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Solarbundesliga: Stiftungen als Motor für den Ausbau der erneuerbaren Energien

(12.1.2006) Die Zeiten, in denen der SSV Ulm 1846 in der Fußball-Bundesliga kickte, liegen mehr als fünf Jahre zurück. Dafür hat die Donau-Stadt nach dem einmaligen Gastspiel im Fußball-Oberhaus die Nase in einer anderen Klasse vorn, der Solarbundesliga. Bei diesem von der Deutschen Umwelthilfe und dem Infodienst Solarthemen getragenen Wettbewerb gibt es Punkte für installierte Photovoltaikanlagen und Solarkollektoren.

Dass in der zurückliegenden Saison Ulm in der Kategorie "Städte über 100.000 Einwohner" Freiburg überrunden konnte, hängt auch eng mit den Aktivitäten der Solarstiftung Ulm/Neu-Ulm zusammen. Das sagt Peter Jäger, der die Geschicke der mit städtischem Kapital vor gut zehn Jahren gegründeten Stiftung koordiniert: "Rat und Verwaltung haben diese Plattform damals bewusst gewählt, um damit unabhängig und glaubwürdig für die verstärkten Nutzung der Photovoltaik werben zu können."

Denn die beiden Städte haben kein wirtschaftliches Eigeninteresse, um mit der Solarenergie Geld zu dienen. Vielmehr gehe es darum, Rahmenbedingungen zu verändern, Netzwerke zu schaffen und Kontakte zu pflegen. "Bei der Photovoltaik ist uns das in dem vergangenen Jahrzehnt gut gelungen", zeigt sich Jäger, der im Rathaus die Abteilung Strategische Planung leitet, mit zahlreichen Vorzeigeprojekten zufrieden. Dazu zählen nicht nur eine Solarfähre und ein Solarboot, die auf der Donau im Einsatz sind, sondern auch der Bau einer Passivhaus-Siedlung. "Das Planungskonzept haben wir angestoßen und auch dafür gesorgt, dass die geforderten Qualitätsstandards eingehalten werden", so der Stiftungs-Geschäftsführer.

Dass auch Stiftungen ein probates Mittel sind, um den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen, das will die CLEAN ENERGY POWER in Berlin zeigen. Am 19. Januar 2006 haben die Organisatoren von der erneuerbaren energien GmbH erstmals zu einem 'Deutschen Stiftungsforum Erneuerbare Energien' eingeladen. "Wir wollen damit den Erfahrungsaustausch unter den Stiftungen fördern, aber auch zeigen, dass es neben dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) auch noch andere Möglichkeiten gibt, die grünen Energien ganz gezielt zu fördern", beschreibt Koordinatorin Miriam Hegner die Zielrichtung.

Davon muss Thomas Jorberg niemand überzeugen. Der Vorstand der GLS Gemeinschaftsbank eG in Bochum gehört auch zu den Initiatoren der Stiftung Neue Energie. Bundesweit bekannt geworden ist diese Stiftung als es im Südschwarzwald vor einigen Jahren darum ging, dass engagierte Bürger das Stromnetz vom bisherigen Versorger zurückkaufen wollten. "Mit einer Fundraising-Kampagne haben wir es geschafft, der Initiative in Schönau zwei Millionen Mark zu überweisen, die halfen, das überteuerte Netz zu kaufen", erzählt Jorberg. Die Stromrebellen aus Schönau haben mittlerweile nicht nur vor Gericht ihre Klage gegen die überhöhten Trassenpreise gewonnen, sondern haben sich auch zu einem der bundesweit aktivsten Ökostromanbieter entwickelt.

"Eine Stiftung kann mit ihrem Geld helfen, Rahmenbedingungen zu verändern", fasst Banker Jorberg seine Erfahrungen mit Stiftungen zusammen. Deshalb hat die Stiftung Neue Energie auch das von Eurosolar forcierte Fachblatt Zeitung für Neues Energierecht (ZNER) mitgetragen. Jorberg: "Diese Alternative zu den traditionellen Publikationen, die vor allem die Sichtweise der althergebrachten Energieversorger transportierten, war einfach überfällig." Die ZNER hat sich mittlerweile in juristischen Kreisen etabliert.

Etabliert ist auch die Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) bei den erneuerbaren Energien. Die DBU-Aktivitäten sieht Dirk Schötz aus dem Referat Klima und Energie überhaupt nicht als Konkurrenz zu dem EEG oder kommunalen Förderprogramm. "Wir beackern ein ganz anderes Spielfeld, das mehr im Vorfeld des EEG liegt", sagt Schötz. Das Spielfeld umreißt der DBU-Mann mit den Worten "Forschung, Entwicklung, Ausbildung". Im Gegensatz zu anderen Stiftungen ist es der DBU mit Sitz in Osnabrück erlaubt, kleinere und mittlere Unternehmen direkt zu unterstützen. "Das umfasst die vorwettbewerbliche Entwicklungen, bei denen wir die Hoffnung haben, dass daraus marktfähige Produkte werden", so der DBU-Mann.

Fünf Millionen Euro umfasst dieser Topf jährlich, wobei die ausgewählten Unternehmen 60 Prozent der Forschungsgelder aus eigener Tasche ausbringen müssen. Der Blick in die DBU-Statistiken zeigt, dass die Förderprojekte in der Regel in der Größenordnung zwischen 200.000 bis 500.000 Euro liegen. "Das sind genau diese Summen, die vielen kleineren Unternehmen fehlen, um eigene Entwicklungen marktfähig zu machen", sagt Schötz.

Dank der Gelder aus Osnabrück konnte beispielsweise die Firma Wodtke schon früh ihre Pelletsfeuerung optimieren, mit der sie derzeit gut im Wärmemarkt positioniert ist. Ebenso die Solvis GmbH: Der von dem Braunschweiger Unternehmen entwickelte Zweischichtenspeicher mit integriertem Gasbrenner hat Standards bei der Solarthermie-Nutzung gesetzt.

Stiftungen als weiteren Motor für den Ausbau der erneuerbaren Energien hält Dirk Schötz mit Blick auf die vielen aus dem eigenen Haus geförderten Projekte als "hilfreich": "Jede Stiftung ist wichtig, denn um wirklich den Abschied von Kohle, Öl und Atom zu schaffen, liegt noch ein weiter Weg vor uns."

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