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Effizienzhaus: Antrag und Nachweis der energetischen Qualität

(14.12.2009) Das neue Gütesiegel "Effizienzhaus" der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) zeichnet besonders energieeffiziente neu gebaute oder sanierte Wohnhäuser aus. Es macht sie auf den ersten Blick erkennbar - unter anderem über ein am Gebäude befestigtes Schild - siehe dazu Beitrag "Neues Gütesiegel 'Effizienzhaus'".

Die Anforderungen der dena an die Energieeffizienz der Gebäude entsprechen den gleichnamigen Standards der KfW, die in ihrem Programm "Energieeffizient bauen und sanieren" jeweils die passende Förderung anbietet - siehe auch Beitrag "Anpassung der KfW-Förderprogramme an die EnEV 2009" vom 5.10.2009. Allerdings wird das dena-Gütesiegel nur für die besonders guten Standards vergeben - das sind ...

  • Effizienzhaus 70 und 55 bei Neubauten sowie
  • Effizienzhaus 100, 85, 70 und 55 bei sanierten Altbauten.

Die Zahlen beziehen sich als Prozentangaben auf die in der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 vorgeschriebenen Werte für einen vergleichbaren Neubau. Je niedriger die Zahl, desto besser die Energieeffizienz. Ein neu gebautes oder saniertes "Effizienzhaus 55" benötigt beispielsweise nur 55 Prozent der Energie, die der Gesetzgeber als Maximum für Neubauten vorschreibt.


Effizienzhaus-Beispiel: Neubau eines Einfamilienhauses in Langerringen, Bayern. ID dena-Gebäudedatenbank: 2781

Wer das "Effizienzhaus"-Gütesiegel der dena nutzen will und bei der dena beantragt, muss die energetische Qualität des Gebäudes in einem von der dena standardisiertem Verfahren nachweisen. Der Nachweis erfolgt über einen Energieausweis mit dena-Gütesiegel. Gebäudeeigentümer, die bereits einen anderen Energiebedarfsausweis für Ihr Gebäude haben, können den Nachweis mit einigen zusätzlichen Angaben auch erbringen.

Der Antrag für das dena-Gütesiegel "Effizienzhaus"

Der Antrag für das dena-Gütesiegel "Effizienzhaus" wird nach Fertigstellung bzw. Sanierung des Gebäudes direkt vom Eigentümer gestellt und bei der dena eingereicht. Neben allgemeinen Angaben zum Gebäude beinhaltet der Antrag auch Informationen zum Nachweis der energetischen Qualität, unter anderem die Prüfnummer des Energieausweises mit dena-Gütesiegel. Der Ausweis selbst muss nicht eingereicht werden. Anhand der geforderten Angaben kann die dena die energetische Qualität des Gebäudes beurteilen und den Standard des Gütesiegels zwischen 55 und 100 festlegen. Nach etwa vier bis sechs Wochen erhält der Gebäudeeigentümer seine "Effizienzhaus"-Plakette sowie ein Zertifikat mit Identifikationsnummer. So kann jedes "Effizienzhaus"-Gütesiegel eindeutig einem Gebäude zugeordnet werden.

Effizienzhäuser bewerben – der Antrag vor Fertigstellung des Gebäudes

Das dena-Gütesiegel "Effizienzhaus" kann auch bereits vor Fertigstellung eines Gebäudes genutzt werden. So können zum Beispiel Unternehmen, die Effizienzhäuser vermieten, verkaufen, bauen oder Altbauten entsprechend sanieren, damit werben, dass ihr Haus auch mit dem dena-Gütesiegel "Effizienzhaus" erhältlich ist. Dafür stellt die dena das "Effizienzhaus"-Gütesiegel in einer angepassten Form mit dem Zusatz "Erhältlich mit" zur Verfügung. So wird Interessenten klar signalisiert, dass hier ein hoher energetischer Standard angestrebt wird. Um eine missbräuchliche Nutzung in der Werbung zu verhindern, müssen Unternehmen den Nutzungsbedingungen der dena zustimmen. Anbieter müssen zudem ihren Kunden vertraglich das Erreichen eines Effizienzhaus-Standards garantieren und zusichern, nach Fertigstellung gegenüber der dena den Nachweis dieser energetischen Qualität zu erbringen.

Deutscher Holzbaupreis 2009, Holzbau, Holzhäuser, mehrgeschossiges Holzhaus, siebengeschossiges Wohnhaus
Effizienzhaus-Beispiel: Neubau eines Mehrfamilienhauses in Berlin. ID dena-Gebäudedatenbank: 2876 (siehe auch Beitrag "Deutscher Holzbaupreis 2009 ist vergeben" vom 26.5.2009)

Nachweis der energetischen Qualität

Das dena-Gütesiegel "Effizienzhaus" soll nur für besonders energieeffiziente Wohnhäuser vergeben werden. Voraussetzung ist, dass die hohe energetische Qualität anhand eines von der dena mit einem Gütesiegel qualitätsgesicherten Energieausweises nachgewiesen wird.

Für die Erstellung von Energieausweisen mit dena-Gütesiegel hat die dena eine Reihe von Anforderungen definiert, die über die gesetzlichen Vorgaben für Energieausweise hinaus gehen. Dazu gehören unter anderem die bedarfsbasierte Berechnung des Energieausweises, die Aufnahme der Gebäudedaten nach Fertigstellung vor Ort durch den Aussteller sowie eine Dokumentation mit anschaulichen Informationen zum energetischen Zustand der einzelnen Gebäudebestandteile.

