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Pestel Institut für Systemforschung: "Bundeskanzler Schröder gefährdet Wohnungsversorgung"

(27.3.2004) Die von Bundeskanzler Schröder geplante Streichung der Eigenheimzulage werde in Deutschland bis zum Jahr 2006 zu einer massiven Verknappung des Wohnraums und zu einer Explosion der Mieten führen, erklärte Dr. Klaus-Peter Möller, Vorstand des renommierten Pestel Instituts für Systemforschung e.V. in Hannover. Der Systemforscher, der Mitglied des Club of Rome ist, hat die zu erwartenden Auswirkungen eines Wegfalls der Eigenheimzulage in folgender Analyse zusammengefasst:

Dass die wohnungspolitische Forderung des Bundeskanzlers im Rahmen der Regierungserklärung "Deutschland 2010" vom 25.03.04 den realen Wohnungswünschen der Bevölkerung völlig zuwider läuft, hat die Reaktion auf die mögliche Streichung der Eigenheimzulage Ende 2002 und 2003 gezeigt. Aus Sorge über einen Wegfall der Förderung stieg 2003 die Zahl der Baugenehmigungen von Eigenheimen deutlich an, beim Geschosswohnungsbau fiel die Zahl der erteilten Baugenehmigungen dagegen weiter zurück, eine klare Aussage für das individuelle Eigenheim.

Nach der Halbierung der Eigenheimzulage ab Januar dieses Jahres ist für das Jahr 2004 mit einem drastischen Rückgang der Baugenehmigungen um 30% zu rechnen. Schon die Halbierung der Eigenheimzulage für Neubauten ab Januar wird zeitverzögert ab 2005 zu einem Rückgang der gesamten Wohnungsbautätigkeit von 288.000 WE (2004) auf 215.000 WE (2005) führen. Da das Einfamilienhaus die einzige Wohngebäudeform ist, die auf die Verringerung der Förderung durch die Eigenheimzulage reagierte (vgl. Tabelle am Ende des Texte), darf diese auf keinen Fall gestrichen werden. Allein der Eigenheimbau garantiert weiteren Neubau und verhindert zukünftigen Wohnungsmangel und damit schnell steigende Mieten.

Ein weiteres dramatisches Absinken des Geschosswohnungsbaus mit oder ohne Förderung durch die Eigenheimzulage ist sicher. Da gleichzeitig die Bevölkerungszahl und die Zahl der privaten Haushalte zunehmen, entsteht in fast allen Regionen Deutschlands ein zunächst leichter und ab dem Jahr 2007 spürbarer werdender Wohnungsmangel. In der Folge werden die Mieten schneller ansteigen als der allgemeine Preisindex. Die gesamte Mietbelastung der privaten Haushalte nimmt zu.

Der Bundeskanzler verkennt, dass der Bau von selbst genutzten Ein- und Zweifamilienhäusern die letzte verbliebene Neubaunische überhaupt ist. Nur Umzüge in neue Einfamilienhäuser schaffen das notwendige Angebot im Geschosswohnungsbestand. Die Wohnungsmärkte sind bei Weitem nicht gesättigt. Ein Neubau von 320.000 WE in Deutschland stellt das Minimum an Wohnungsbautätigkeit dar. Allein 120.000 WE an Abrissen und Zusammenlegungen müssen jährlich ersetzt werden, die Zahl der Haushalte steigt jährlich um mindestens 200.000 an. Wird der ab 2005 ohnehin um 73.000 WE abgesenkte Einfamilienhausbau durch Streichung der Eigenheimzulage um zusätzliche 48.000 WE weiter gedrückt, werden die Ungleichgewichte an den Wohnungsmärkten durch mangelndes Angebot zunehmen.

Gibt es in dieser Marktlage auch keinen Einfamilienhausbau, so werden die Mieten explodieren, weil schon um 2010 - in den alten Bundesländern - rund 1 Mio. Wohnungen fehlen werden. Die Ausgaben für Miete würden sich innerhalb weniger Jahre verdoppeln, wenn kein Einfamilienhausbau mehr stattfindet.

Tabelle: Wohnungsbauprognose bei völliger Streichung der Eigenheimzulage ab 2005 sowie Gesamtbedarf an neuen Wohnungen bei Zuwanderungssalden um 220.000 Personen p. a. in Deutschland bis 2006 Angaben in 1.000 WE
Jahr Wohnungsfertigstellungen in Gebäuden mit ... 1) Gesamtbedarf
(Anzahl WE)
1 oder 2 WE 3 oder mehr WE WE insgesamt
2002 2) 190 100 290 305
2003 3) 185   81 266 310
2004 4) 213   75 288 320
2005 5) 149   66 215 320
2006 6) 104   63 167 320
___________
1) Wohnungen (WE) in neuen Wohngebäude und sonstige WE (Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden sowie neue WE in Nichtwohngebäuden und in Wohnheimen)
2) Fertigstellungszahlen (Ist)
3) Schätzung auf Grund der Baufertigstellungen 2003 gegenüber 2002 (jeweils Januar bis November)
4) Schätzung auf Grund der Baugenehmigungen 2003 gegenüber 2002
5) Halbierung der Eigenheimzulage ab 2004
6) bei völliger Streichung der Eigenheimzulage ab 2005

siehe auch:

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