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ELCA-Trendpreis „Bauen mit Grün“ für historische Gartenanlagen

(16.9.2010; GaLaBau-Bericht) Mit dem Internationalen Trendpreis „Bauen mit Grün“ wurden von der European Landscape Contractors Association (ELCA) 2010 zwei gleichwertige und dennoch sehr unterschiedliche historische Grünanlagen in der Tschechischen Republik ausgezeichnet. Antoine Berger, Vorsitzender des Arbeitskreises der Betriebe der European Landscape Contractors Association, und Hanns-Jürgen Redeker, Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL), lenkten anlässlich der GaLaBau 2010 die Aufmerksamkeit auf die beiden ausgezeichneten historischen Gartenanlagen in der Tschechischen Republik:

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ELCA-Trendpreis 'Bauen mit Grün' für u.a. den Garten der Villa Müller in Prag

Und so gaben Berger und Redeker gemeinsam bekannt, dass die Gewinner des Internationalen ELCA-Trendpreises 2010 die rekonstruierten historischen Klostergärten in Litomyšl (siehe Google-Maps) und der Garten der Villa Müller in Prag (siehe Google-Maps) sind: „Als Auslober des Internationalen Trendpreises sind wir von den landschaftsgärtnerischen Qualitäten der beiden historischen Gärten in Tschechien überzeugt."

Auf die Atmosphäre, den Erhaltungs- und Pflegezustand kommt es an

Antoine Berger zeigte auf, dass „für eine ansprechende Präsentation von historischen Gärten viele Aspekte von Bedeutung sind." Das Vorhandensein von historischen und kulturellen Bezügen reiche dabei allein nicht aus. Die „Atmosphäre“ - also das emotionale Erlebnis - sei mitentscheidend für die Attraktivität von Parkanlagen und Gärten. Wichtig seien außerdem Faktoren wie das Willkommensein, die Freundlichkeit des Ortes sowie die intuitive Verständlichkeit des Gartens. Nicht zuletzt trage auch der Erhaltungs- und Pflegezustand zur positiven Wahrnehmung bei.

ELCA und BGL haben sich in diesem Jahr bewusst für die Würdigung von historischen Gärten entschieden, denn die meisten historischen Parks und Gärten in Europa seien auf öffentliche Gelder angewiesen. Dabei sei der Trend zu beobachten, dass die öffentlichen Gelder zwar immer knapper würden, aber der Unterhalt der Kulturgüter immer aufwändiger werde. Gleichzeitig betrachtet die Jury historische Parkanlagen und Gärten als wichtige Standortfaktoren, die Lebensqualität vermitteln und zum anderen nicht unbedeutend zur Wertschöpfung in der Region beitragen.

Historische Klostergärten in Litomyšl

Zusammenarbeit von Bauherren, Landschaftsarchitekten und Landschaftsgärtnern

Die ELCA würdigt in enger Kooperation mit dem BGL alle zwei Jahre das gemeinsame Engagement von Bauherren, Landschaftsarchitekten und Landschaftsgärtnern rund um das Bauen mit Grün. In diesem Jahr werden erstmals zwei historische Gartenanlagen ausgezeichnet. Gemeinsam wollen die Verbände mit der Verleihung des Internationalen Trendpreises "Bauen mit Grün" Projekte mit besonderen unverwechselbaren gestalterischen Qualitäten sowie baulichen, pflanzlichen und landschaftlichen Besonderheiten würdigen und damit zugleich die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern.

Litomyšl: Historische Klostergärten als attraktiver öffentlicher Stadtpark

Litomyšl ist eine Stadt in der ostböhmischen Region Pardubice (siehe Google-Maps). Das Schloss in Litomyšl gehört zum UNESCO-Welterbe. Die Klostergärten erstrecken sich auf einer Anhöhe unterhalb des Schlosses und folgen teilweise der ehemaligen Stadtmauer. Die Klostergärten befinden sich neben dem früheren Piaristen-Kloster, zwischen den beiden Kirchen von Litomyšl. Damit liegen die Gärten in unmittelbarer Nachbarschaft herausragender Sehenswürdigkeiten in der Stadt und sie befinden sich in einer strategisch günstigen Lage im Zentrum der städtischen Denkmalschutzzone.

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Die Attraktivität der Gartenanlage in Litomyšl hat die Jury überzeugt. So lobte sie den inhaltlichen Gehalt und Ideenreichtum, die Identität und Unverwechselbarkeit – Eigenschaften, die sich aus geschichtlichen Bezügen sowie gestalterischen Qualitäten ergeben haben. Weitere kulturtouristische Qualitäten wurden im Bereich der Erholung gesehen.

