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Brick Award 08 verliehen

<!---->(13.4.2008) Die Wienerberger AG hat am 3. April 2008 zum dritten Mal den mit insgesamt 21.000 Euro dotierten "Brick Award" verliehen. Seit 2004 zeichnet Wienerberger mit dem "Brick Award" alle zwei Jahre die kreative Ziegelarchitekturen aus alller Welt sowie deren Architektinnen und Architekten aus.

Fünf von insgesamt 255 eingereichten Projekten prämiert

Insgesamt wurden zum "Brick Award 08" 255 Projekte aus 19 Ländern durch Architekturkritiker eingereicht. Die Zahl der Einreichungen hat sich damit seit 2004 (120) mehr als verdoppelt. Aus dieser Vielzahl an Projekten kürte die Jury unter dem Vorsitz des britischen Architekten George Ferguson drei Sieger aus Deutschland und der Schweiz. Darüber hinaus wurden zwei Sonderpreise nach Finnland und in die Niederlande vergeben. Bei der Wahl der prämierten Einreichungen waren neben der äußeren Gestaltung und dem Umgang mit dem Material auch die Funktionalität der Gebäude ausschlaggebende Kriterien.

Die Preisverleihung des "Brick Award 08" fand im Rahmen einer großen Gala-Veranstaltung am 3. April in der architektonisch und historisch spannenden Alten Aula der Akademie der Wissenschaften in Wien statt. 300 Gäste aus ganz Europa sowie der Vorstand der Wienerberger AG wohnten der Award-Zeremonie bei. Auch dieses Jahr wurde neben der Übergabe der Trophäen der Architekturbildband "brick08" vorgestellt. Das Werk präsentiert zusätzlich zu den Siegerprojekten 35 außergewöhnliche Ziegelgebäude aus aller Welt. Der Bogen spannt sich dabei über Wohnbauten und Nichtwohnbauten, die sowohl in Sicht- aber auch Hintermauerziegelbauweise errichtet wurden. Dabei wird nicht nur eindrucksvoll und ausführlich dokumentiert, dass es sich bei Ziegel um eines der ältesten und nachhaltigsten Materialien handelt, sondern auch die unglaubliche Modernität und Vielfalt des Baustoffs gezeigt. Für den im Architekturverlag Callway erscheinenden Bildband "brick08" wird, wie für seine Vorgänger "brick04" und "brick06", die überraschend hohe Verkaufszahlen im Buchhandel erzielt haben sollen, großes Interesse erwartet.

Siegerprojekt: Museum Kolumba, Köln, Deutschland

Lob der Langsamkeit - In keiner deutschen Stadt lässt sich die Wucht der abendländischen Glaubenskultur auch in der Architektur so deutlich spüren, wie in Köln. Ehern behaupten sich die Gotteshäuser im von Verkehr und Kommerz verwüsteten Stadtkern. Über und neben den Ruinen der 1943 zerstörten Kirche Sankt Kolumba hat Architekt Peter Zumthor vielleicht sein bislang schönstes Haus gebaut: das Museum für die Sammlung des Erzbistums Köln. Es ist seit September 2007 geöffnet - siehe auch Bing-Maps und/oder Google-Maps.

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Ein ganz spezieller Ziegel und das Pullovermauerwerk - Jenseits des Spektakulären zeigt es sich schlicht und sinnlich. Einerseits durch die Verwendung eines bestimmten Ziegels, der mit den graugelben Fassaden der Umgebung harmoniert. Andererseits durch sein Filtermauerwerk, im Büro Zumthor auch "Pullovermauerwerk" genannt. Durch seine strickwarenähnliche Transparenz sorgt es für Licht- und Temperaturverhältnisse, die der Kunstsammlung zugute kommen (siehe auch Beitrag "Spezielle Ziegel tragen optisch, statisch und bauphysikalisch das neue Kolumba-Museum" vom 12.9.2005).

Peter Zumthor hat sich in unserer, von Produktionshektik geprägten Zeit nicht hetzen lassen. Er ließ in aller Ruhe und mit großer Sorgfalt ein Haus entstehen, das - der beherbergten Kunstsammlung entsprechend - herkömmlich und heilig zugleich ist. (Ursula Baus)

Zweiter Platz: Erweiterung eines Weinguts in Fläsch, Schweiz

Steinerne Leichtigkeit - Die Fläscher Winzer Martha und Daniel Gantenbein nahmen den Erfolg ihres Pinot Noir zum Anlass, ihre Stahltanks durch Eichenfässer zu ersetzen. Sie beauftragten die Architekten Bearth & Deplazes mit Planung und Bau einer neuen Gärhalle für zwölf der neuen Behälter. In einem Geschoß darüber sollte eine Degustierlounge geplant werden - siehe Google-Maps.