Wenn bei der bedarfsorientierten Berechnung für Wärmebrücken, Luftdichtigkeit oder Luftwechsel bei Einbau einer Lüftungsanlage andere Werte angesetzt werden, als die in der EnEV vorgegebenen Standardwerte, sind hierfür detaillierte Nachweise erforderlich. Das sind im Einzelnen:

  • Wärmebrücken: Bei Ansatz des halbierten Wärmebrückenzuschlags (0,05 W/m²K) oder bei Ansatz der Einzelberechnung der Wärmebrücken muss ein Gleichwertigkeitsnachweis vorliegen.
  • Luftdichtigkeit: Bei Ansatz des verminderten Pauschalwertes (0,6 h-1 für den Luftwechsel) zur Luftdichtigkeit muss das Protokoll zum Blower-Door-Test vorliegen.
  • Luftwechsel bei Einbau einer Lüftungsanlage: Bei Ansatz eines rechnerisch ermittelten Auslegungswerts für den Luftwechsel, muss die Berechnung sowie das Protokoll zum Blower Door Test vorliegen.

Energieausweise mit dena-Gütesiegel dürfen nur von qualifizierten Fachleuten ausgestellt werden. Auch hier gehen die Anforderungen über die gesetzlichen Mindestvorgaben hinaus. So muss ein Aussteller neben der Ausstellungsberechtigung für Energieausweise nach geltender EnEV über eine zusätzliche Fachqualifikation verfügen. Dieser Qualifikationsnachweis orientiert sich an dem Energieberatungsstandard des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Der Aussteller muss demnach über spezielle Fachkenntnisse aufgrund bisheriger beruflicher Tätigkeiten verfügen oder im Rahmen einer bestimmten Aus- bzw. Weiterbildung diese Fachkenntnisse erworben haben und nachweisen. Außerdem ist die Unabhängigkeit des Ausstellers vom Auftraggeber Pflicht.


Effizienzhaus-Beispiel: Saniertes Zweifamilienhaus in Berlin. ID dena-Gebäudedatenbank: 1738

Die hohe Qualität von Energieausweisen mit dena-Gütesiegel sollen ein automatischer Plausibilitätscheck sowie regelmäßige Stichprobenkontrollen durch Fachprüfer garantieren. Jeder Energieausweis mit dena-Gütesiegel bekommt eine Prüfnummer, die Gebäudedaten werden anonymisiert bei der dena gespeichert. Ausstellungsberechtigte Fachleute finden interessierte Eigentümer in der dena-Expertendatenbank unter zukunft-haus.info/effizienzhaus. Hier können sich auch qualifizierte Fachleute als Aussteller für Energieausweise mit dena-Gütesiegel registrieren lassen.

Weitere Nachweismöglichkeiten

Existiert bereits ein Energieausweis für das zu prüfende Gebäude, kann dieser zu einem gültigen Nachweis für das "Effizienzhaus"-Gütesiegel ausgebaut werden. Voraussetzung: Es handelt sich um einen Bedarfsausweis und der Aussteller des Energieausweises besitzt die erforderlichen Zusatzqualifikationen, um auch qualitätsgesicherte dena-Energieausweise vergeben zu können.

Wenn das der Fall ist, folgt - sofern noch nicht geschehen - eine Registrierung als Aussteller für Energieausweise mit dena-Gütesiegel in der dena-Ausstellerdatenbank.

IIm nächsten Schritt müssen der existierende Energieausweis entsprechend den von der dena festgelegten Kriterien für qualitätsgesicherte Ausweise ergänzt und die geforderten Belege erbracht werden. Mit einer Bescheinigung der Gleichwertigkeit durch den Aussteller wird der "Effizienzhaus"-Nachweis gültig.


Grafik aus dem Beitrag "Der lange Weg zum Energieausweis"

Besitzt der Aussteller nicht die geforderten Zusatzqualifikationen, kann der Energiebedarfsausweis trotzdem als Grundlage für den Nachweis dienen. In diesem Fall kann der bestehende Ausweis von einem anderen berechtigten Aussteller ergänzt werden.

Bestehende Energieverbrauchsausweise können nicht zu einem gültigen "Effizienzhaus"-Nachweis ausgebaut werden. Hier muss der Gebäudeeigentümer einen neuen Energieausweis mit dena-Gütesiegel erstellen lassen.

Nachweis für Teilnehmer des dena-Modellvorhabens "Niedrigenergiehaus im Bestand" und des Wettbewerbs "Effizienzhaus - Energieeffizienz und gute Architektur"

Die Teilnahme am dena-Modellvorhaben "Niedrigenergiehaus im Bestand" wird ebenso als Nachweis der energetischen Qualität anerkannt. Der dena liegen durch die wissenschaftliche Auswertung und Aufbereitung der Sanierungsbeispiele im Rahmen des Modellvorhabens umfangreiche Gebäudedaten und entsprechende Nachweise vor. Damit kann die energetische Qualität des Hauses ausreichend geprüft und dem entsprechenden "Effizienzhaus"-Standard zugeordnet werden.

Auch die Teilnahme am dena-Wettbewerb "Effizienzhaus - Energieeffizienz und gute Architektur" ist in den meisten Fällen als Nachweis gültig. Auch hier liegen der dena ausführliche Angaben zum Gebäude sowie entsprechende Nachweise vor. Auf Basis dieser Daten kann die energetische Qualität des Hauses ausreichend geprüft und dem entsprechenden "Effizienzhaus"-Standard zugeordnet werden.

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