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Intelligenter Wohnen - Die POF-Musterwohnung

(24.9.2004) Rechtzeitig zum Treffen der Weltspitze auf dem Gebiet polymerer optischer Fasern (POF) vom 27. bis 30. September im Nürnberger Kongresszentrum, kann in der Frankenmetropole Deutschlands erste sogenannte "POF-Wohnung" bezogen werden. Unter Federführung des POF-Anwendungszentrums (POF-AC) der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg haben sich acht Firmen aus Europa und Japan das Ziel gesetzt, neue Technik in einer wohnlichen und damit vertrauten Umgebung zu präsentieren.

Das Ergebnis ist in einer renovierten Fünf-Zimmerwohnung in der Nürnberger Südstadt zu sehen. Daten und Signale von verschiedenen Quellen werden über die polymeren optischen Fasern ausgetauscht und geben so einen Vorgeschmack, wie das Multimedia-Heim von morgen schon heute aussehen kann. Dazu kommt, dass die neue Technik, die Signale über Plastik-Lichtleiter transportiert, auch noch kinderleicht zu installieren sein soll: Schon ein gutes Messer genügt, um die Faser auf die richtige Länge zu bringen. Auch lässt sich das nur zwei Millimeter dünne Kabel sehr leicht unter Putz oder in der Teppichleiste verstecken. Und schon rauschen die Daten in ungeheurer Menge durch die Leitung, stören nicht durch Abstrahlung elektromagnetischer Felder und können ihrerseits auch nicht beeinflusst werden: Kein Rauschen, kein Flackern, wenn etwa irgendwo ein Handy läutet.

Alles an Bord: Strom und Daten

Noch einfacher ist der Aufbau, den eine Gruppe der Fraunhofer-Gesellschaft in Nürnberg vorschlägt: Sie kombinieren Strom- und Datenleitung in einem Stecker und versorgen den Fernseher mit Strom sowie dem Bild- oder Tonsignal. Ähnlich gehen die Schweizer von Reichle & de Massari vor; nur bauen diese die POF in den bekannten Telefonstecker ein. Mitsubishi zeigt die Übertragung von Satellitensignalen auf der POF; Infineon, Hamamatsu und Ratioplast präsentieren die entsprechenden Sender und Empfänger. Während Leoni passende Kabel zur Verfügung stellt, komplettieren DieMount mit seiner hoch effizienten Einkoppeltechnik und Knürr die Liste der "Einrichtungsfirmen".

Wochenlang haben die Mitarbeiter des Anwendungszentrums POF-AC unter der Projektleitung von Professor Dr. Olaf Ziemann zusammen mit den beteiligten Unternehmen ein Wohnzimmer, ein Arbeits- und zwei Kinderzimmer eingerichtet, in denen die intelligenten Fasern gut versteckt sind, aber wirkungsvoll den PC mit dem Fernsehgerät, der Satteliten-Schüssel und dem Telefon verbinden. So soll auch dem Laien demonstriert werden, dass die zukunftsträchtige Übertragungstechnik viele Vorteile bietet und trotzdem einfach zu handhaben ist.

Kurz-Info: Was ist POF?

Polymere Optische Fasern (POF) sind Lichtwellenleiter aus hochtransparentem Kunststoff. Sie sind in der Lage, Licht zu führen, genau so, wie es metallische Kabel mit elektrischem Strom tun. Dabei kommt überwiegend hochtransparentes Acrylglas (PMMA) zum Einsatz, das so extrem durchsichtig ist, dass man im Vergleich Fensterscheiben 400 Mal dicker bauen könnte, ohne an Durchblick zu verlieren. Eine POF besitzt einen Innenbereich, den sogenannten Kern aus PMMA, der von einem dünnen Mantel mit einer kleineren Brechzahl umgeben ist. Durch Totalreflexion wird dabei im Kern das Licht nahezu verlustfrei geführt. Die POF bieten zahlreiche Vorteile: Sie sind störsicher, kostengünstig, leicht zu installieren und nicht zuletzt hoch flexibel.

Im Nürnberger Messezentrum werden auch über die POF-Heimanwendungen hinausgehende Verwendungsmöglichkeiten gezeigt. So etwa POF in Autos (gezeigt wird ein BMW der 6er-Reihe mit insgesamt 100 Metern POF-Leitungen), POF in der Beleuchtungstechnik (leuchtende Gardinen) und POF in der Sensortechnik (zum Beispiel Wasserwächter). Deutschlands erste "POF-Wohnung" ist dazu nur ein erster Meilenstein auf der Straße zu einem bewohnerfreundlichen Heim, das den Nutzern wegen seiner einfachen Installierbarkeit die Vorzüge der Informationsgesellschaft erst so richtig genießen lässt.

Auch nach der POF-Konferenz wird die Musterwohnung zunächst bis Ende 2005 für Fachbesucher und andere Interessierte täglich zu besichtigen sein.

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