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Eigenleistung beim Hausbau nicht überschätzen!

(19.7.2004; Siehe aktuelleren Beitrag zum Thema!) "Da packen wir eben selbst mit an!" So macht sich mancher Bauherr Mut. Angesichts enormer Baupreise scheint das zunächst auch keine schlechte Idee. Aber, so warnt der Verband Privater Bauherren (VPB), Häuslebauer dürfen sich nicht überschätzen. Wer selbst baut, der braucht Know-how und sehr viel Zeit. Doch Bernhard Riedl, Bausachverständiger und Leiter des VPB-Regionalbüros in München, weiß: "Wer ein Reihenhaus baut, mit drei Etagen einschließlich Keller und 140 Quadratmetern Wohnfläche, der kann bei reinen Baukosten von rund 250.000 Euro maximal 18.000 Euro einsparen. Das klingt zunächst viel, aber der Preis ist hoch. Um soviel Geld zu sparen, muss der Bauherr fast 850 Stunden auf der eigenen Baustelle schuften. Richtig gerechnet ist das ein halbes Jahr. Das ist in Eigenregie kaum zu schaffen. Wer kann schon so lange seinen Arbeitsplatz im Stich lassen? Außerdem fehlt Laien die Routine. Erfahrungsgemäß schaffen sie maximal zwei Drittel der Leistung eines Profis. Ohne Mithilfe von Familienmitgliedern und Freunden ist der Eigenbau nicht zu bewältigen.

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"Nicht alle Arbeiten", so warnt Bernhard Riedl, "eignen sich für die Selbsthilfe." Ohne bautechnische Kenntnisse können Familien selbst ihren Garten anlegen, dafür benötigen sie je nach Größe des Gartens zwischen 30 und 45 Stunden und sparen damit gegenüber dem Fachbetrieb etwa tausend bis 1.200 Euro. Bauherren können auch tapezieren und streichen. Maler- und Tapezierarbeiten schlagen mit 125 bis 190 Stunden zu Buche. Ein Fachbetrieb würde dafür bis zu 5.000 Euro berechnen. Auch der Einbau der Fußbodenbeläge lohnt sich. Dafür müssen realistische Heimwerker zwischen 40 und 90 Stunden veranschlagen. Sie sparen etwa 1.000 bis 3.500 Euro an Handwerkerlöhnen. Wer sich mehr zutraut, der kann selbst Fliesen verlegen. Rund 100 Stunden braucht er dazu im normalen Reihenhaus. Das bringt gut 2.600 Euro Minderausgaben.

Wer selbst das Dach ausbaut, die Schrägen dämmt und verkleidet, der hat damit zwischen hundert und 130 Stunden zu tun und erspart sich im Gegenzug 3.500 bis 4.000 Euro. Präzise arbeiten können muss, wer Zimmertüren selbst einsetzt. Damit lassen sich etwa 20 Stunden sparen, der Bauherr macht damit rund 600 Euro gut.

Keine Frage, Eigenleistungen helfen Geld sparen. Aber sie kosten auch viel Zeit und müssen exakt in den Bauablauf integriert werden, damit es nicht zu Zeitverzögerungen kommt. Dies gilt besonders dann, wenn der Bauherr mit einem Generalunternehmer oder Bauträger baut. Dabei ergeben sich verschiedene Probleme: Wer haftet beispielsweise, wenn durch die Eigenleistungen Schäden entstehen und der Bauträger anschließend nicht weiterbauen kann? Und wer übernimmt die baufachliche Aufsicht für die Bauten in Eigenregie? Der VPB-Fachmann rät: "Wer selbst baut, der sollte sich unbedingt vorab Hilfe vom Sachverständigen holen." Er sollte auch bereits vor Vertragsabschluss und mit Hilfe seines Bausachverständigen genau auflisten, was er an Eigenleistung erbringt. Diese Wünsche müssen dann genau mit dem Anbieter abgestimmt und im Vertrag detailliert festgelegt werden. Dabei sollten die Vertragspartner insbesondere die Schnittstellen zwischen Fremd- und Eigenleistungen exakt definieren, und zwar in organisatorischer wie auch zeitlicher Hinsicht.

Übrigens: Wer selbst baut, vor allem mit Bekannten und Verwandten, der muss sich dafür versichern. Bei Arbeitsunfällen, so warnt der VPB, haben Privatleute, die in eigener Sache auf ihrer Baustelle tätig sind, nach einem Urteil des Bundessozialgerichts keinen Schutz aus der gesetzlichen Unfallversicherung (AZ B 2 U 21/97).

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