Baulinks -> Redaktion  || < älter 2007/0073 jünger > >>|  

Preisgekrönte Ziegel-Architektur beim 7. Unipor-Architekturpreis

  • Sechs Architektur-Büros sind Preisträger beim 7. Unipor-Architekturpreis

(23.1.2007) Die Sieger des 7. Unipor-Architekturpreises "Im Einklang mit der Natur" stehen fest: Erster Preisträger ist das renommierte Architekturbüro Professor Lederer, Ragnarsdóttir und Oei aus Stuttgart mit seinem Erweiterungsbau der Waldorfschule in Villingen-Schwenningen. Das Objekt überzeugte die namhafte Jury sowohl in seiner Gestaltung als auch durch die kindgerechte Umsetzung der Bauvorgaben. Darüber hinaus wurden fünf weitere Architekturbüros mit Preisen geehrt, die mit ihren realisierten Objekten eindrucksvoll das umweltgerechte Bauen mit Ziegeln demonstrieren. Zusätzlich zu den fünf Hauptpreisen vergab die Jury in diesem Jahr einen Sonderpreis für "vorbildliches Bauen im Bestand" sowie eine Belobigung.


Erweiterungsbau der Waldorfschule in Villingen-Schwenningen von Architekturbüro Professor Lederer, Ragnarsdóttir und Oei

Alle zwei Jahre lobt die Unipor-Gruppe ihren Architekturpreis aus, bei dem außergewöhnliche Objekte deutscher Ziegel-Architektur ausgezeichnet werden. Auf der BAU 2007 in München wurden jetzt die Sieger des 7. Unipor-Architekturpreises geehrt. Neben der herausragenden architektonischen Gestaltung flossen vor allem Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und professionelle Ausführung in die Bewertung der fachkundigen Jury ein.

So vielfältig die Einsatzmöglichkeiten moderner Ziegel heute sind, so facettenreich stellten sich auch die eingereichten Objekte dar: Von der raffiniert in ihre Umgebung eingepassten Reihenhaus-Wohnanlage, über das in schlichtem schwarz-weiß gehaltene Siedlungshaus bis hin zu der anspruchsvollen Bauaufgabe, Jugendlichen in sozialtherapeutischer Betreuung ein angemessenes und wohnliches Zuhause zu schaffen, überzeugten alle Objekte durch Kreativität und hervorragende Ausführung. "Hier präsentiert sich Architektur auf hohem Niveau, die die bauphysikalischen Eigenschaften des Ziegels optimal nutzt," fasst Unipor-Vorstandsvorsitzender Kastulus Bader zusammen.

Um so schwieriger stellte sich die Preisvergabe dar: Neben dem Siegerobjekt beeindruckten die weiteren Preisträger in ihrer individuellen Gestaltung die Jury gleichermaßen. Daher entschied sie sich, den zweiten Preis gleichberechtigt an die vier Platzierten zu verleihen. Somit wurden insgesamt ein erster Platz und vier zweite Plätze vergeben.

1. Preis: Neue Harmonien in der Waldorfschule

Den ersten Platz des 7. Unipor-Architekturpreises - verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro - belegt das Architekturbüro Lederer, Ragnarsdóttir und Oei aus Stuttgart. Die Jury würdigte damit den in runder organischer Form konzipierten Erweiterungsbau der Waldorfschule in Villingen-Schwenningen (siehe auch Eingangsbild oben sowie Bing-Maps und/oder Google-Maps).

Das am westlichen Rand des Stadtteils Schwenningen gelegene Schulhaus passt sich gekonnt seiner Aufgabe und der Umgebung an. Den Erweiterungsbau bestimmen durch und durch runde Formen - ganz im Gegensatz zum Altbau mit seinen polygonalen und gekrümmten Flächen. Dennoch werden die beiden Gebäudeteile einander nicht fremd, sondern ergänzen sich zu einem harmonischen Gesamtkonzept.

