Aufgabe. Warum muss ein Kindergarten, eine Schule oder ein Schwimmbad von der öffentlichen Hand geplant, gebaut und betrieben werden?"

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