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Pflasterfläche in gebundener Bauweise für Aplerbecker Marktplatz

(19.9.2010) Durch die intensive Umgestaltung des Ortskerns hat die Kommune Aplerbeck (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps) eine neue innerstädtische Attraktivität gewonnen. Besonderen Anteil daran hat der mit Natursteinen gepflasterte Marktplatz, ein wegen seiner Dreiecksform sehr markanter Ort. Er dient jetzt als Verteilerachse im Stadtraum und wird wieder als Zentrum des städtischen Lebens geschätzt.

Die Entwicklung des Dortmunder Stadtteils Aplerbeck folgte einem Muster, das für viele Industrieregionen typisch ist. Jahrzehnte einer prosperierenden Wirtschaft gingen mit einer deutlichen Verschlechterung der historischen Stadtstrukturen einher. Bereits 1905 hatte man die Emscher in eine Kanalröhre gezwängt, worüber die grüne Emscheraue in Vergessenheit geriet. Es folgten Jahrzehnte einer unkoordinierten Bebauung und die Konzentration des Durchgangsverkehrs im Zentrum. Am Ende drohten die Gestaltungsdefizite auch das urwüchsige Ensemble aus Amtshaus, Haus Rodenberg und Rodenbergpark aus der räumlichen Wahrnehmung zu verdrängen. Mit sinkender Wohn- und Aufenthaltsqualität verödete die Innenstadt immer mehr. Es sollte bis zu Beginn der 1990er Jahren dauern, bis endlich ein "Integriertes Handlungskonzept" die rechtlichen Grundlagen für die Beseitigung der Brennpunkte und für die dringend notwendige "Stadterneuerung Ortskern Aplerbeck" schuf.

Der Marktplatz als offenes Stadtzentrum

Realisiert wurde in den Folgejahren die integrale Planung des Architektenteams von Pesch & Partner aus Herdecke und der Werkgemeinschaft Freiraum aus Nürnberg. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, die Kernstrukturen zu ordnen und die verborgenen Reize der Stadt freizulegen. Die Nutzung der engen Nachbarschaft von Bebauung und Grün mündete in der Konzeption "Grünes Band und steinerne Achse", wobei die Letztere als Straßenraum erhalten, aber vom dominierenden Durchgangsverkehr befreit werden sollte. Vor allem aber sollte die Emscher aus ihrem Kanalbett befreit und offen gelegt werden, um im Ortskern eine Abfolge von lauschigen Freiräumen zu schaffen. Dieses grüne Erholungsband kreuzt am Marktplatz die steinerne Achse und wertet damit diesen Ort ganz selbstverständlich zur neuen Stadtmitte auf.

Am grünen Band der Emscher wird noch gearbeitet (Stand Herbst 2010), während die Umgestaltung der Stadtmitte abgeschlossen ist. Dabei wurden die Planungsvorgaben so geändert, dass die zentrale Straße weiter befahrbar ist - der störende Durchgangsverkehr wurde aber aus der Stadtmitte verbannt. Das kommt dem minimalistisch gestalteten Marktplatz zugute, der in flankierende Fußwege eingebetet ist. Diese unterstreichen mit ihrem hellen Gehbelag die Dreieckskontur des nur spärlich möblierten Platzes. Um ihn als Mitte zu begreifen und auch möglichst flexibel nutzen zu können, wurde er als freie Fläche belassen und nicht mit festen Einbauten verstellt. Der Platz ist ein vielseitig nutzbarer Ort für Wochenmärkte, Festveranstaltungen, Konzerte und Aufführungen sowie für den privaten kommunikativen Treff. Besonders beliebt ist für solche Gelegenheiten das "Dreieck im Dreieck", wo Wasserspiele dazu einladen, auf benachbarten Bänken Platz zu nehmen.

Nachhaltiges Nutzungsprofil durch gebundene Bauweise

Auf den ersten Blick erscheint das lebhafte Farbspiel der Grauwacke-Pflasterdecke als flächiges Schmuckwerk - und das Natursteinmaterial aus dem benachbarten Sauerland als Betonung der Regionalität und Nachhaltigkeit. Und doch ist da noch etwas anderes: Die Fläche offenbart eine gewisse Harmonie, die auf exakt geplanter Proportion beruht. Der "zweite Blick" registriert kombinierte Pflasterfelder, die sich an lineare Entwässerungsrinnen reihen.

Über allem liegt ein Fugenraster, das bis ins Detail hinein aus der Platzstruktur entwickelt wurde. Die Harmonie des Gesamten folgt also dem Ordnungsprinzip der addierten Teilflächen. Was die Frage provoziert: Ein übergeordnetes Fugenraster in einer Pflasterfläche? Widerspricht das nicht der Offenheit und Flächenindividualität von Pflasterbelägen?

Der Marktplatz zeigt, dass sich diese Frage bei konsequenter Gestaltung erübrigt. Dessen unbeschadet, ist aber das auf die Platzgeometrie ausgerichtete Fugennetz unentbehrlich, denn die addierten Flächen weisen auf die technische Ausführung der Pflasterung in der so genannten "gebundenen Bauweise" hin. Pflasterflächen dieser Art sind erheblich formstabiler als Pflasterflächen in loser Schotterbettung. Wegen der Ebenheit der geschlossenen Oberfläche sind sie sicherer zu begehen, dazu sparen sie dauerhaft Kosten für Pflege und Wartung, weil die voll vermörtelten Fugen ...

  • nicht vergrünen,
  • nicht aussanden und
  • deshalb nicht nachverfüllt werden müssen.

Bei Revisionsintervallen bis drei Mal jährlich, werden von Kommunen für diese "wieder kehrenden" Arbeiten bei ungebundenen Bauweisen Quadratmeterpreise um 10 Euro genannt - daraus ergeben sich beträchtliche Summen im Jahresetat. Die wesentlichen Nutzungsvorteile der gebundenen Bauweise sind darüber hinaus ...

  • die hohe mechanische Belastbarkeit der Flächen und
  • ihr Widerstand gegen die dynamischen Dreh- und Beschleunigungsbewegungen von Fahrzeugen.

Auf multifunktional genutzten Platzflächen muss mit solchen Lastfällen immer gerechnet werden. Gebundene Pflasterflächen wirken deshalb (Verschleiß-)Verformungen, wie Spurrillen und Muldenbildung ebenso entgegen, wie Ausbrüchen von Fugen oder Steinen, die bei ungebundenen Pflasterflächen oft zu üblen Stolperfallen werden.

Konzeption und technischer Aufbau von gebundenen Pflasterbelägen

Schon bei der Planung darf man sich nicht auf Schätzungen verlassen. Vielmehr ist die Bauklasse der Pflasterdecke auf der Basis von konkret zu erwartenden Belastungswerten festzulegen. Im Zweifelsfalle erscheint die höhere Bauklasse empfehlenswert, wobei die "Richtlinie für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen" (RStO) als technisches Regelwerk dient.

Bei der Lastabtragung wirkt ein gebundener Pflasterbelag als starre Platte - das ist ein gravierender Unterschied zum ungebundenen und beim Lastabtrag ins Schotterbett flexiblen Aufbau. Die Plattenwirkung entsteht durch den innigen mineralischen Verbund von Tragschicht, Bettungsschicht sowie Pflasterbelag, wobei die Fugenvermörtelung der Fläche einen wesentlichen Stabilitätsbeitrag leistet. Um die Temperaturausdehnung einer solchen (in ihrer Flächengröße begrenzten!) Platte zu ermöglichen, sind zur Spannungsentlastung zwingend "Bauteil"-Fugen notwendig, die in voller Aufbauhöhe durchgehen und damit von der Oberfläche bis zur Sohle reichen:

Bei Tragschichten aus Drainbeton genügt gegebenenfalls eine definierte Kerbung der Tragschicht, die als Sollbruchstelle dient - in diesem Falle reicht die Fuge der Pflasterplatte nicht bis zum Planum (Grafik dazu zum Vergleich mit der obigen).

Der Bodenaufbau erfolgt in drei Schichten:

  • Als Lastvermittler in den Untergrund dient die Tragschicht aus Drainbeton oder Drainasphalt. Sie ist in Abhängigkeit von der zu erwartenden Belastung zu bemessen.
  • Auf die Tragschicht wird die Bettungsschicht aufgebracht.
  • In die Bettungsschicht werden die Pflastersteine "hammerfest"  hineingeklopft, so dass eine plane Oberfläche entsteht - und zwar mit ausreichendem Gefälle zur Oberflächenentwässerung hin.

Nach dem Abbinden der Bettungsschicht werden die Fugen zwischen den Steinen in voller Höhe mit zementgebundenen Mörteln oder harzgebundenen Systemen verfüllt, so dass am Ende eine starre Pflasterdecke mit geschlossener Oberfläche entsteht.

Für gebundene Pflasterflächen ist deshalb zwingend eine Oberflächenentwässerung vorzusehen, die mit ihren Einläufen, Schächten, Rohren und Verzweigungen bereits vor (weil unterhalb) der Tragschicht hergestellt werden muss. Unabhängig hiervon ist die Drainfähigkeit der Bettungs- und Tragschicht zu gewährleisten, um die Gefahr zu unterbinden, dass Sickerwasser oder unterseitig (Steinsohle) anfallendes Kondensat sich anstaut und durch Auffrieren Frostschäden verursacht. Um das Eindringen von Oberflächenwasser zu unterbinden, muss auch das Verfüllen der Bewegungsfugen mit elastischem, chemisch beständigem Dichtungsmaterial sehr sorgfältig ausgeführt werden.