Robo-Bricks und Terroir-Prinzip - Das Weingut in Fläsch pflegt das Terroir-Prinzip. Danach soll sich das Lokalkolorit - Boden, Kleinklima, örtliche Tradition und die Handschrift der Weinmacher - direkt im Wein widerspiegeln. Ein sensibler Umgang mit Raum, Temperatur und Licht ist dafür erforderlich. Dem wurde durch den Einsatz spezieller Mauerelemente Rechnung getragen. Studierenden des Lehrstuhls für Architektur und digitale Fabrikation an der ETH Zürich haben sie am Computer entworfen. Ein Roboter hat sie gebaut. Die Architekten Bearth & Deplazes nutzten die Präzision und Schnelligkeit des Roboters und das von Fabio Gramazio und Matthias Kohler initiierte digitale Mauerbau-Verfahren für ihre ausgefallene aber thematisch dem Weingut angepasste Architektur: eine Wand, die aussieht, als wäre sie von überdimensionalen Weinbeeren durchdrungen. Ein neues Stück Fläsch ist entstanden. Es wird den Anforderungen der Weingutbesitzer gerecht: ein Lichttempel von berauschender Leichtigkeit. (Martin Grether)

Dritter Platz: IT-Haus, Finnland

Technische Schönheit - Das Haus der Informationstechnologie der VTT (Staatliches Zentrum für Technologie), auch "Digihaus" genannt, ist ein architektonisches Schmuckstück. Es steht nahe der finnischen Hauptstadt Helsinki, in Otaniemi, am Campus für technische Entwicklung und Hochschulausbildung. Aus roten, gebrannten Backsteinen konstruierte Fassaden sind charakteristisch für die in den 1950er Jahren errichteten technischen Elite-Stätten.


Rote Ziegel und vermeintliche Gegensätze - Ein IT-Haus betrieben vom staatliche Unternehmen Senaatti-kiinteistöt war zum "Bauobjekt des Jahres 2005" gekürt worden. Der preisgekrönte Bauherr hat sich dazu entschieden, die traditionellen roten Ziegel seiner Bauumgebung für das "Digihaus" zu verwenden.

Das Gebäude besticht durch vermeintliche Gegensätze. Sein ästhetisches Atrium erregt Aufsehen. Es wurde gemäß dem Prinzip der Nachhaltigkeit errichtet, das sich vor allem in der pragmatischen Raumgestaltung der Arbeitsbereiche zeigt. Den Architekten ist es gelungen, vermeintliche Gegensätze zu vereinen, indem sie einen weiten Nutzen-Bogen gespannt haben. Sie schufen eine zeitgemäße, benutzerfreundliche und umweltschonende Arbeitsumgebung, die obendrein lebendig und kunstvoll ist. (Juhani Maunula)

Sonderpreis: Wohnhaus in Morcote, Schweiz

Erdige Einfachheit - Der Tessin ist die touristische Sonnenstube der Schweiz; es wimmelt dort nur so von gesichtslosen Zweitwohnungsbauten. Gerade in diesem Kanton ist Markus Wespi und Jérôme de Meuron gelungen, was gute Architektur ausmacht: zeitgemäß und zugleich im Einklang mit der Umgebung zu bauen.

Backsteinkubus mit See-Panorama - Oberhalb von Morcote, dem direkt am Luganer See gelegenen ehemaligen Fischerdorf, errichteten die Architekten ein Ferienhaus inklusive Einrichtung. Rund um das neue Haus stehen architektonisch durchschnittliche Villen. Der einfache Backsteinkubus hebt sich von seiner gebauten Umgebung deutlich ab. Er besteht aus gebranntem Ton, dem in der traditionellen Architektur des Tessins üblichen Material. Die ideelle Nähe zum Dorfkern wird so eindeutig sichtbar. Spuren der Landschaft und der dörflichen Tradition spiegeln sich auch im Inneren des Hauses wider. Von der Eingangshalle bis zum obersten Geschoss; dort, in der Wohnloggia, bietet sich ein beeindruckendes See-Panorama, dank der frontseitigen vollständig geöffneten Fassade (Bild).

Die Architekten Wespi und de Meuron haben sich von der südlichen Idylle des Tessins inspirieren lassen, ohne dabei zu vergessen, dass der Tessin ein Schweizer Kanton ist. (Martin Grether)

Sonderpreis: Hauptverwaltung des niederländischen WWF

Natürliche Einheit - Am Rande eines Naturschutzgebiets in den Wäldern von Zeist steht seit Herbst 2006 das neue Bürogebäude des niederländischen Zweigs der Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF). Das Architektenbüro RAU aus Amsterdam hat einen "Phoenix" aus der Asche steigen lassen: ein abrissreifes Laborgebäude aus den neunzehnfünfziger Jahren wurde unter dem Motto der Energie- und Rohstoff sparenden Wiederbelebung in das erste CO₂-emissionsfreie Gebäude in den Niederlanden verwandelt - siehe Google-Maps.


Gebäudeflügel aus Backstein: ein Nistplatz für Vögel - Nichts hat das Gelände verlassen. Was abgerissen werden musste, wurde wiederverwendet: aus Beton entstand Granulat für den Neubau, nicht eine Schaufel Erde wurde verschwendet. Mit "planetenfreundlichen" Materialien wurden RAU an jeder Stelle des Gebäudes der Einheit Mensch, Technik, Natur gerecht: Teppichfliesen aus recycelten Jeans, Giebel aus Oregon-Pinie, Balustraden aus Bambus. Dicht und dennoch durchlässig, zumal für die Lichtspiele der waldreichen Umgebung, ist die Südfassade. Durch schimmernde Keramikplättchen aus holländischem Ton gelangt man in das Innere des Gebäudes. Auch Vögeln ist der Zutritt nicht verwehrt: im Ostflügel aus dunkelrotem Backstein können sie in kleinen runden Öffnungen im Giebel nisten. RAU hat mit seinem "Phoenix" die Philosophie des WWF architektonisch umgesetzt: ein arten- und naturgerechtes Gebäude, in dem Ästhetik und Ethik eins sind. (Caroline C. Kruit)

"Brick Award 2010”

Der nächste Brick Award wird 2010 vergeben. Wie schon bei den vorangegangenen Brick Awards, werden wieder namhafte Architekturkritiker gebeten, interessante Ziegelarchitekturprojekte einzureichen.

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