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Eigenleistung beim Hausbau hat seine Grenzen

(28.12.2008) „Da packen wir eben selbst mit an!“ So machen sich so manche Bauherren selber Mut. Angesichts beachtlicher Baupreise scheint das Einbeziehen von Eigenleistungen zunächst keine schlechte Idee zu sein. „Aber...“, warnt Bernhard Riedl vom Verband Privater Bauherren (VPB), „Häuslebauer dürfen sich nicht überschätzen. Wer selbst baut, der braucht Know-how und sehr viel Zeit.“

Wer beispielsweise in München ein Reihenhaus mit drei Etagen einschließlich Keller und 140 m² Wohnfläche baut, der kann laut VPB bei reinen Baukosten von rund 275.000 Euro höchstens ungefähr 25.000 Euro einsparen. „Das klingt zunächst viel, aber der Preis ist hoch“, warnt Bausachverständiger Riedl vor Selbstüberschätzung. „Um so viel Geld zu sparen, muss der Bauherr fast 850 Stunden auf der eigenen Baustelle schuften. Richtig gerechnet entspricht das der Arbeitszeit von einem halben Jahr.“ Das sei in Eigenregie kaum zu schaffen. „Wer kann schon so lange seinen Arbeitsplatz im Stich lassen?“ Außerdem fehlt Laien die Routine. Erfahrungsgemäß schaffen sie maximal zwei Drittel der Leistung eines Profis. Ohne Mithilfe von Familienmitgliedern und Freunden ist der Eigenbau gar nicht zu bewältigen. Außerdem eignen sich längst nicht alle Arbeiten für die Selbsthilfe.

Ohne bautechnische Kenntnisse können private Bauherren sinnvoll ...

  • selbst ihren Garten anlegen: Dafür benötigen sie - ohne Pflasterarbeiten - je nach Größe des Gartens zwischen 30 und 45 Stunden und sparen damit gegenüber dem Fachbetrieb etwa 1.400 bis 2.200 Euro.
  • tapezieren und streichen: Maler- und Tapezierarbeiten schlagen mit 125 bis 190 Stunden zu Buche. Ein Fachbetrieb würde dafür bis zu 7.800 Euro berechnen.
  • Fußböden verlegen: Dafür müssen realistische Heimwerker zwischen 40 und 90 Stunden veranschlagen und sparen damit etwa 1.700 bis 3.900 Euro an Handwerkerlöhnen.
  • ggfl. Fliesen verlegen: Benötigen werden dazu im normalen Reihenhaus rund 100 Stunden, was gut 4.200 Euro Minderausgaben bringt.
  • das Dach ausbauen: Dachschrägen dämmen und verkleiden dauert zwischen 100 und 130 Stunden und erspart im Gegenzug 4.100 bis 5.300 Euro.
  • Zimmertüren selbst einsetzen:. Damit lassen sich ca. 20 Stunden sparen, der Bauherr macht damit rund 1.000 Euro gut.

„Keine Frage“, resümiert Bernhard Riedl, „Eigenleistungen helfen Geld sparen. Aber sie kosten auch viel Zeit und müssen exakt in den Bauablauf integriert werden, damit es nicht zu Zeitverzögerungen kommt.“ Außerdem ergeben sich verschiedene neue Probleme:

  • Wer haftet beispielsweise, wenn durch die Eigenleistungen Schäden entstehen und der Bauträger anschließend nicht weiterbauen kann?
  • Wer übernimmt die baufachliche Aufsicht für die Bauten in Eigenregie?

Der VPB-Sachverständige rät: „Wer selbst baut, der sollte sich unbedingt vorab Hilfe vom Sachverständigen holen. Er sollte auch bereits vor Vertragsabschluss und mit Hilfe seines Bausachverständigen genau auflisten, was er an Eigenleistung erbringt. Diese Wünsche müssen dann mit dem Anbieter abgestimmt und im Vertrag detailliert festgelegt werden.“

Bauhelferversicherung nicht vergessen!

Übrigens: Wer selbst baut und Bekannte und Verwandte einbindet, der muss sich entsprechend auch versichern. Bei Arbeitsunfällen, so warnt der VPB, haben Privatleute, die in eigener Sache auf ihrer Baustelle tätig sind, nämlich sonst keinen Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung. Sie brauchen eine Bauhelferversicherung. Die Berufsgenossenschaft berechnet dem Bauherrn dafür in etwa zwei Euro pro Stunde. Bei einem durchschnittlichen Bauvorhaben in Eigenhilfe kommen also noch einmal mindestens 1.000 Euro oder mehr für die Versicherung der Helfer zusammen.

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