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21. ACS mit BIM und PeP

(27.10.2004) Der Branchentreff ACS 2004, Fachmesse für Informations- und Kommunikationstechnologien im Bauwesen, ging am 23.10. in Frankfurt am Main nach drei Tagen mit gemischten Gefühlen zu Ende. Auf erheblich verkleinerter Gesamtfläche präsentierten sich 173 Unternehmen und Verbände (2003 waren es 218 Aussteller), und auch bei der Zahl der Fachbesucher musste nach 7.580 im Vorjahr heuer ein Rückgang auf etwas mehr als 5.000 in Kauf genommen werden.

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Auffällig war, dass einige der "großen" Hersteller wie Graphisoft, Nemetschek oder RIB in diesem Jahr ihren Messeauftritt erheblich bescheidener gestaltet hatten, während die Messestände diverser "kleiner" Unternehmen gewachsen waren sowie professioneller erschienen als in den Vorjahren. Dadurch wirkte die diesjährige Messe einerseits konzentrierter und andererseits ausgewogener; sowie mit Blick auf die Meinungsführerschaft der "Großen" im gewissen Sinne auch gleichberechtigter - ein Trend, von dem die ACS in Zukunft profitieren könnte.

kein klim-BIM!

Während sich die Messe selber kein spezielles Thema auf die Fahnen geschrieben hatte, zogen die Aussteller von Mainstream-Software (d.h.: CAD steht im Mittelpunkt des Angebotes) das "Building Information Modeling" (kurz: BIM) aus dem Hut. Gleichwohl war es in gewisser Weise symptomatisch, dass versucht wurde, eine an sich gute Idee - nämlich das computergestützte Planen, Bauen und Bewirtschaften von Gebäuden ganzheitlich zu betrachten - deutschen Architekten mit englischem Vokabular nahe zu bringen. Ob die Zielgruppe damit erreicht wurde? Zumal sich zentrale Aussagen zu BIM nicht wesentlich von den diversen Broschürentexten von vor 5, 10, 15 oder 20 Jahren unterschieden haben und somit eigentlich ausgebrannt waren / sind. Schade, denn das durchgängige Hantieren mit Geometrien und Sachdaten in Kombination mit einem "intelligenten" Datenaustausch (Stichwort: IFC) hat nach langem Anlauf nun tatsächlich das Potential, Planungsprozesse zu verkürzen, Redundanzen und Übertragungsfehler zu vermeiden, Informationsverluste während der Planungs-, Bau- sowie Lebenszeit einer Immobilie zu reduzieren und damit Kosten zu sparen. Zur Erinnerung: Allein die fehlende Datenkompatibilität und Interoperabilität in der Planungsphase von Gebäuden kostet laut einer aktuellen Studie des US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology (NIST) in den USA jährlich über eine Milliarde US Dollar. Diese Zahl bezieht sich zwar auf die USA, aber das typische Arbeiten in Deutschland läßt vermuten, dass auch hierzulande die Auswirkungen der fehlenden Datenintegration beim Planungsprozess von Gebäuden gravierend sind.

Vor diesem Hintergrund wiegt es um so schwerer, wenn gewichtige Marktteilnehmer die Verschmelzung von Geometrie und Sachdaten nur bis zum eigenen Tellerrand predigen und durch mangelnde Unterstützung BIM-gerechter Datenaustausch-Standards  (gemeint ist z.B. IFC) den Markt der Bau- und Architektur-Software insgesamt ausbremsen. Zwar ist die kritische Masse an unterstützenden Unternehmen eigentlich längst erreicht, aber die Bremser eignen sich eben zu gut als Alibi, wenn Gründe gegen die neue, bauteilorientierte Art des computerunterstützten Planens gesucht werden.

PeP, PeP Hurra!

Von ganz anderem Kaliber war die Präsentation von PeP, dem zweiten dominierenden Thema der ACS. "PeP" steht für "Praxisinitiative erfolgreiches Planungsbüro" sowie ein Benchmarking-System für Planungsbüros, das im Rahmen zweier Veranstaltungen auf der ACS sehr nachdrücklich vorgestellt wurde (siehe auch Meldung vom 21.9.2004) - offensichtlich auch erfolgreich, denn recht viele Personen trugen einen PeP-Button während der Messe spazieren. Und dem Vernehmen nach, zeigten viele Hersteller entsprechender Büro- und Management-Software für Planungsbüros (BMSP) Interesse, dieser Initiative beizutreten. Insgesamt scheinen die meisten Software-Hersteller, die die betriebswirtschaftlichen Aspekte der Branche im Auge haben, auf einer eigenen Konjunkturwelle zu schwimmen - wen wundert's?!


Fortbildung statt PISA

Immer mehr Architektenkammern fordern nach dem Vorbild der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen von ihren Mitgliedern eine regelmäßig Fortbildung ein, die mit so genannten Fortbildungspunkten vergütet werden. So war es nur konsequent neben dem üblichen Messegeschehen ein zeitgemäßes und marktrelevantes Veranstaltungsprogramm anzubieten. Die Tagesthemen lauteten ...

... und sollten Architekten sowie Ingenieuren Möglichkeiten aufzeigen, ihren eigenen Hals angesichts der baukonjunkturellen Rahmenbedingen aus der Schlinge zu ziehen - denn eines ist gewiß: für die Architektenschaft insgesamt ist der Markt inzwischen viel zu klein (siehe Meldungen "Architekten nun auch offiziell Künstler" und "Architekten-Studie: Vom Künstler zum Kaufmann"). Angesichts eines Bauvolumens, welches immer noch bei über 200 Milliarden Euro liegt, begründet sich die Misere aber wohl eher an der zu hohen Zahl von Architekten und anderer Planer als am grundsätzlichen Potential des Marktes. Und es gibt ja auch ausreichend positive Beispiele, in denen sich Architekten und Ingeneure mit guten Ideen, Marktnähe, Kostenbewußtsein und dem konsequenten Einsatz von Software - auch wenn dadurch Mitarbeiter eingespart werden - ihre ganz eigene Sonderkonjunktur beschert haben.


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