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Initiative "Blue Responsibility" fordert Verantwortung für Trinkwasser

(22.3.2009; ISH-Bericht; Tag des Wassers)"Trinkwasser stellt weltweit die wichtigste Ressource überhaupt dar. Wie die Menschheit damit umgeht, wird ihre Zukunft vermutlich noch stärker beeinflussen als die Behandlung von Umwelt, Klima und Energievorräten." Und: "Niemand kann bzw. darf sich bei dieser großen Herausforderung aus der Verantwortung stehlen." Mit diesen Appellen machten Vertreter von 26 deutschen Produzenten aus dem Sanitär- und Gebäudetechnikbereich während der ISH auf den aus ihrer Sicht "dringenden Handlungsbedarf" beim ebenso schonenden wie intelligenten Umgang mit Wasser aufmerksam. Ihm wollen die beteiligten Hersteller mit der neuen Initiative "Blue Responsibility" Rechnung tragen, wie es im Rahmen einer Pressekonferenz während der bedeutendsten Branchenmesse Mitte März 2009 hieß. In Deutschland gebe es zwar keinen Wassermangel, dafür jedoch "häufig unterschätzte Probleme" bei der Sicherung einwandfreier Trinkwasserqualität.


In der Situationsanalyse sprach Andreas Dornbracht von "alarmierenden Rahmenbedingungen". Seine Einschätzung untermauerte der Vorsitzende der VDMA Fachgruppe Gebäudearmaturen mit konkreten Fakten und daraus resultierenden Konsequenzen. So habe sich die Weltbevölkerung seit 1950 verdoppelt. Bis 2050 sei ein weiterer Anstieg um 40% auf dann 9 Milliarden Menschen zu erwarten. Beim Wassergebrauch müsse man in den letzten 60 Jahren sogar eine Versechsfachung und damit ein Tempo konstatieren, das zwingend wirksame Versorgungsstrategien erfordere.

Etwa ein Fünftel der Erdbevölkerung (rund 1,2 Milliarden Menschen) müsse derzeit ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser auskommen. Die Zahl werde Berechnungen zufolge bis 2025 auf 30% steigen, wenn es nicht gelinge, der primär in Asien und Afrika akuten Wasserknappheit zu begegnen. Trinkwassermangel sei aber nicht nur ein Problem der Dritten Welt. Es betreffe auch europäische Länder wie Spanien, England und Griechenland.

Im globalen Durchschnitt diene Wasser zu 70% zur landwirtschaftlichen Nutzung. Mehr als die Hälfte davon geht durch ineffiziente Bewässerung verloren, hob Dornbracht hervor. Eine nur um 15% verbesserte Effizienz würde ausreichen, um weltweit den gesamten kommunalen Wasserbedarf zu decken. Der restliche Wasserverbrauch entfalle zu 22% auf die Industrie und lediglich zu 8% auf private Haushalte. Mit Blick auf die konkrete Situation in einzelnen Regionen büßten diese Mittelwerte indes erheblich an Aussagekraft ein. Aktuell verfügten ferner ca. 2,5 Milliarden Menschen weltweit nicht über angemessene sanitäre Einrichtungen. Verschmutztes Wasser sei deshalb oft die Ursache für Krankheiten, Seuchen und Kindersterblichkeit.

Trinkwasserverbrauch in Deutschland

Grafik aus dem Beitrag "Ostdeutsche sind Wassersparmeister" vom 14.8.2007

Dornbracht bezeichnete es als "Kernproblem", dass Süßwasser eine international sehr ungleich verteilte Ressource sei. Daher gebe es für die Lösung der weltweiten Wasserprobleme keine generellen Einheitskonzepte. Stattdessen führten nur die Anwendung der bekannten Devise "Think global - act local" sowie die konsequente Orientierung an nachhaltigen Prinzipien zum Ziel.

Praktizierter Dreiklang

In ihrem Zuständigkeitssektor übernehme die deutsche Sanitär- und Gebäudetechnikindustrie seit vielen Jahren umfassende Wasserverantwortung. Damit habe sie sich im internationalen Vergleich "eine Spitzenposition" erarbeitet. Maßstab des praktischen Handelns in punkto "Nachhaltigkeit" seien die drei Säulen ...

