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Solarstrom erstmals preiswerter als Atom-, Gas- und Kohlestrom

(29.7.2006) Kühlwasserprobleme einiger Atom- und Kohlekraftwerke sowie der gestiegene Strombedarf aufgrund des verstärkten Einsatzes von Klimaanlagen haben zu einer Verknappung beim Stromhandel geführt und insbesondere die Preise für Spitzenlaststrom zeitweise explodieren lassen. Da die rund 200.000 in Deutschland installierten Photovoltaikanlagen genau dann auf Hochtouren laufen, wenn einigen Großkraftwerken das Kühlwasser ausgeht, helfen sie zunehmend, die Versorgungslücke zu schließen.

Carsten Körnig, Geschäftsführer vom Bundesverband Solarwirtschaft: "In diesen Tagen wird die besondere Stärke der Solarenergie für jedermann sichtbar. Während herkömmliche Großkraftwerke reihenweise in die Knie gehen, liefern Solarstromanlagen Spitzenerträge. Solarstrom ersetzt damit besonders teuren Spitzenlaststrom und wird schneller wettbewerbsfähig als allgemein angenommen."

Mit einem Handelspreis von 54 Cent je Kilowattstunde liegt der Tagespreis für Spitzenlaststrom an der Leipziger Strombörse in diesen Tagen erstmals über dem Erzeugungspreis von Solarstrom. Dieser wird im Rahmen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) mit 40,6-51,8 Cent je Kilowattstunde vergütet.

Die EEG-Vergütung für Solarstrom und seine Erzeugerpreise werden in den nächsten Jahren um jährlich rund fünf Prozent sinken. Konventioneller Strom aus Atom-, Kohle und Gaskraftwerken wird hingegen nach einer jüngsten ZEW-Umfrage weiter steigen. Die jüngste Entwicklung an der Leipziger Strombörse lässt vermuten, dass dies auf Grund der Unflexibilität und Hitzeanfälligkeit konventioneller Großkraftwerke in besonderem Maße für die Deckung von Bedarfsspitzen gilt.

"Wir gehen davon aus, dass sich die Preisschere zwischen konventionell erzeugtem Strom und Solarstrom für den Verbraucher bereits im nächsten Jahrzehnt schließen wird", so Körnig weiter.

Nach Angaben des BSW sind derzeit fast 2.000 Megawatt Solarstrom am Netz. Aktuell entspricht dies etwa der Erzeugungskapazität von zwei Atom- oder Braunkohlekraftwerken. Langfristig soll Solarenergie in Deutschland rund ein Drittel des Wärme- und Strombedarfs decken können. Im Mix mit anderen Erneuerbaren Energien wird eine Vollversorgung möglich.

VEA fordert Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsgleichheit auch für erneuerbare Energien

Der Bundesverband der Energie-Abnehmer e.V. (VEA) unterstützt übrigens eine Forderung aus der Unionsfraktion der Bundesregierung, die Förderung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) deutlich einzuschränken. "Das Gesetz ist ganz klar ein Auslaufmodell", so Manfred Panitz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des VEA. "Angesichts des Emissionshandels, der Energieformen wie Wind- und Solarstrom ohnehin unterstützt, ist die massive Subventionierung hinfällig geworden." Sie gehe letztlich auf Kosten der Verbraucher, die so teure Energie über Steuern und hohe Strompreise doppelt bezahlen müssten. Es habe sich gezeigt, dass die Preise zum Beispiel für Solaranlagen trotz der Subventionen keineswegs sänken. "Energieerzeugung ist langfristig nur dann sinnvoll, wenn sie wirtschaftlich tragfähig ist und im Wettbewerb bestehen kann. Das ist teilweise bei den heute geförderten Methoden weder der Fall noch in Sicht. Nur wird ein fairer Wettbewerb durch die Steuermilliarden verzerrt. Deshalb fordern wir schon seit geraumer Zeit mit Nachdruck, dass die EEG-Subventionen genau geprüft und gegebenenfalls abgeschafft werden", so der Verbandsvorstand.

Außerdem ist die Solarenergie-Branche nicht zu unrecht stolz auf ihre Erfolge und Wettbewerbsfähigkeit (siehe auch Beiträge "Deutschland wird zum 'Solar Valley'" vom 23.6. und "Solarwärme beliebteste Heizungsart der Deutschen" vom 18.6.2006). Allerdings ergibt sich dadurch sehr schnell die Frage nach der Notwendigkeit von weiterer Solarförderung. Und werden nicht schließlich durch die Art der Subventionen Anschaffungskosten bzw. Investitionen mit dem Verweis auf die so genannte "notwendige Anschubfinanzierung" sozialisiert und die Gewinne in der viel gepriesenen Amortisationsphase gewissermaßen privatisiert?

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