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Bauen mit Klärschlamm?

(16.4.2003) Wohin mit dem Klärschlamm, der bei der Abwasserreinigung anfällt? Deponieren, verbrennen oder als Dünger in der Landwirtschaft nutzen? Forscher am Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISWW) der Universität Karlsruhe unter Leitung von Professor Dr. Hermann H. Hahn entwickeln derzeit eine konstruktive Alternative: Aus dem unvermeidlichen Abfallprodukt soll ein hochwertiger Wandbaustoff entstehen.

Vorbild Blähton: Mit Luft durchsetzte Tonperlen machen Beton leichter und wärmedämmfähiger, so dass aus Zement und Blähton gefertigte Mauersteine mit hochporosierten Ziegelprodukten vergleichbar sind. Bei der herkömmlichen Fertigung solcher Leichtzuschlagstoffe werden Kügelchen aus Ton mit organischen Bestandteilen geformt und gebrannt. Dabei verbrennen die organischen Stoffe, und die Gase blähen die Kügelchen auf, da sie durch die schmelzartige Erweichung des Tones nicht entweichen können.

Bei der Leichtzuschlagherstellung aus Klärschlamm bewirken dessen brennbare Komponenten nicht nur das Blähen, sondern liefern auch die zum Brennen benötigte Energie, und der Aschegehalt übernimmt die Funktion des Tons. Das fertige Produkt soll sich ebenso gut zum Bauen wie Blähton eignen. Mancher Bauherr wird fragen: Stinkt das nicht? „Nach minutenlangem Brennen über 1100 Grad Celsius bleibt keinerlei Geruch übrig“, verspricht Projektsachbearbeiter Johannes Kraus vom ISWW. Überdies würden organische Spurenschadstoffe zerstört und Schwermetalle so eingebunden, dass sie quasi nicht mehr auswaschbar seien.

Mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums, der Stiftung Energieforschung Baden-Württemberg und der EnBW-Tochter Mobile Schlammentwässerungs-GmbH schaffen die Forscher am ISWW nun in weiteren Laborversuchen die Grundlagen für eine angenäherte technische Produktion.

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