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ZDB: Lage am Bau weiter ernst - Silberstreifen noch nicht in Sicht

(18.10.2003) "2003 wird noch einmal ein rabenschwarzes Baujahr. Bereits im ersten Halbjahr hatten wir bei den Bauinvestitionen ein Minus von 5,6% zu verzeichnen. Diesen Rückstand werden wir in den vor uns liegenden Monaten nicht ausgleichen können, die Bauinvestitionen werden daher von 217 Mrd. Euro bis zum Jahresende um minus 4,5% auf rund 207 Mrd. Euro zurückgehen. Und dies, nachdem wir in den letzten beiden Jahren bereits Rückgänge von 4,8% in 2001 und 5,8% in 2002 zu verzeichnen hatten." So die Einschätzung der Lage am Bau durch den Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Arndt Frauenrath, heute in Berlin.

Auch beim Umsatz konnte der ZDB-Präsident nur Rückgänge vermelden: "Der Umsatz der Bauunternehmen ging in den ersten sechs Monaten um 8,7% zurück und wird am Jahresende wohl bei rund 80 Mrd. Euro liegen, was einem Minus von 7%, entspricht." Dies hat Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten: "Wir werden in diesem Jahr weitere 90.000 Arbeitsplätze verlieren und im Jahresdurchschnitt bei ca. 790.000 liegen, nach 954.000 Beschäftigten in 2001 und 880.000 im Jahr 2002." So Frauenrath weiter.

Der öffentliche Bau weist (mit einem Volumen von 11,8 Mrd. Euro) ein minus von 8,4% und damit die schlechteste Entwicklung der drei Bausparten auf. Hier zeigt sich die Investitionsschwäche von Bund, Ländern und Kommunen mehr als deutlich. Im Wohnungsbau verringerte sich das Volumen um 4,9% (auf 57,4 Mrd. Euro) und im Wirtschaftsbau um 5,7% ( auf 30 Mrd. Euro). Der Wohnungsbau könnte, so der ZDB-Präsident, bis zum Jahresende 2003 auf Grund von Vorzieheffekten im Zusammenhang mit der Eigenheimzulage leicht gestützt werden, so dass Ende 2003 minus 3,5% erreicht werden könnte. Die gewerbliche Wirtschaft wird auch in den nächsten Monaten ihre Bauinvestitionen nur vorsichtig disponieren. Der Wirtschaftsbau wird daher wohl um 5% zurückgehen. Die Gebietskörperschaften werden angesichts ihrer Haushaltlage Mühe haben, die Haushaltsansätze bezüglich der Investitionsmaßnahmen auch tatsächlich umzusetzen, so dass der öffentliche Bau bei minus 7% zum Jahresende liegen dürfte.

Trotz steigender Baugenehmigungen wird sich der Wohnungsbau nicht nachhaltig erholen. Diese beruhen auf Vorzieheffekten aufgrund der Diskussion um die Zukunft der Eigenheimzulage. Die Baugenehmigungszahlen für Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sind in den ersten sieben Monaten signifikant gestiegen: Diese nahmen um 18,6% auf 99.310 Wohneinheiten in den alten und um 24,6% auf 20.861 Wohneinheiten in den neuen Ländern zu.

Noch sind diese Genehmigungen nicht bei den Unternehmen angekommen, denn in den ersten sieben Monaten diesen Jahres wurden insgesamt 11,9% weniger Aufträge erteilt. Dies entspricht einem Auftragsvolumen von 27,5 Mrd. Euro. Das waren im Westen 13,2% und im Osten 7,5% weniger Aufträge.

Angesichts unsicherer politischer Rahmenbedingungen wie auch konjunktureller Unwägbarkeiten wagte Frauenrath keine detaillierte Prognose für das Jahr 2004: "Allerdings gehen wir davon aus, dass die Bauinvestitionen noch einmal zurückgehen werden. Wir hoffen darauf, dass sich der Rückgang deutlich verlangsamen wird und wir uns im übernächsten Jahr dann der Talsohle nähern werden."

Frauenrath geht im Wohnungsbau von einer vorübergehenden Stabilisierung aus, wenn die bereits erteilten Baugenehmigungen realisiert werden und in konkrete Aufträge einmünden werden. Der Wirtschaftsbau wird aber auch im kommenden Jahr unter der Investitionszurückhaltung der Unternehmen zu leiden haben. Der öffentliche Bau wird aufgrund der klammen öffentlichen Kassen weiterhin zu wenig investieren.

Für den ZDB-Präsidenten geht auch im kommenden Jahr der Arbeitsplatzabbau am Bau weiter. "Dieser wird sich auch bei Erreichen der berühmten Talsohle fortsetzen. Denn der sich weiter verschärfende Wettbewerbsdruck zwingt die Unternehmen zum Abbau ihrer Belegschaften und zum Einsatz kostengünstigerer Nachunternehmer."

Zur Besserung der Situation forderte Frauenrath positive politische Rahmenbedingungen, die Investitionen anreizen und nicht verhindern, eine deutliche Senkung der Lohnzusatzkosten, um die Unternehmen von den drückenden Arbeitskosten zu entlasten.

Frauenrath zog ein ernüchterndes, abschließendes Fazit: "Die Lage der deutschen Bauwirtschaft ist weiterhin ernst. Von einem Ende der Krise kann nicht die Rede sein. Der Silberstreifen am Horizont zeigt sich noch nicht."

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