Während die bereits vorhandenen Klassenräume noch der traditionellen Auffassung der Architektur Rudolf Steiners folgen, setzt der Neubau den Gebäudekörper als schwingende, harmonische Gebärde fort. Die Architektursprache spielt dabei gekonnt mit den Kenntnissen der neueren Baugeschichte. Der weltanschaulich wiedererkennbare, geläufige Stil der Waldorfschulen wird durch neue Formen ergänzt. Die Fenster im Obergeschoss verlaufen als Bänder um den Gebäudekörper und gewährleisten einen hohen Tageslichteinfall in den Klassenräumen. "Offene und geschlossene Flächen, das Spiel mit Farbe und Transparenz, mit Ordnung und Zufall, aber auch die bergenden Ziegelmauern sind eine angemessene Antwort auf die Bauvorgabe für Schulkinder", stellt die Architekturpreis-Jury in ihrer Begründung für den ersten Preis fest.

Für die vier Preisträger, die alle den 2. Preis gewonnen haben, verlieh Unipor ein Preisgeld von jeweils 1.250 Euro.

Preis 2a: Nordische Eleganz im Schwabenland

Am Stadtrand von Weißenhorn steht - bescheiden in den Hintergrund gerückt - die Reihenhaus-Wohnanlage des Architekten Frank Jüttner aus Ulm. Geschickt fügt sich die Wohnanlage in den vorhandenen Hang des Baugrundstücks ein und relativiert so seine relativ große Kubatur. Elegante Details wie Geländer, Fenster und die Außenwandverkleidung mit Wittmunder Torfbrandklinkern im Hamburger Format stehen keineswegs im Kontrast zur inneren Raumqualität.

Ziegel-Architektur, Ziegelwohnhaus, Mauerziegel, 7. Unipor-Architekturpreis, Ziegelmauerwerk, Wohnanlage, Landhaus, Mauerwerk, Reihenhaus, Neubau, Siedlungshaus, Wohnhaus

Trotz geringer Baukosten überzeugten Raumorganisation, Wege- und Lichtführung die Jury. Aus einem gemeinsam genutzten Garagenhof werden die Reihenhäuser mit großer Schlichtheit und Zurückhaltung erschlossen.

Preis 2b: Das gelb-grüne Landhaus

Das von Architekt Alexander Reichel - aus dem Büro "Reichel Architekten" in Kassel - geplante Ziegelwohnhaus wird dem Wunsch des Bauherren nach Individualität und harmonischer Einbindung in das ländliche Umfeld mehr als gerecht. Das fast mediterran wirkende Landhaus besticht durch seine Außengestaltung in wunderschöner Waldrandlage: "Der Gebäudekörper wirkt fast wie ein Teil der Landschaft. Im grobkörnig haptischen Putz liegen altbekannte Fensterläden in weicher Farbkombination von olivgrün in sandgelb. Die asymmetrische Form des Satteldaches spiegelt die Hügel der umgebenden Landschaft wider", stellt die Jury bei der Begründung des zweiten Preises fest.

Ziegelhaus, Wohnhaus, Ziegelbau, Ziegeldecke, Ziegeldachstuhl, Ziegelbauweise, Mauerwerk, Dachstuhl, Wärmeschutz ohne Dämmstoffe, Dachstuhl, Ziegelwohnhaus, Satteldach, Fensterläden, W 10, W10, unipor, Geschoßdecke, grob verputztes Mauerwerk, Sägemehlporosierung

"Alte" Gestaltungsmerkmale wie Erker und Fensterläden aus Holz, fehlender Dachüberstand und grob geputztes Mauerwerk werden in den modernen kompakten Baukörper integriert und setzen interessante gestalterische Akzente. Der Grundriss und die Lage der einzelnen Räume im Erd- und Obergeschoss folgen keinem Schema, sondern passen sich ganz an die Bedürfnisse der Bewohner an. Auch die Entscheidung des Architekten, den Rohbau in homogener Ziegelbauweise zu errichten, wird dem Wunsch seiner Bewohner nach "Behaglichkeit vom Keller bis zum Dach" gerecht (siehe auch Beitrag "Projektbericht: Wohnhaus in homogener Ziegelbauweise" vom 25.7.2006).

