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Sanierung statt Neubau: Das spart Energie, Material und Fläche

  • Umweltschutz in der Architektur: DBU fördert drei neue Projekte mit insgesamt über 250.000 Euro

(2.8.2006) Der Blick auf die Nebenkostenabrechnung macht nachdenklich. Die Kosten für Licht und Heizung erreichen seit Jahren luftige Rekordhöhen. Nicht nur viel Geld verpufft für wohligen Wohnraum, sondern auch eine Menge Kohlendioxid: "Gebäudeheizungen produzieren deutschlandweit rund ein Drittel aller Treibhausgase", betont Dr. Wulf Grimm, Abteilungsleiter für Umwelttechnik der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Stiftung fördert jetzt drei Projekte in Bayern, die vor allem eins zeigen sollen: Wer Gebäude energetisch saniert, kann langfristig Geld sparen und die Umwelt schonen. Gerade öffentliche Gebäude aus den 60er und 70er Jahren wie das Altenheim der Pfründespitalstiftung in Ochsenfurt oder die Katholische Kirche in Gräfendorf haben sich als Energiefresser entpuppt. Neue Wege geht auch die Firma Klimakon aus Karlstadt. "Sie entwickelt ein innovatives System, das die Energieströme zur Heizung und Kühlung in einem sehr gut gedämmten Gebäude optimal vernetzen soll", so Grimm.

Die Schutzengelkirche in Gräfendorf, die 1966 errichtet wurde, ist mit den typischen Mängeln dieser Zeit behaftet: Kalte Außenwände lassen die Gemeinde frösteln. Die schlechte Dämmung treibt die Heizkosten in die Höhe. "Und die Orgel ist wegen des schlechten Raumklimas auch ständig verstimmt", sagt Pfarrer Peter Rüb. Jetzt werden 50.000 Euro der DBU helfen, die Außenwände nachzudämmen und neue Fenster einzusetzen. Außerdem will die Gemeinde den überdimensionierten Ölkessel durch eine Wärmepumpe ersetzen. Dadurch soll die Kirche von der bisherigen Kältefalle zum Wärmespeicher werden. Die Heizkosten könnten von 8.000 auf etwa 500 Euro jährlich sinken. "Mit Hilfe dieser Maßnahmen kann die Gemeinde die Kirche dauerhaft erhalten", betont Grimm. Besonders lobte der DBU-Experte das Engagement der Gemeinde: Mitglieder werden beim Umbau unentgeltlich mithelfen.

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Viel vorgenommen hat sich auch die Pfründespitalstiftung in Ochsenfurt (Bild oben): Die Sanierung ihres Altenpflegeheims aus den 70er Jahren soll den Primärenergiebedarf um 80, den Trinkwasserverbrauch um 60 und den Stromverbrauch um 40 Prozent senken. "In der Altenpflege besteht ein enger Zusammenhang zwischen den baulichen Gegebenheiten, dem Raumklima, der Haustechnik und dem Betreuungskonzept", weiß Heimleiter Uwe Hehn. Das Altenheim "Haus Franziskus" ist kaum vor sommerlicher Hitze geschützt, was gesundheitliche Probleme der Bewohnern und zusätzliche Belastungen des Personals mit sich bringt. Um das Raumklima zu verbessern, will die Stiftung eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung einbauen und unsichtbare Wandflächenheizungen verwenden, die im Sommer auch kühlen können. "Wir möchten die nächtliche Kälte nutzen, um auf unsere Klimaanlage zu verzichten", betont Hehn. Die DBU fördert das Projekt mit rund 80.000 Euro.

Das Energiesteuerungssystem der Firma Klimakon könnte aber zukünftig auch für das Altenheim interessant werden. Zum einen soll die Technik verschiedene Wärmequellen in einer bestimmten Reihenfolge abrufen können: Sie soll etwa erst solare, dann gespeicherte Energien nutzen, bevor sie auf fossile Quellen zurückgreift. "Außerdem soll es mit dem System möglich werden, in den einzelnen Gebäudeteilen bedarfsgerecht unterschiedlich stark zu heizen und zu kühlen", weiß Klimakon-Geschäftsführer Achim Schreck. Die Steuerung könne vor allem für hochwärmegedämmte Bauten geeignet sein, bei denen Klima- durch Be- und Entlüftungsanlagen ersetzt werden sollen. Energieflüsse würden neu organisiert: Abwärme etwa aus Kühlprozessen für Lebensmittel werde für die Heizung genutzt. Die Entwicklungsergebnisse will Klimakon im Internet veröffentlichen. Mit 125.000 Euro unterstützt die DBU das Vorhaben.

"Hausbesitzer werden zukünftig vermehrt über eine Modernisierung ihrer Gebäude nachdenken", prognostiziert DBU-Pressesprecher Franz-Georg Elpers. "Schön wäre natürlich, wenn sie ihre eigenen vier Wände dann nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten sanieren." Wer nicht neu baut, sondern alte Häuser modernisiert, helfe zudem Natur zu erhalten, indem der Flächenverbrauch verringert wird. "Die drei Projekte in Bayern sollen für Architekten und Handwerker Modell stehen, damit energetische Gebäudesanierung deutschlandweit an Dynamik gewinnt", erläutert Elpers.

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