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Torbranche trotzt der deutschen Baukrise

  • Abwärtstrend dank einer stetig wachsenden Exportleistung gestoppt!

(11.5.2006) Die deutsche Torindustrie hat Produktion und Umsatz im abgelaufenen Jahr um 1,1 Prozent bzw. 0,7 Prozent gesteigert. Damit ist erstmals seit 2000 der von der Baukrise ausgelöste Abwärtstrend gestoppt worden. Die Lage im Inland sei nach wie vor schwierig und labil, aber es mehren sich die positiven Signale aus der deutschen Wirtschaft, und selbst die Bauwirtschaft glaubt mittlerweile an ein Ende ihres Schrumpfungsprozesses. Dies und eine deutliche Exportsteigerung von gut acht Prozent geben der Branche, insbesondere den zahlreich im BVT organisierten kleinen und mittleren Torherstellern und deren Zulieferern, die Zuversicht für eine bessere Marktentwicklung im laufenden Jahr.

Anlässlich der BVT-Jahrestagung, die mit rd. 100 Teilnehmern wieder stark besucht war, konnte Geschäftsführer Friedrich Klopotek Positives verkünden: "Die deutsche Torindustrie und ihre Helfer haben den negativen Trend der letzten Jahre gestoppt und trotzten damit der seit mehr als einem Jahrzehnt anhaltenden Baukrise - ganz im Gegensatz zu anderen Bauelemente-Branchen." Die Hersteller von Toren und Schranken aller Art für Industrie, Gewerbe, Handwerk, Handel und Privatsektor erzielten 2005 einen Umsatz von geschätzt 1,55 Mrd. Euro. Dies entspricht einem knappen Zuwachs von 0.7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Torproduktion wies eine ähnliche Entwicklung auf und wuchs wertmäßig um 1,1 Prozent auf rd. 1,5 Mrd. Euro.

Schlüssel des Erfolgs war der erneut gestiegene Export.

Das Exportgeschäft wuchs 2005 um 8,1 Prozent auf knapp 300 Millionen Euro, was einer Exportquote von 17,3 Prozent entspricht. Dies ist zwar im Vergleich mit exportintensiven Branchen ein niedriger Wert, aber dieser lag im Jahr 1995 bei gut fünf Prozent und im Jahr 2000 noch unter zehn Prozent. Die Branche hat damit rasch auf die verheerenden Auswirkungen der hiesigen Baukrise reagiert und ihre Exportquote zügig und dauerhaft erhöht. Allerdings beschränkt sich der Export noch weitgehend auf den europäischen Raum (Anteil über 90 Prozent, davon 76 Prozentpunkte auf den Euro-Raum entfallend). Wichtigste Exportmärkte im abgelaufenen Jahr waren (in dieser Reihenfolge) Frankreich, Schweiz, Österreich, Benelux-Staaten, Großbritannien, Polen, Italien, Russland und Ungarn.

Allerdings sind die meisten deutschen Hersteller nach wie vor weitgehend vom Inlandsmarkt abhängig. Der Inlandsabsatz mit Toren verfehlte das Vorjahresergebnis knapp um 0,8 Prozent und sank auf 1,28 Mrd. Euro. Hier wird doch noch das Dilemma aller bauabhängigen Zulieferbranchen sichtbar. Hinzu gesellten sich erhebliche Belastungen aufgrund großer Kostensteigerungen im Vormaterialbereich (Stahl, Aluminium) und bei der Energie. Die Branche konnte diese nur teilweise in den Verkaufspreisen weitergeben. Die Erzeugerpreise für Bauelemente aus Stahl und Aluminium (insbesondere Tore) stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 2,4 Prozent. Angesichts der betriebswirtschaftlichen Zwänge, die auch einem Torhersteller den Verbleib im Markt nur über eine auskömmliche Rendite gestatten, waren die Betriebe gezwungen, ihre Kapazitäten dem (Inlands-)Markt anzupassen. Die Anzahl der Betriebe ist weiter gesunken (-7,4 Prozent auf 137), was nicht immer mit dem Ausscheiden aus dem Markt verbunden sein muss. Aber bestimmte Beschäftigungsgrenzen werden unterschritten, und dadurch fallen sie aus der amtlichen Statistik. Letztlich ist die Zahl der Beschäftigten in der Branche entscheidend, und die sank auch im Berichtsjahr beträchtlich auf 11.350 (-6,2 Prozent).

Torbranche positiv gestimmt

Die Torbranche blickt jetzt nach vorn, kräftig unterstützt von einem gelungenen Start in das neue Geschäftsjahr. Die Weltleitmesse R + T in Stuttgart gab im Februar mit guten Besucher- und Geschäftsergebnissen eine Steilvorlage für alle Beteiligten und sorgt jetzt für ein reges Nachmessegeschäft. Gleichzeitig hat die deutsche Torbranche mit vielen Produktneuheiten und -weiterentwicklungen ihre Innovationsfähigkeit und Marktkompetenz unter Beweis gestellt und damit gute Karten für das Inlands- und Auslandsgeschäft. Die Auftragseingänge sind lt. Statistischem Bundesamt in den ersten beiden Monaten 2006 teilweise zweistellig gewachsen, und die Torproduktion hat in diesem Zeitraum um 4,7 Prozent zugelegt. Diese aktuellen Marktdaten sind eine gute Basis für ein deutlich besseres Abschneiden als in der ersten Hälfte des Jahrzehnts.

Entsprechend optimistisch äußerten sich auch die vielen Teilnehmer an der BVT-Früh-jahrsumfrage zur Konjunkturentwicklung in den nächsten sechs Monaten. Jeweils 56 Prozent der Befragten rechnen bis zum Herbst 2006 mit steigenden Auftragseingängen und Umsätzen, wohingegen nur neun Prozent bei den Auftragseingängen und elf Prozent bei den Umsätzen weitere Einbußen befürchten. Jeweils ein Drittel von ihnen hält eine gleich bleibende Entwicklung für sehr wahrscheinlich (Saldo: 47 bzw. 45 Prozentpunkte). Erfreulich und überraschend zugleich ist die leicht positive Erwartungshaltung hinsichtlich der Beschäftigungsentwicklung. Zwar wollen fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer die Anzahl ihrer Mitarbeiter konstant halten, doch es bildete sich ein Positiv-Saldo von 4 Prozentpunkten (zunehmend: 13 Prozent, sinkend: 9 Prozent). An der Preisfront wird es meist stabil bleiben, aber es mehren sich die Stimmen, die einen Anstieg der Verkaufspreise im Jahresverlauf für möglich und angemessen halten (Saldo: +17 Prozentpunkte).

Präqualifikation in der Bauwirtschaft wichtiges Thema

Im Mittelpunkt des Interesses der BVT-Jahreshauptversammlung stand das aktuelle Thema 'Präqualifikation in der Bauwirtschaft'. Gerhard Winkler, Geschäftsführer des Zertifizierung Bau e.V., einer Organisation der baugewerblichen Verbände (Bauhandwerk) und eine der sechs akkreditierten PQ-Stellen in der Bundesrepublik, gab in einem stark beachteten Referat Einblick in den Erlass des Bundesbauministeriums (BMVBS) vom 16.1.2006, mit dem den Vergabestellen des Bundes und der Länder mitgeteilt wurde, wie künftig die Eignungsprüfung bei Bietern durchzuführen ist, die als präqualifiziert in die Liste des Vereins für die Präqualifikation von Bauunternehmen aufgenommen wurden. Präqualifikation ist dabei die Vorgelagerte, auftrags- unabhängige Prüfung der in §8 VOB/A definierten Eignungsnachweise. Damit kann jedes an öffentlichen Aufträgen interessierte Unternehmen künftig seine Eignung gegenüber den öffentlichen Auftraggebern zu erheblich reduzierten Kosten nachweisen. Es ist das Ziel des BVT, für seine Mitglieder eine kostengünstige Zertifizierung mit einer geeigneten PQ-Stelle zu vereinbaren.

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