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Tagung Strom statt Marmor - Gestaltungselement Photovoltaik

(13.11.2001) Die Bauwelt entdeckt dünne Silizium-Scheiben zur Gestaltung von Fassaden: Die Photovoltaik zieht vom Dach in die Fassaden. Neben der ästhetischen Komponente überzeugt die Energetische: Die neue Fassade erzeugt jetzt aus Sonnenlicht Strom.

Einen ganzen Tag lang diskutierten Fachleute auf der Tagung "Strom statt Marmor - Gebäudeintegrierte Photovoltaik", die von der Energieagentur NRW und dem Haus der Technik veranstaltet wurde, über Möglichkeiten und Grenzen des neuen Gestaltungselementes. Das Fazit: Photovoltaikanlagen eröffnen Bauherren und Architekten neue, gestalterische Chancen. Die Zeiten, als Solarzellen nur bescheidenen ästhetischen Ansprüchen genügten, sind passee.

Rund 80 Tagungsteilnehmer kamen in der Akademie Mont Cenis in Herne-Sodingen zusammen: Praktiker und Theoretiker, Künstler, Architekten und Fachplaner. Statt in Fachvorträgen und Diskussionsforen zu streiten, waren sie sich einig: Photovoltaik liegt im Trend. Der Sonnenstromerzeuger entwickelt in der Fassade ästhetische Qualitäten, die die Pioniere der Solarenergie nie im Sinn hatten. Und sie steht damit am Anfang einer hoffnungsvollen Entwicklung.

Zudem: Auch die ökonomischen Voraussetzungen für die Gewinnung von Strom und Wärme aus der Sonnenenergie sind günstig. "Die solare Energie, die innerhalb eines Jahres auf Nordrhein-Westfalen trifft, beträgt 1000 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Längst sind wir auch technisch in der Lage, diese Energie effektiv zu nutzen", erklärte Dr. Norbert Hüttenhölscher, Leiter der Energieagentur NRW. Am konkreten Beispiel erhielten die Teilnehmer der Tagung einen Überblick über die vielfältigen technischen und gestalterischen Möglichkeiten der gebäudeintegrierten Photovoltaik. So sollen experimentierfreudige Architekten, Planer und Bauherren ermuntert werden, das Alltagsbild der Solararchitektur langfristig zu bereichern.

Solarzellen leisten neben der Stromgewinnung einen wichtigen Beitrag zum Sonnenschutz gegen Überhitzung von Räumen. Gleichzeitig muss aber die Transparenz soweit erhalten bleiben, dass eine natürliche Raumbeleuchtung nicht beeinträchtigt wird. Für Prof. Helmut Müller kein Widerspruch: "Es bieten sich vielfältige architektonische Möglichkeiten des Einsatzes von Solarzellen in transparenten Bauteilen wie Glasdächer, Glasfassaden und Sonnenschutzvorrichtungen an." Eine innovative Lösung würden Sonnenschutzsysteme darstellen, die direktes Sonnenlicht auf Solarzellen konzentriere und diffuses Licht für Raumbeleuchtung und Aussicht durchlasse.

Weg von der Theorie, hin zur Praxis: Jahn Albers (Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken), Energiebeauftragter der Berliner Regierungsgebäude, wies gen Osten. In Berlin sei vor allem im Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium modernste Solartechnik verbaut worden. "Obwohl die Voraussetzungen in der Bundeshauptstadt mit zum Teil alter Bausubstanz und starker Verschattung nicht optimal sind, konnten wir an den Regierungsgebäuden zeigen, was möglich ist", betonte Albers den Beispielcharakter der Projekte an der Spree.

Allerdings sei ein unter energetischen und ästhetischen Gesichtspunkten optimales Ergebnis lediglich erreichbar, wenn zwischen Architekten und Fachplanern die notwendige Rückkopplung stattfinde. "Insbesondere bei Großprojekten ist eine integrale Planung der Fassaden sinnvoll", berichtete Thomas Sandner von der abakus energiesysteme GmbH. Mehr als hilfreich sei auch, wenn die Fachplaner bereits über Erfahrung mit Photovoltaikanlagen besitzen würden. Joachim Benemann, Geschäftsführer der Flabeg International GmbH, machte darauf aufmerksam, dass vorbildliche Nutzung von Solarenergie nicht nur in Berlin, sondern auch in Nordrhein-Westfalen zu finden ist. Mont Cenis sei ebenso ein Beispiel für die gelungene Kombination aus architektonischer Ästhetik und effizienter PV-Nutzung wie eine Schwebebahnstation in Wuppertal oder der Wissenschaftspark in Gelsenkirchen. "NRW ist in Entwicklung, Produktion und Anwendung von fassadenintegrierter Solartechnik führend. Die Produkte finden weltweite Beachtung."

Inzwischen wurde die Technik so weit entwickelt, dass ihre Grenzen der Gestaltung von solartechnischen Anlagen auf dem Dach oder an Fassaden einen in Zukunft noch wachsenden Spielraum lassen. Photovoltaische Fenster mit einem Wirkungsgrad von bis zu 16,5 Prozent würden nicht nur Heizkosten sparen, sondern - gefärbt - auch noch schön aussehen, referierte Prof. Jürgen Claus von der Kunsthochschule für Medien in Köln.

Photovoltaik-Anlagen werden durch Bund und Land gefördert. Darauf wies Rainer van Loon, Energieberater bei der Energieagentur NRW hin: "Neben den technischen sind mittlerweile auch die finanziellen Möglichkeiten verbessert worden. Durch das im April 2000 in Kraft getretene "Gesetz zum Vorrang erneuerbarer Energien" sind Netzbetreiber u.a. dazu verpflichtet, jede eingespeiste Kilowattstunde mit mindestens 99 Pfennig zu vergüten."

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