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Dachdämmung im Visier der Energiesparer

  • 20 Prozent Wärmeverluste gehen durchs Dach
  • Muster-Sanierung in Hessen

(3.6.2005) Steigende Energiepreise: Nach Heizung, Fassade und Fenster rückt jetzt das Dach ins Visier der Modernisierer. Denn über die "fünfte Fassade" des Hauses entweicht 20 Prozent der Wärme und mehr. So bekommt das Dach im "Energiepass", der ab 2006 europaweit vorgeschrieben ist, automatisch eine besondere Bedeutung. "Es bietet sich an, gleichzeitig den Zustand der Eindeckung und der Unterdeckung zu überprüfen. Die beste Dämmung nimmt Schaden, wenn sie durchfeuchtet", warnt Oliver Kortendieck, Anwendungstechniker der Dachziegelwerke Nelskamp.

Wird die Dacheindeckung erneuert, bietet sich die sogenannte Aufsparrendämmung an (siehe Bild rechts). Sie sorgt mit verschiedenen Funktionsschichten - neben der Wärmedämmung - für Feuchte-, Schall- und Brandschutz. Sie wird über den Sparren verlegt und bildet so eine geschlossene, wärmebrückenfreie Fläche. Darüber werden Konterlattung und Dachlattung angebracht. Den Abschluss bildet die Eindeckung.

"Wird das Dachgeschoss als Wohnraum genutzt, erhöhen sich die Anforderungen an die Dachkonstruktion", betont Kortendieck. "Neben einer funktionierenden Wärmedämmung muss das Unterdach den neuen Ansprüchen angepasst werden. Aus Dämmelementen mit oberseitig angebrachten Unterdeckbahnen (z.B. aus Polymerbitumen) entstehen regensichere Unterdächer.

Die Aufsparrendämmung bietet viele Vorteile: Sie erlaubt größere Raumhöhen und mehr Gestaltungsfreiheit, da z. B. die Sparren sichtbar bleiben. Die Dämmung erfolgt in wenigen Arbeitsschritten. So reduzieren sich Fehlerquellen und Kontrollaufwand bei der Ausführung.

Bei der Zwischensparren-Dämmung (siehe nächstes Bild) wird das Material von innen eingebaut. Vorteil für Bauherren: Ein Teil der Arbeiten kann Eigenleistung sein. Für die regelgerechte Ausführung der Anschlüsse (z.B. Kamin) ist jedoch der Fachmann unentbehrlich. Im Bereich Altbau muss laut Energieeinsparverordnung (EnEV) lediglich die vorhandene Sparrenhöhe gedämmt werden. Im Zusammenhang mit der "gesamtenergetischen Betrachtungsweise" (also das ganze Gebäude) bekommt das Dach einen besonderen Stellenwert.

Eine Vollsparrendämmung kam gerade bei einer Villa aus den zwanziger Jahren in Bad Arolsen (Hessen) zum Einsatz. Das gesamte Gebäude war stark sanierungsbedürftig, als der Architekt es für sich selber erwarb und modernisierte. Dabei entstanden im Dachgeschoss drei Mietwohnungen.

Der Wärmeschutz bestimmte die neue Dachkonstruktion maßgeblich. Der Bauherr entschied sich für eine Vollsparrendämmung mit Lüftungsebene und dampfdiffusionsoffener Unterspannbahn. Eine 14 cm dicke Sparrendämmung und zusätzlich 4 cm Wärmedämmung hinter der innenseitigen Gipskartonplatten-Verkleidung sorgen für hohen Wärmeschutz. Den Schutz vor kondensierter Raumluft übernimmt eine Folie als Dampfsperre zwischen Dämmung und Verkleidung. "Der Niedrigenergiehaus-Standard wird jetzt deutlich unterschritten", betont der Bauherr.

Zusätzlich wurde die über Jahrzehnte schadhaft gewordene Eindeckung erneuert. Jetzt schmücken schwarze Dachsteine mit "Longlife"-Oberfläche das repräsentative Haus. Sie verfügen über eine Mikrobeton-Beschichtung: Regen perlt nicht in Tropfen ab, sondern "spült" die Oberfläche sauber. "Eine automatische, kostenlose Reinigung", bestätigt Kortendieck. "Die Pfannen sind durch die Schutzschicht farbbeständig und sehen so auch nach Jahren richtig schwarz und nicht etwa grau aus."

Der Hausherr ist zufrieden mit seinem "neuen" Schmuckstück: Die S-Form der Pfanne sorgt mit ihren abgerundeten Schnittkanten für optisch fließende Übergänge. Nicht der einzelne Dachstein, sondern die Dachfläche als Ganzes wird wahrgenommen. Der schwarze Farbton der Pfannen gibt dem Haus - mit der Fassade aus gelb eingefärbtem Mineralputz - ein modernes Outfit, ohne die ursprüngliche Bauwerksform zu verändern.

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