  • Ökologie,
  • Ökonomie und
  • Soziales.

So bestätigten Markenhersteller ihre "Vorreiterrolle" z.B. durch überzeugende Ökobilanzen in der Produktion. Sie sorgten dabei durch eine entsprechende Rohstoffauswahl und -verwendung, auf allen Stufen des Fertigungsprozesses sowie durch eine hohe Recyclingintensität für möglichst geringe Umweltbelastungen. In der Kategorie "Ökonomie" wies Dornbracht auf fortschrittliche, langlebige, Wert erhaltende und Wasser sparende Produkte und Technologien hin. Exemplarisch nannte er ...

  • elektronisch- und thermostatgesteuerte Armaturen,
  • Durchflussmengenbegrenzer,
  • neue Brausengenerationen,
  • sparsame WC-Spültechnik sowie
  • spezielle Wasseraufbereitungs- und -recyclingsysteme.

Bei der sozialen Komponente gehe es um Produkte und (Installations-)Technologien, die Hygiene, Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen förderten bzw. erst ermöglichten. In dem Zusammenhang sei auch mit dem "falschen Klischee" aufzuräumen, das auf der vermeintlichen Unvereinbarkeit von Wellness und Nachhaltigkeit beruhe. Vielmehr beweise die moderne Produktgeneration, dass sich Wassererlebnis und Wassersparen sehr wohl verbinden ließen. Häufig gerate in Vergessenheit, dass Wasser neben den rein funktionalen auch die emotionalen Bedürfnisse der Menschen erfülle. Hinzu komme seine wichtige therapeutische Wirkung.

Menschen, Instrumente und Absichten

Die "gelebte ganzheitliche Kompetenz" bilde das Fundament der gemeinsamen Initiative, mit der sich der VDMA Fachverband Armaturen und das IndustrieForum Sanitär (IFS) seit der ISH 2009 an die Öffentlichkeit wenden. Die Messepremiere sei auch deshalb bemerkenswert, weil es sich um die erste Projektkooperation von Produzenten handele, die mit ihren Sortimenten das komplette Spektrum "vor und hinter der Wand" abdecken. Das verleihe der von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) unterstützten Kampagne "Blue Responsibility" eine hohe Glaubwürdigkeit.

Im Mittelpunkt der Kommunikation stehe das Motiv "Mensch". Dabei transportieren, erläuterte der Fachgruppen-Vorsitzende, 10 Gesichter aus verschiedenen Erdteilen und Altersgruppen über 10 kurze Kernbotschaften die internationale Relevanz nachhaltiger Sanitärlösungen. Dabei erstrecke sich die Themenpalette ...

  • von Wassersparen ohne Komfortverzicht
  • über den Nutzen montagefreundlicher Installationssysteme
  • bis zum persönlichen Wohlbefinden durch generationsübergreifende Badkonzepte.

Auf dieser Basis entwickelten die Initiatoren ein modulares Kommunikationspaket, das für die Messebesucher "unübersehbar war". Neben speziellen "Thementürmen", Bannern, Infosäulen und -broschüren galt das vor allem für zwei überdimensionale Welt-Wasseruhren. Sie dokumentierten digital den permanenten Weltbevölkerungs- bzw. Wasserverbrauchsanstieg und gaben so den "wohl spektakulärsten Informationsimpuls", hieß es in der Mainmetropole.

Flankiert werde die Initiative außerdem durch einen neuen Branchenfilm, eine eigene Projekt-Website blue-responsibility.com sowie eine überregionale Öffentlichkeitsarbeit. Die während der "ISH" gesammelten Erfahrungen sollen in die künftigen Aktivitäten einfließen. Die nächsten Schritte kündigte Dornbracht noch für 2009 an. Denn: "Auch unsere Initiative selbst hat 'nachhaltigen' Charakter und ist deshalb auf Dauer angelegt."

Betreiber als "Sorgenkinder"

Wie entscheidend der Zustand häuslicher Leitungs- und Installationssysteme für die nachhaltige Trinkwasserqualität ist, zeigte Rupprecht Kemper auf. Nach Auffassung des Vorstandsmitgliedes der VDMA Fachgruppe Gebäudearmaturen sind die Deutschen hier offenbar zu sorglos. Laut einer 2008 durchgeführten forsa-Studie gingen rund zwei Drittel der Bevölkerung davon aus, dass das Trinkwasser "quasi automatisch" unbedenklich sei. Zumindest lasse das die von dieser Gruppe geäußerte Absicht vermuten, auch künftig keine Qualitätsprüfung vornehmen zu wollen - siehe auch Beitrag "forsa/VDS: Wasser verdient "höchste Priorität"" vom 13.8.2008.

Grundsätzlich verfüge Deutschland mit der seit 2003 wirksamen Trinkwasserverordnung und dem sie begleitenden technischen Regelwerk über eine "international vorbildliche Basis" gesicherter Trinkwasserqualität. Gleiches gelte für die deutsche Sanitärtechnik, die ebenfalls Maßstäbe setze.

"Dennoch ist sauberes Trinkwasser keine Selbstverständlichkeit", mahnte Kemper. Sowohl das Material als auch der Status der hauseigenen Installationen beeinflussten die Beschaffenheit wesentlich. Verantwortung dafür hätten Eigentümer bzw. Vermieter. Genau sie seien aber "in der Kette von der Quelle bis zum Wasserhahn die größten Sorgenkinder". Kemper bezeichnete es als "paradox", dass gerade die Betreiber der Anlagen oft nur über unzureichende Kenntnisse der Trinkwasserverordnung, des entsprechenden Regelwerkes und des tatsächlichen Zustandes der Installationen verfügten. Dadurch drohe dem Lebensmittel Nummer 1 der "Verfall des Haltbarkeitsdatums". Wasserversorger auf der einen sowie Planer und Fachhandwerker auf der anderen Seite treffe daran erfahrungsgemäß keine Schuld. Die jahrelange Überschreitung von Serviceintervallen, eine unkorrekt ausgelegte Hydraulik in Warmwassersystemen oder ein mangelhafter Wasseraustausch - darin sah der Experte die am meisten verbreiteten Schwachstellen.

Anschauliche Aufklärung

Ihre Vermeidung bzw. Beseitigung gelinge am ehesten durch zertifizierte Produkte, eine fachgerechte Planung und die exakte Ausführung der Gebäudeinstallation. Darüber hinaus müssten Industrie und Verbände ihre "betreiberorientierten Informationsangebote" erheblich intensivieren und zielgruppengerechter realisieren. Ein konkreter Schritt in diese Richtung sei die unter dem "Blue Responsibility"-Dach entwickelte Darstellung einer kompletten Trinkwasserinstallation mit ihren Komponenten. Durch ihre leicht verständliche Anschaulichkeit trage sie dazu bei, den gesamten Aufbau einer Installation und die Folgen von Fehlfunktionen einzelner Teile transparent zu machen.

Überblick: Die Zeichnung zeigt eine komplette häusliche Trinkwasserinstallation mit ihren unterschiedlichen Komponenten. Durch die anschauliche Darstellung soll sie dazu beitragen, den gesamten Aufbau einer Installation und die Folgen von Fehlfunktionen einzelner Teile transparent zu machen. Die zentrale Botschaft: Sauberes Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit. 

Kemper: "Diesen Weg werden wir in der Öffentlichkeitsarbeit konsequent fortsetzen." Es gelte, die Themen Trinkwasserhygiene, Werkstoffe, Produktlanglebigkeit, Montagefreundlichkeit und effizientere Wassernutzung offensiver zu behandeln. Dadurch und mit Systeminnovationen könne man die Betreiber aus ihrer in der Trinkwasserverordnung fixierten Verantwortung zwar nicht entlassen. Es falle ihnen dann jedoch leichter, die von den Wasserversorgern gelieferte Trinkwasserqualität schließlich auch an den Entnahmestellen vorzufinden - und das möglicherweise noch Kosten sparend.

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