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Bauwirtschaft setzt weiter auf solidarisch finanzierte Berufsausbildung

(17.1.2003) Ausbildungsbetriebe im Bauhauptgewerbe erhalten von SOKA-Bau (Urlaubs- und Lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft) ab 2003 eine deutlich höhere Erstattung der gezahlten Ausbildungsvergütungen und der überbetrieblichen Ausbildungskosten. Der Beitragssatz zur Berufsausbildung im Bauhauptgewerbe wird 2003 nur noch 1,2% statt bisher 2,2% der Bruttolohnsumme betragen.

Gut ausgebildete Bau-Facharbeiter sind existenzwichtig für die deutsche Bauwirtschaft, wie führende Verbandsvertreter in den letzten Monaten immer wieder äußerten. Ungeachtet nach wie vor sinkender Beschäftigtenzahlen im Bauhauptgewerbe fehlt es in einigen Regionen aber schon heute an Fachkräften. Da - wie auch in anderen Branchen - zudem die Zahl der Ausbildungsverhältnisse abnimmt (2002 insgesamt 41.000 Auszubildende im Bauhauptgewerbe nach noch 52.000 im Jahr 2001), droht langfristig ein Mangel an Facharbeitern, insbesondere Polieren. Vom Bundesinstitut für Berufsbildung in Berlin (BIBB) wird in den neuen Ländern ab 2005, in den alten ab 2008 aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge für alle Industriebereiche ein deutlicher Rückgang der Nachfrage an Lehrstellen prognostiziert.

Gesamtbeitragssatz bleibt in den alten Bundesländern stabil und sinkt in den Neuen Bundesländern

Von den Tarifvertragsparteien des Bauhauptgewerbes wurde mit Wirkung zum 1.1.2003 der solidarisch von allen Betrieben zu zahlende Beitrag zur Finanzierung der Berufsausbildung von 2,2% auf 1,2% gesenkt. Der an SOKA-Bau von den Baubetrieben zu zahlende Gesamtbeitrag für die Finanzierung des Urlaubsverfahrens, der Berufsausbildung, des Lohnausgleichs und der Rentenbeihilfen sinkt in den neuen Bundesländern auf 18,6% (bisher: 18,95) und bleibt in den alten Bundesländern mit 20,6% unverändert.

Die Ausbildungsbetriebe erhalten aus diesen Beiträgen von SOKA-Bau neben der Erstattung von 17 Monatsvergütungen (10 im ersten, 6 im zweiten und 1 im dritten Ausbildungsjahr) künftig eine Nebenkostenpauschale von 20% statt bisher 16%. Die Erstattung der Ausbildungskosten erhöht sich damit um insgesamt rund 3,5%. Die Erstattungssätze für die überbetriebliche Ausbildung, die einen Schwerpunkt der Ausbildung im Bauhauptgewerbe ausmacht, erhöht sich um knapp 8%.

Höhere Erstattungen für Berufsausbildung seit 1. Januar 2003

"Mit der deutlichen Verbesserung der Erstattungsleistungen an Ausbildungsbetriebe im Bauhauptgewerbe ab dem 1.1.2003 machen die Tarifvertragsparteien der Bauwirtschaft deutlich, dass sie weiter auf eine qualifizierte überbetrieblich finanzierte Berufsausbildung setzen", sagt Dr. Peter A. Doetsch, Vorstand von SOKA-Bau. "Mit der verbesserten Erstattung der Ausbildungskosten wird ein Stück weit der - nicht zuletzt durch höhere Lohnnebenkosten verursachte - sukzessive Anstieg der Brutto-Ausbildungskosten in den letzten Jahren kompensiert". Diese Kompensation ist vor allem für die vielen kleinen und mittelständischen Baubetriebe, die Tag für Tag um ihre Existenz kämpfen, notwendig. Ohne sie wäre ihnen aufgrund des Zwangs zur Minimierung der Fixkosten die zukunftswichtige Ausbildung von gewerblichen Bau-Fachkräften nicht möglich.

Branchenweit finanzierte Bau-Berufsausbildung stärkt Ausbildungsbereitschaft

Der Berufsbildungsbericht 2002 macht folgendes deutlich: Die Ausbildungskosten - die in anderen Branchen den Ausbildungsbetrieb in vollem Umfang treffen - (Der zweitwichtigste ist die fehlenden Möglichkeit zur Übernahme der Lehrlinge) sind der wichtigste Grund dafür, dass ausbildungsberechtigte Betriebe von einer Ausbildung von Lehrlingen Abstand nehmen. Dieser Grund entfällt weitgehend im Bauhauptgewerbe aufgrund der von SOKA-Bau im Auftrag der Tarifvertragsparteien organisierten solidarischen Teilfinanzierung der Ausbildung. Die Ausbildungsquote (Zahl der Auszubildenden im Verhältnis zur Zahl der Gesamtbeschäftigten in der Branche) liegt im Bauhauptgewerbe damit immer deutlich über dem Durchschnitt aller Branchen. Sie beträgt aktuell immer noch über 5%.

Bau-Betrieben, die sich bisher aus Kostengründen nicht zur Ausbildung von Lehrlingen entschließen konnten, rät Doetsch, diese Entscheidung zu überdenken. Angesichts des erwarteten Mangels an Fachkräften sollte insbesondere die fehlende gesicherte Übernahme im eigenen Betrieb kein zwingendes Argument gegen ein Angebot von Lehrstellen sein. Mit der von SOKA-Bau organisierten finanziellen Förderung der Berufsausbildung im Bauhauptgewerbe ist die eigene Investition zudem begrenzt. Wir unternehmen zudem alles, um durch eine weitere Optimierung der EDV-technischen Abwicklung des Erstattungsverfahrens und der Zusammenarbeit mit den überbetrieblichen Ausbildungszentren die mit der überbetrieblichen Organisation verbundenen Verwaltungskosten zu reduzieren.

Technisch höhere Anforderungen an Bau-Azubis

Modernste Technik wie z. B. Computergesteuerte Laser, programmierbare Hydraulikbagger und Betonpumpen, EDV-gesteuerte Abbundanlagen, CAD-Programme, Steinversetzkräne, neue Schalungssysteme oder Spritz-Verputztechniken sind heute aus dem Bauhandwerk nicht mehr wegzudenken. Eine fehlerhafte Bedienung durch schlecht ausgebildete Fachkräfte kann Schäden am Gerät oder den zu erstellenden Bauten anrichten, die in keinem Verhältnis zum Gehalt des Bedieners stehen.

Qualifizierung in überbetrieblichen Bau-Ausbildungszentren

Mit der zunehmenden Automatisierung der Baustellen und der damit verbundene immer stärkere Einsatz von technischen Geräten und Computertechnik bei Baubetriebe jeder Größenordnung wandelt sich nicht nur die Anforderung am Arbeitsplatz, sondern auch die Ausbildung. Die überbetrieblichen Ausbildungszentren der Bauwirtschaft vermitteln in ihren Kursangeboten dieses neue technische Fachwissen. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass es weiterhin in Deutschland gut qualifizierte Fach-Arbeiter gibt.

Eine Berufsausbildung im Bauhauptgewerbe hat, da ist Doetsch sich sicher, dank vieler engagierter Ausbilder in den Baubetrieben und dank einer im internationalen Vergleich vorbildlichen überbetrieblichen Ausbildung, nach wie vor Zukunft. Für junge Leute, die sich für die neuen Techniken am Bau begeistern und diese fundiert erlernen, bietet der Bauberuf gute Aufstiegschancen. Solche gut ausgebildeten Fachleute brauchen den Wettbewerb nicht zu scheuen.

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