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Nachwuchsmangel bei Bauingenieuren bedroht den Umweltschutz

(30.1.2002) Den Hochschulen bleiben Studienanfänger des Bauingenieurwesens aus. Da für die technischen Leitungspositionen in den Bereichen Ver- und Entsorgung Bauingenieure oft die besten Voraussetzungen mitbringen, droht hier ein Mangel an qualifiziertem Personal, der den Umweltschutz im In- und Ausland zu gefährden droht. Vor diesem Szenario warnt die ATV-DVWK Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall als Repräsentantin der deutschen Wasserwirtschaft. Abiturienten sollten sich bei der Wahl ihres Studienfachs nicht durch die schlechte konjunkturelle Lage der Bauindustrie von einem Studium des Bauingenieurwesens abschrecken lassen: "Die Wahl der Vertiefungsrichtung ‚Wasserwirtschaft‘ in diesem Studiengang bietet auch künftig glänzende Perspektiven", so der Präsident der ATV-DVWK, Prof. Hermann H. Hahn, im Hauptberuf Professor an der Universität Karlsruhe (TH).

Bauingenieure sind Fachleute für Umweltschutz

Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung obliegt ein Großteil der planerischen, baulichen und betrieblichen Aufgaben im Umweltschutz, sei es in der Wasserwirtschaft und im Bodenschutz allgemein, sei es speziell in der Abwasserentsorgung, der Abfallwirtschaft und der Erzeugung regenerativer Energie durch Wasser, in den Händen von Bauingenieuren. Mit Beginn der Industrialisierung und der Verdichtung der Besiedelung der Städte war es der sogenannte Tiefbauingenieur oder Stadtbaumeister, der sich mit der Versorgung der Städte mit Wasser und der sicheren Entsorgung von Abwasser und Abfall befasste. Daraus entwickelte sich im vergangenen Jahrhundert die Verantwortung für das Wasser als Ganzes sowie für den Boden, der mit dem Wasser untrennbar verbunden ist.

Zahl der Studienanfänger auf Niveau von 1982 gesunken

Die konjunkturelle Entwicklung in der Bauindustrie führt gegenwärtig dazu, dass leistungsfähige junge Menschen sich in viel zu geringem Maße für ein Studium des Bauingenieurwesens interessieren: Die Zahl der Studenten im ersten Hochschulsemester hat sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 1994 bis 2000 nahezu halbiert. Die Zahl der Studienanfänger ist auf den Stand von 1982 zurückgefallen. Das Verhältnis der Gesamtzahl der Studierenden zur Zahl der Anfänger ist von 4,6 im Jahr 1982 auf 7,7 im Jahr 2000 gestiegen, d. h. die Zahl der Studienanfänger im Bauingenieurwesen sinkt nicht nur absolut, sondern auch im Vergleich zur Gesamtzahl der Studierenden in diesem Fach. Damit ist heute schon ein Nachwuchs- und Personalproblem für die Bauwirtschaft vorprogrammiert.

Wenn nur wenige Studenten ein Studium aufnehmen, stehen nur noch wenige für eine Vertiefung im Bereich Siedlungswasserwirtschaft zur Verfügung. Damit leiden auch die konjunkturell viel günstiger zu beurteilenden Bereiche der Ver- und Entsorgung im Bereich der kommunalen Wasserwirtschaft und des Schutzwasserbaus sowie Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern und Landschaft in einem bisher nicht gekannten Ausmaß an Nachwuchsmangel. Der Weg zum Wasserbauingenieur, zum Siedlungswasserwirtschaftler, zum Abfallspezialisten führt in den meisten Fällen über die Bauingenieurfakultäten. Der Studienanfänger kann dies in der Regel nicht erkennen.

Große Aufgaben auch im Ausland

Selbst wenn gelegentlich die Meinung geäußert wird, in Deutschland sei die Zeit der großen Herausforderungen und Aufgaben im Umweltschutz, in der Ver- und Entsorgung vorüber, so warten nach Meinung des Hauptgeschäftsführers der ATV-DVWK, Dr.-Ing. Sigurd van Riesen, doch noch große Aufgaben in der Sicherstellung und dem Unterhalt einer zuverlässigen, flächendeckenden Wasserversorgung und einer wohlgeordneten Abwasserentsorgung in den wirtschaftlich noch nicht voll entwickelten Ländern. Nach Feststellungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind über eine Milliarde Menschen ohne sichere Wasserversorgung, und nahezu drei Milliarden leben ohne geregelte Abwasser- und Abfallentsorgung, also unter großem Gesundheitsrisiko. Wer soll diesen Menschen helfen, wenn die Anzahl der ausgebildeten Fachleute so stark zurückgeht?

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