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Architektenkammer Rheinland-Pfalz zur Lage des Bau- und Planungssektors

(3.3.2004) Der ifo-Geschäftsklimaindex zeigte jüngst wieder nach unten. Die Architektenschaft in Rheinland-Pfalz sieht noch längst keinen Grund zu Optimismus. Die konjunkturelle Krise wird nach Auffassung von Kammerpräsident Franz verschärft durch strukturelle Defizite auch auf Auftraggeberseite. Franz forderte die öffentliche Hand auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden: "Nur langfristig gültige Entwicklungskonzepte können trotz knapper Kassen angemessene Voraussetzungen für private Investitionen schaffen und die Standortattraktivität erhöhen."

Finanzsituation und eingeschränkte Handlungsfähigkeit

Eine Sanierung der öffentlichen, insbesondere der kommunalen Haushalte, ist trotz der allenthalben geführten Reformdebatte nicht in Sicht. Die kommunale Aufgabenerfüllung, so Günther Franz bei einer Pressekonferenz Ende Februar, sei entscheidend eingeschränkt durch die finanzielle Notlage. Dringend notwendige Erhaltungsinvestitionen würden kaum noch zeitnah getätigt, was nicht nur den Bausektor belaste, sondern insbesondere die Standortattraktivität negativ beeinflusse und letztlich zu einer Abwärtsspirale führe.

Die Nachfrageschwäche privater Bauherren aufgrund der demografischen Entwicklung, mittelstandsunfreundliche Rahmenbedingungen und die Internationalisierung auch des Planungsmarktes tun hier ein Übriges.

Stadtentwicklung und -gestaltung sind Zukunftsinvestitionen

Im Wettbewerb der Städte und Gemeinden um Investitionen gelte es, so Franz weiter, verantwortungsvoll und selbstbewusst attraktive Standorte zu entwickeln. "Weiche Standortfaktoren werden noch immer unterschätzt. Eine gute, umweltverträgliche Infrastruktur mit hoher Gestaltungsqualität und Kultur sind Faktoren, die ernstzunehmende Investoren längst in ihre Entscheidungen einbeziehen." Standorte zu stärken hieße hier nicht in Randbereichen Gewerbeflächen auszuweisen und in den Innenstädten Leerstände zu tolerieren, sondern gezielt vorhandene Potenziale zu entwickeln, neue zu erschließen und ein eigenes Profil zu pflegen.

Zeugnisse der Vergangenheit müssen respektiert werden

Wo Neubauten durch die Bevölkerungsentwicklung und innerstädtische Leerstände rar werden, ist das Bauen im Bestand mehr denn je Aufgabe der Gegenwart. Dabei sind Denkmalschutz und -pflege für Städte wie Mainz schon als Imagefaktoren unverzichtbar. Darüber hinaus ist die Pflege des kulturellen und baulichen Erbes eine selbstverständliche Aufgabe im Dienste kommender Generationen. Es gilt allerdings stets, zwischen Erhaltung und Anpassung an zeitgemäße Nutzungen klug abzuwägen. Letztlich kann das Erbe nur durch den lebendigen Umgang und die nachhaltige Nutzung weitergegeben werden. "Mut für zeitgenössische und zukunftsfähige Gestaltung zahlt sich aus. Das bauliche Erbe von morgen muss heute geplant und gebaut werden. Die kritiklose Reproduktion von Vergangenem schafft keine neuen Werte," so Franz.

Erfolge nicht klein reden

Die verbreitet Neigung, ungewohnte Veränderungen gleich harsch zu kritisieren, verstellt den Blick auf erreichte Erfolge und behindert oft einen positiven Diskussions- und Entwicklungsprozess. Veränderungen werden zu häufig einseitig als Risiko betrachtet, die Chancen aber außer Acht gelassen. Gerade in Mainz gebe es auch positive Ansätze, so das Fazit des Kammerpräsidenten, auf Beispiele wie Theater, Stadionausbau, Rheinufergestaltung oder Proviantamt müsse aufgebaut werden: "Qualität zu einem angemessenen Preis heißt die Lösung, 'Geiz ist geil' führt dagegen nur tiefer in die Krise."

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