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Vielfalt mit Folien in Verbund-Sicherheitsglas

  • Fachartikel von Dipl.-Ing. Wolfgang Böttcher (Marketing Saint-Gobain Glass Deutschland)

(9.8.2006) Folien erlauben ein breites Anwendungsspektrum in der Kombination mit Glas. Sie verbessern Sicherheitseigenschaften, übernehmen Schallschutz- oder angriffhemmende Funktionen, sind sogar elektrisch schaltbar, können unsichtbare Heizdrähte aufnehmen oder ästhetisch gestalterisch eingesetzt werden.

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Im allgemeinen werden die Anforderungen an Verbund-Sicherheitsglas (VSG) nur durch einen Verbund aus PVB-(Polyvinylbutyral)-Folien und Glas - z.B. in Verbindung mit SGG SECURIT oder SGG PLANIDUR - erzielt. VSG ist ein splitterbindendes Glas, d.h. bei mechanischer Überbelastung (Stoß, Schlag, Beschuss) bricht zwar das Glas, aber die Bruchstücke haften fest an der elastischen Zwischenschicht und die Scheibe als Ganzes bleibt erhalten. Die stumpfen Glasstücke sind relativ ungefährlich. Für Überkopf- oder absturzsichernde Verglasungen wird deshalb ausschließlich VSG eingesetzt, damit beim Bruch eine ausreichende Resttragfähigkeit gewährleistet ist. Die minimale Folienstärke beträgt 0,38 mm. Die meistverwendete Folie hat eine Stärke von 0,76 mm und wird je nach Anforderung in mehreren Lagen verlegt. Höhere Foliendicken werden bei unebenen Glasflächen (VSG aus Ornamentglas, ESG, TVG) und sehr großen Abmessungen oder bei hohen Anforderungen an die Resttragfähigkeit erforderlich.

Herstellung von VSG

VSG wird in einem mehrstufigen Prozess hergestellt. In einem Walzverfahren erfolgt zunächst der Vorverbund. Durch anschließende Erhitzung über eine Dauer von sechs bis acht Stunden in einem Autoklav mit Temperaturen von ca. 140°C und einem Druck von ca. 12 bar wird ein dauerhafter, transparenter Verbund von Glas und Folie geschaffen. Die Sicherheitswirkung von VSG beruht auf der hohen Reißfestigkeit der PVB-Zwischenschicht und ihrer großen Haftung an Glas. Die Verbindung Glas/PVB-Folie stellt kein Verkleben im üblichen Sinne dar, vielmehr beruht sie allein auf der Wirkung von Adhäsionskräften zwischen Folie und Glasoberfläche.

Einbau

Grundsätzlich gilt - ähnlich wie für den Randverbund von Isolierglasm dass die Glaskante frei von stauender Nässe sein muss: bei Rahmenkonstruktionen durch einen einerseits dichten Glasfalz und einen andererseits nach außen belüfteten Glasfalzraum. Die Einbaubedingungen in Rahmen entsprechen denen, die in der Verglasungsrichtlinie Isolierglas formuliert sind. Auch für rahmenlose Konstruktionen gilt, dass die PVB Folien hygroskopisch sind und anhaltende Feuchtigkeitseinwirkung vermieden werden muss.

Ein wichtiges Thema beim Einbau von VSG ist die Folien-Verträglichkeit mit anderen Materialien. Die verschiedenen Substanzen, die mit den Folien direkt oder indirekt Kontakt haben, dürfen keine chemische oder physikalische Wechselwirkung unter bestimmungsgemäßem Gebrauch eingehen. Verwendete Dichtstoffe, Verglasungsklötze, Bänder usw. müssen also mit der PVB-Folie kompatibel sein. Dies sollte vor der Ausführung mit den beteiligten Firmen geklärt werden.

Die Folie macht's: Anwendungsbeispiele

  • Schallschutz mit Sicherheitseigenschaften

Schallschutz-Verbund-Sicherheitsgläser wie SGG STADIP SILENCE lösen das Problem der kritischen Schallfrequenz mit der Folie PVB SILENCE. Diese hat einen weichen Kern, der akustisch die Scheiben "entkoppelt". Die mechanischen Eigenschaften der Folie sind eine Reißfestigkeit > 20 N/mm² und eine Bruchdehnung, die bei > 250% liegt. So ermöglicht die PVB-SILENCE-Folie eine akustische Verbesserung mit gleichzeitigen Sicherheitseigenschaften. Und entspricht damit auch den Anforderungen der Bauregelliste an ein Verbund-Sicherheitsglas.

  • Farbe, Ornament, Kunst auf Folie

SGG STADIP ARTE ist ein Verbundsicherheitsglas, das mit einer speziellen Technik die Umsetzung der vielfältigsten künstlerischen und kreativen Vorstellungen ermöglicht. Der ursprüngliche Entwurf wird hundertprozentig identisch in Farbe und Form auf Folie reproduziert. Als Vorgaben können sowohl digital aufbereitete Daten als auch Originalvorlagen dienen. Die Folien können farbig, durchsichtig oder transluzent sein, haben eine weitgehend unbegrenzte Farbwahl und freie Designvorgaben (siehe auch Beitrag "Projektbericht: Goldenes Glas im Musikverein Wien" vom 21.7.2004)

Beim Verbund-Sicherheitsglas SGG STADIP COLOR (Bild rechts) werden zwei Glasscheiben durch farbige PVB-Filme fest miteinander verbunden. SGG STADIP COLOR bietet eine umfassende Palette verschiedener durchsichtiger oder durchscheinender Farben und Zwischentöne, die durch die Kombination von neun Basisfolien erreicht wird (siehe auch Beitrag "Farbige Sicherheitsgläser setzen reizvolle Akzente" vom 26.5.2006).

  • Blickwechsel durch Film und Folien

Ein Flüssigkeitskristall-(LC-)Film, eingebettet in zwei Folien und mit einer Stromzufuhr versehen, ermöglicht bei SGG PRIVA-LITE, von normal transparentem Glas zu einem milchig-weißen Glas umzuschalten. Aufgrund der hohen Auflösung ist dieses Glas auch hervorragend geeignet als Video- oder Projektionsschirm.

  • augeheizt

Beim heizbaren Verbundsicherheitsglas SGG THERMOVIT sind wellenförmige, nahezu unsichtbare Heizdrähte auf der PVB-Folie zwischen zwei Glasscheiben verlegt, so dass der Heizkörper als "Glasobjekt" Wintergärten, Badezimmer, kleinere Büros oder auch Treppenhäuser - z.B. als Brüstungsverglasung - beheizen kann. Die Bildung von Tauwasser in kritischen Anwendungen mit hohen Feuchtigkeitsbelastungen kann damit praktisch verhindert werden (siehe auch Beitrag "iF design award 2004 in Gold für gläsernen Heizkörper" vom 28.3.2004).

  • größtmögliche Sicherheit

Polyvinylbutyral-Folien bilden in optimierten Reihenfolgen und Dicken in Kombination mit dem Glas die Schutzfunktion, so etwa bei angriff- oder durchwurfhemmenden Verglasungen wie SGG STADIP PROTECT. Sie bieten optimalen Schutz für Privateigentum und Werte, aber auch vor Angriff, Durchschuss und Sprengwirkung (siehe auch Beitrag "Sicherheitsglas kombiniert mit Alarmglas schlägt Einbrechern ein Schnippchen" vom 13.7.2005).

siehe auch:

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