Preis 2c: Schwarz-weißes Siedlungshaus

Das schwarz-weiße Siedlungshaus des Architekten Kai Dongus aus Ludwigsburg besticht durch eine reduzierte Formensprache und den bewussten Einsatz von Materialien. "Bei diesem Haus wünscht man sich fast eine Präsentation in klassischen schwarz-weiß Fotos", urteilt die Jury. "Das Haus kommt gut ohne Farbe aus. Es sitzt zurückhaltend in einer bestehenden Siedlung, in die es sich selbstbewusst einpasst, ohne in den Hintergrund zu treten."

Trotz oder gerade wegen seiner Einfachheit überzeugt das Haus mit klaren Details und offen gestalteten Räumen. Der Grundriss ist gut organisiert, und die Räume sind trotz bescheidener Größe optimal proportioniert und flexibel nutzbar.

Preis 2d: Wohnhaus mit 20er-Jahre Reminiszenzen

Mit seiner einfachen, aber klaren Formsprache überzeugt das eingereichte Wohnhaus der Architekten Annette Schmaling und Alfred Meistermann aus Berlin: Der gut proportionierte Kubus verdeutlicht, wie Ziegelmauerwerk in einer klassisch-modernen Form zeitgemäß eingesetzt werden kann. "Mit den gleichen Vor- und Rücksprüngen in sympathischer 20er-Jahre-Form wirkt das Objekt in Teltow wie gelandet neben einem einzelnen vorhandenen Nachbarhaus in ebener Landschaft. Daraus entsteht ein interessanter Dialog", so die Jury in ihrer Begründung zum zweiten Platz.


Auch die innere Organisation führt die klare äußere Struktur fort: Die einzelnen Räume rotieren um die im Zentrum des Hauses angelegte Treppe. Geschickt platzierte Fenster erweitern die Drehbewegung nach Außen und ermöglichen eine Licht- und Blickführung in alle Himmelsrichtungen.

Sonderpreis: Anbau und Aufstockung mit Ziegeln

Das Objekt von Architekt Stefan Rentz aus Hallbergmoos erregte die besondere Aufmerksamkeit der Jury und erhielt den Sonderpreis "Anbau und Aufstockung mit Ziegeln": Das sozialtherapeutische Wohnhaus in Hallbergmoos hatte die schwierige Bauaufgabe, Jugendlichen in sozialtherapeutischer Betreuung eine neue Heimat zu schaffen und sich gleichzeitig in den bestehenden, denkmalgeschützten Altbau zu integrieren.


"Dem Architekten ist es gelungen, für die Jugendlichen ein vorbildliches Zuhause zu schaffen, das sich bis in den Betrieb fortsetzt. Den Aspekten wie Förderung und Sicherung für eine sozialtherapeutische Betreuung wurde Rechnung getragen. Trotzdem wirkt der Anbau nicht als Fremdkörper, sondern integriert sich in den bestehenden historischen Gebäudekomplex", fasst die Jury ihr Urteil zusammen.

Die einzelnen Appartements der Jugendlichen fügen sich hinter der historisch gestalteten Fassade zu einer seriellen Wohnfolge zusammen. Aufgelockert wird diese Reihe von inselartigen Gemeinschaftszonen, die den Rhythmus und die Umrisse der vorhandenen Hofanlage fortsetzen.

Neben den Geldpreisen sprach die Jury zusätzlich eine Belobigung aus. "Alle eingereichten Objekte stellen eindrucksvoll das Potenzial heutiger Ziegel-Baukunst dar. Die Siegerobjekte zeigen, dass der traditionsreiche Baustoff Ziegel aus der heutigen Architektur nicht wegzudenken ist", zieht Unipor-Geschäftsführer Dr. Thomas Fehlhaber zufrieden Bilanz.

Die Siegerehrung fand am 15. Januar 2007 auf der BAU in München statt.

siehe auch für weitere Informationen:

ausgewählte weitere Meldungen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH