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Mehrwinkliges Sichtbetonwohnhaus

(17.10.2009) Architekten reizt es seit jeher, Beton auch als Gestaltungselement einzusetzen. Allzu oft hat aber der zu realisierende Sichtbeton in seiner Oberflächenqualität nicht überzeugen können. Doch jüngere Entwicklungen in der Beton- und Schalungstechnologie inspirieren zu frischen Gestaltungsansätzen beim Umgang mit dem Material. Ein prägnantes Beispiel ging nun in Zwickau in Vollendung. Es trägt die Handschrift des ambitionierten Architekturbüros atelier st aus Leipzig. Die Bauausführung lag bei der Fritsch-Bau GmbH aus Reinsdorf. Schalungsplatten der Westag & Getalit AG brachten den von der Heidelberger Beton Zwickau gelieferten Transportbeton in Form.

Das teilunterkellerte Wohnhaus aus Beton ist komplett in monolithischer Stahlbetonkonstruktion errichtet. Es steht in Zwickau-Cainsdorf, nutzt die Hanglage und kann sich auf dem großzügigen Grundstück bewusst vom gewachsenen Umfeld abheben. Dadurch wird die klare Geometrie des mehrwinkligen Grundrisses in Kombination mit akzentuierenden, großformatigen Fensteröffnungen noch verstärkt.

Die Grundfläche des Gebäudes beträgt ca. 13 x 10 m. Das Erdgeschoß umfasst einen über Eck gestalteten, großzügigen Wohnbereich sowie Küche, Foyer und ein weiteres Zimmer. Schlafbereich, Ankleideraum, Bad und Galerie sowie ein Arbeitszimmer sind im Obergeschoß untergebracht. Im unterkellerten Bereich ist das Haus als "weiße Wanne" ausgebildet.

Mit Westag NFO geschalt

Allerhöchste Sichtbetonanforderungen wurden an die äußere Betonschale der zweischaligen Außenwand gestellt. Zum Einsatz kam deshalb ein hoch fließfähiger Beton - nämlich Fall Easycrete F6 - und eine moderne Schalplatte - und zwar Westag Phenox spezial NFO (NFO steht für "no form oil"). Mittels einer zweilagigen, konstruktiven Bewehrung gelang es den Planern zudem, bemerkenswert schlanke äußere Wandstärken mit einer Dicke von 15 cm zu errichten.

Westag-Fachberater Dipl.-Ing. Uwe Gassmann erklärt das Besondere der Schalplatte folgendermaßen: "Eine erprobte Filmbeschichtung bildet die Oberfläche der NFO Holzwerkstoffplatte und gibt den beabsichtigten Nano-Effekt, der es ermöglicht, völlig ohne Schalöl bzw. Trennmittel und obendrein noch wirtschaftlich zu betonieren. Die Plattenoberflächen mit doppellagigem Aufbau und einem Filmgewicht von 360 g/mm punkteten mit deutlichen Vorteilen: Gegenüber Platten mit Phenolharzoberflächen entstand kein Arbeitsaufwand für das Auftragen des Schalöls. Handhabung und Reinigung der Platten gestaltete sich einfacher. Das bedeutet ein schnelleres Handling, außerdem bleibt so die Plattenoberfläche unbeschädigt. Die Baustelle setzte ca. 300 m² unserer Platten ein".

Die hellen und glatten Betonoberflächen im Sichtbetonhaus wurden durch die Schlussbehandlung mit einer feinen, cremefarbenen Lasur, im Mischverhältnis 1:7 zusätzlich veredelt und gleichzeitig langfristig vor Witterung geschützt. Notwendige Dehnungs- und Dilatationsfugen wurden zugunsten des massiven, monolithischen Charakters auf ein Minimum reduziert. Dies wurde durch den Einsatz einer höheren Anzahl an Edelstahldornen und -hülsen erzielt.

Monolithische Sichtbetonvorsatzschale

Insgesamt wurden für den Bau 346 m³ Transportbeton verwendet, davon 36 m³ Permacrete-Beton C 25/30 F3 GK 8 und 16 für den wasserundurchlässigen Kellerbereich. 244 m³ weiterer konstruktiver Beton C 25/30 F3/F4 GK 16 und 32 wurden für Fundamente, Decken, Innen- und Außenwände eingebracht, sowie 66 m³ Easycrete SFC25/30 F6 GK 8 für die monolithische Sichtbetonvorsatzschale, mit Größtkorn 8 mm und Konsistenz F6, wegen der doppelten Bewehrung und der lediglich 15 cm dicken Vorsatzschale. Bemerkenswert: die sehr kleinen Betonierabschnitte von nur 1,5 bis 4,5 m³.

Sehr große Aufmerksamkeit wurde auf die Ausbildung der Fugen und Kanten (insbesondere Dichtigkeit der Schalung) und der später deutlich sichtbaren, individuell gefertigten Ankerlöcher mit Schattennut gelegt. Dafür kam eine extra angefertigte DOKA-Trägerschalung mit der Schalplatte Westag Phenox spezial NFO (extrem glatte Oberfläche, nichtsaugende Schalhaut) zum Einsatz.

Der sehr fließfähige Beton wurde mittels einer Estrichpumpe und einem flexiblen, individuell gefertigten, textilen Endschlauch eingebracht. U.a. wegen der technisch und technologisch bedingten langsameren Betoniergeschwindigkeit erfolgte der Einsatz eines Fließmittels mit langanhaltender Wirksamkeit auf PCE-Basis (Polycarboxylatether) von SIKA. Für die monolithische Vorsatzschale war eine Sichtbetonklasse SB 3 gefordert. Referenzflächen entstanden zuvor nach Absprache mit dem "Sichtbeton-Team" an den Innenwänden und beim ersten Betonierabschnitt an der Vorsatzschale.

Das kompakte, homogene Äußere der Architektur offenbart sich im Inneren als komplexes Raumensemble mit hohen, zum Teil ineinander greifenden Lufträumen, niedrigen geborgenen Rückzugsnischen und großflächigen, repräsentativen Lebensräumen. Auf lose Möblierung wurde weitestgehend verzichtet und fast alle Möbel als individuelle Einbaumöbel als fester Bestandteil des Hauses konzipiert.

Weitere Informationen zu NFO-Schalplatten können per E-Mail an Westag Getalit angefordert werden.

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