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epidemiologische Studie: Radon ist zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs

  • Europaweite Untersuchung zeigt, dass Lungenkrebsrisiko durch Radon in Aufenthaltsräumen nicht zu vernachlässigen ist. Maßnahmen zur Radonverminderung sind dringend erforderlich

(2.2.2005) Mit steigender Radonkonzentration in Aufenthaltsräumen nimmt das Risiko einer Lungenkrebserkrankung zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine europaweit durchgeführte Studie, die von der Europäischen Kommission gefördert wurde. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) war an dieser größten epidemiologischen Studie zu Lungenkrebs und Radon beteiligt. In der Studie wurden die Daten von 13 Fall-Kontroll-Studien aus 9 Ländern zusammengefasst und ausgewertet. "Demnach werden europaweit ungefähr neun Prozent der Lungenkrebstodesfälle und zwei Prozent aller Krebstodesfälle durch Radon in Aufenthaltsräumen verursacht", resümierte Wolfgang Weiss, Leiter des Fachbereiches Strahlenschutz und Gesundheit des BfS, bei der Vorstellung der Studie. Radon verursacht demnach jährlich ungefähr 20.000 Lungenkrebstodesfälle in der Europäischen Union, davon etwa 3.000 in Deutschland.

Die Studie weist unter Berücksichtigung von Rauchen und Unsicherheiten in der Abschätzung der Radonkonzentration eine statistisch signifikante Erhöhung des Lungenkrebsrisikos um 16% bei einer Zunahme der Radonkonzentration um 100 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³) Raumluft nach. Der Zusammenhang ist annähernd linear. Es gibt keinen Hinweis auf einen Wert, unterhalb dessen kein Risiko auftritt.

Die Wahrscheinlichkeit bis zum Alter von 75 Jahren an Lungenkrebs tödlich zu erkranken stellt sich wie folgt dar: Bei einer Radonkonzentration von 0, 100 und 400 Bq/m³ für Nichtraucher vier, fünf bzw. sieben von 1.000 Personen.

Weiterhin wird beobachtet, dass Personen, die Räume mit Radonkonzentrationen zwischen 100 und 200 Bq/m³ Raumluft bewohnen, ein um 20 Prozent höheres Lungenkrebsrisiko haben, als Personen, die in Räumen mit Werten unterhalb von 100 Bq/m³ leben. Somit liegt ein statistisch signifikant erhöhtes Lungenkrebsrisiko selbst unterhalb der Radonkonzentrationen von 200 Bq/m³ vor. Wolfgang Weiss betont, dass derzeit aber erst oberhalb dieses Wertes Sanierungsmaßnahmen zur Radonverminderung empfohlen werden.

Das BfS hat ein Konzept für Strahlenschutzmaßnahmen zur Verminderung der Strahlenexposition durch Radon in Aufenthaltsräumen entwickelt und vorgestellt. Diese sehen bei Neubauten einen Wert von 100 Bq/m³ Raumluft vor. Wolfgang Weiss fordert daher: "Es muss das Ziel sein, diesen Wert in Aufenthaltsräumen sicher zu unterschreiten. Dies kann durch geeignete, oft sehr einfache und wenig aufwändige bauliche Maßnahmen erreicht werden." Die Kosten liegen bei Neubauten in vielen Fällen bei maximal 2.000 Euro für ein Haus mit 100 m² Grundfläche. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit will deshalb in Kürze einen Gesetzentwurf für ein Radonschutzgesetz mit einem Zielwert von 100 Bq/m³ Raumluft vorlegen.

Lungenkrebsrisiko Nr. 1 bleibt das Rauchen. Besonders gefährlich ist die kombinierte Wirkung von Radon und Rauchen. Bei den Rauchern erkranken bei einer Radonkonzentration von 0, 100 und 400 Bq/m³ 100, 116 bzw. 160 von 1.000 Personen.

zur Erinnerung: Radon ist ein natürliches radioaktives Edelgas, das beim spontanen radioaktiven Zerfall von Uran entsteht und praktisch überall in unterschiedlichen Konzentrationen vorkommt. Die Höhe der Radonkonzentration in Aufenthaltsräumen hängt neben den geologischen Bedingungen von einer Vielzahl von Faktoren ab (Dichtigkeit des Fundaments, Lüftungsgewohnheiten, etc.). Sie kann nur durch Messung zuverlässig ermittelt werden. Bereits mit einfachen Maßnahmen wie Wandabdichtungen oder zusätzlicher Belüftung kann die Radonkonzentration in Aufenthaltsräumen erheblich reduziert werden. Am nachhaltigsten und kostengünstigsten sind Maßnahmen zur Radonverminderung, wenn diese bereits beim Neubau von Häusern ergriffen werden.

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