Im Oktober 1997 entschloss sich die Stadt als Bauherrin, die Gärten angemessen zu restaurieren. Dazu wurde eine öffentliche Ausschreibung angekündigt mit dem Thema "Die architektonische Gestaltung der Klostergärten als öffentlicher Stadtpark und -garten". Ziel war es, in der Mitte des Schlosshügels einen ruhigen Ort zu kreieren, an dem sich die Stadtbewohner und Besucher erfreuen können. Über 20 Architekturbüros nahmen an der Ausschreibung teil; die Gewinner waren Radko Kv?t, Zdenek Sendler und V?clav Babka aus Brno. Die bauausführenden Landschaftsgärtner waren Profistav Litomyšl und Jan Vavr(?n ARS Litomyšl.

Der heutige Bereich der klösterlichen Gartenanlage liegt auf dem Gelände der Presbyterianer Kirche von der Erhöhung des Heiligen Kreuzes, des Piaristen-Klosters mit der Kirche der Auffindung des Heiligen Kreuzes. Die Klostergärten sollten stets sowohl nützlich als auch dekorativ sein.

Bautafel Klostergärten Litomyšl:

  • Bauherrin: Stadt Litomyšl
  • Architekten / Landschaftsarchitekten:
    Radko Kv?t, Zdenek Sendler & V?clav Babka
  • Landschaftsgärtner:
    Profistav Litomyšl / Jan Vavr(?n ARS Litomyšl

Die Rekonstruktion des Gartens der Villa Müller

Als eine über den Zeitraum der vergangenen Jahre sehr gelungene Rekonstruktion würdigte die Jury die Erneuerung der repräsentativen und bedeutenden Villa Müller. Die Villa ist Anfang des vergangenen Jahrhunderts entstanden. Die Villa, erbaut nach den Plänen des Architekten Adolf Loos und ein Beweis der einzigartigen Architektur des Funktionalismus, wurde zum nationalen Kulturdenkmal ernannt. Ihre Bedeutung wurde dadurch bestätigt, dass die Hauptstadt Prag sie kaufte. Heute dient das Objekt als Museumsexponat für moderne Architektur (siehe Google-Maps).

Villa Müller in Prag

Aus den noch erhaltenen Unterlagen lässt sich belegen, dass der Garten schon von den ersten Überlegungen und konzeptionellen Entwürfen an als untrennbarer Bestandteil der Villa angesehen wurde. "Der Erhalt dieses gartenkulturellen Erbes für kommende Generationen ist eine gesellschaftliche Verpflichtung", so BGL-Präsident Hanns-Jürgen Redeker.

Bautafel Villa Müller

  • Bauherrin/ Inhaberin: Stadt Prag
    Architekten / Landschaftsarchitekten:
    Ing. Arch. Doz. V?clav Girsa, Girsa AT s.r.o. und Ing. V?tězslava Ondřejov?
  • Landschaftsgärtner:
    Jan W?gner & Zdeněk Hradil?k

Zur Geschichte: Nach den Entwürfen des Architekten Adolf Loos ließ sich Dr. Ing. Franti?ek Müller, der bedeutende Prager Eigentümer einer Baufirma, die Villa mit dem Garten in Prag-Str(e?ovice als Familiensitz erbauen. Die Entwürfe zur Gestaltung des Gartens wurden von den bekannten Gartenarchitekten der 1930er Jahre Camillo Schneider und Hermann Mattern und dem mitarbeitenden Karl Förster ausgearbeitet. Dessen Pläne liegen noch im Original vor. Das Grundstück für den Bau der Villa war relativ klein, abschüssig, von unregelmäßiger Form, hatte aber eine ausgezeichnete Lage mit Ausblick in die nähere und auch entferntere Umgebung. Bei der Platzierung der großen Dachterrasse der Villa wurde diese hinreißende Aussicht in einzigartiger Weise berücksichtigt.

Der mehr als zehn Meter betragende Höhenunterschied zwischen dem am tiefsten und dem am höchsten gelegenen Eingangsteil des Gartens wurde mit Hilfe verschieden großer, übereinander angelegter Terrassen bewältigt, die durch Treppen und Wege miteinander verbunden sind. Die unregelmäßige Form des Grundstücks, treffend als "Bastion" beschrieben, wurde durch die Wiederholung seiner Form bei der Hauptrasenterrasse hervorgehoben, die an der Ostseite des Hauses liegt.

Die ersten Entwürfe von Camillo Schneider zur Gartengestaltung stammen aus dem Jahr 1929. Aus diesem Jahr kommen auch die Detailentwürfe der Anpflanzungen von Staudenrabatten und Trockenmauern, welche gleichsam dem Gesamtkonzept des Gartens vorangingen. Die konzeptionelle Arbeit von Camillo Schneider zur Gestaltung des Gartens konnte in den endgültigen Plan zur Modellierung des Geländes, der Lagebegrenzung und der kommunikativen Verbindung der einzelnen Funktionseinheiten (der Umzäunungsplan aus dem Jahre 1930, der die Grundlage für die nachfolgenden Entwürfe der Anpflanzungen bildete) einfließen.

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