Sakret-Systeme beim Aplerbecker Marktplatz

Voraussetzung für die nachhaltig hohe Qualität von gebundenen Pflasterdecken ist eine jeweils auf den Belastungsfall und auf die örtlichen Verhältnisse ausgerichtete Konzeption. Eine darauf basierende professionelle Ausführung ist nur mit Mörteln in gleich bleibend hoher Materialqualität möglich - auch im Sinne einer wirtschaftlichen Taktung des Arbeitsfortschrittes. Sowohl die materielle Güte als auch die zeitliche Zuverlässigkeit im mineralischen Abbindeprozess bieten nur Trockenmörtel, deren Rezepturen auf definierte Anwendungsgebiete und spezifische Belastungsmuster ausgerichtet sind.

Sakret beispielsweise bietet eine ganze Produktpalette von solchen kombinierbaren Trockenmörtelsystemen. Gebundene Pflasterflächen aus diesen Trockenmörteln sind schon kurz nach dem Einbau voll belastbar und lassen in jeder Projektphase die Sicherheit eines kontinuierlichen Arbeitsfortschritts erwarten. Die Produkte und Systeme erfüllen Ansprüche im privaten Freiraum ebenso, wie extreme Belastungen sowohl mechanischer als auch chemischer Art, mit denen (Tausalz, Öle, Säuren, usw.) besonders im öffentlichen Raum und im industriell-gewerblichen Komplex immer zu rechnen ist. Neben der materiellen Zuverlässigkeit bietet Sakret Beratungsleitungen an, die auf langer Praxiserfahrung beruhen.


Ein Dreieck mit hoher Nutzungsqualität

Wegen der besonderen Voraussetzungen am Ort - die Platzfläche war vorher mit einem Betonpflaster belegt - modifizierte die ausführende Firma Höhler (Dortmund) in Absprache mit den Verantwortlichen der Stadt die Ausführung der gebundenen Pflasterdecke. Nach dem Abtragen des Altpflasters wurde nach umfassender Belastungsprüfung die weitere Gebrauchstauglichkeit des 30 Zentimeter dicken vorhandenen Schotterbetts festgestellt. Nach dem Verlegen der Grundleitungen für die Oberflächenentwässerung, Verkabeln der Platzbeleuchtung und Einbau diverser Fundamente wurde die komplette Fläche nachverdichtet. Anschließend wurde ein zweites Kalkstein-Schotterbett aufgebracht, so dass die gut verdichtete frostsichere Tragschicht nun insgesamt eine Dicke von 50 Zentimetern aufweist. Alle weiteren Arbeiten erfolgten gemäß Ausführungsvorgabe.

Um die Temperaturbewegungen der einzelnen Pflasterflächen durch Dehnungsfugen aufzunehmen, erfolgte die Pflasterung der insgesamt 1.600 Quadratmeter großen Platzfläche nach einem Fugenplan, der sich an der Dreiecksgeometrie ausrichtet. Dieses Fugenraster bestimmt die proportionale Ausgewogenheit des Marktplatzes ebenso mit, wie die mittels drei Steinreihen abgesetzten Entwässerungsrinnen.

Und um beim Pflastereinbau eine gleich bleibende Mörtelgüte sicherzustellen, wurde der Sakret-Pflasterbettungsmörtel (NBM 4 D) im 25-Tonnen-Silo mit integriertem Mischer bereitgestellt und am Ort mittels Radlader verteilt. Bis zu sechs Pflasterer hatten wochenlang ordentlich zu tun, um ein Feld nach dem anderen manuell zu pflastern und überdies so manchen der 10x10x10 Zentimeter großen Pflastersteine vor dem Einklopfen ins Mörtelbett zur Einpassung nachzuarbeiten.


Für einen zügigen Arbeitsfortschritt erfolgte im Zeitversatz von zwei bis drei Tagen feldweise der Fugenverguss mit Sakret-Steinverguss-Sand ZPF-Rustic. Den eingemörtelten Belag wenige Stunden später "auf endgültige Ansicht" abzuspülen, erforderte viel Fingerspitzengefühl für die Abbindezeit des Fugenmörtels und dazu eine passende Dosierung des Wasserdrucks. Die Sorgfalt in jedem Arbeitsschritt quittiert der Marktplatz Aplerbeck heute mit Harmonie in Fläche und Detail sowie mit dauerhafter Qualität.

Weitere Informationen zur gebundene Bauweise von Pflasterflächen können per E-Mail an Sakret angefordert werden.

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