Bauprognose 2011 der Bauwirtschaft
(15.6.2011) Die deutsche Bauwirtschaft wird 2011 Anschluss an den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung finden. Diese Auffassung vertrat am 9.6. der neue Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer in seiner ersten Jahrespressekonferenz. Für das deutsche Bauhauptgewerbe erwartet Bauer 2011 ein Umsatzplus von nominal 4,5%, was real einem Produktionsplus von etwa 2% entspreche. Für die Beschäftigten im deutschen Bauhauptgewerbe sei dies eine positive Nachricht: Die Zahl der Beschäftigten werde im Jahresdurchschnitt um etwa 2% auf 730.000 ansteigen.
Renaissance des Wohnungsbaus
Getragen werde der konjunkturelle Erholungsprozess von einer Renaissance des Wohnungsbaus, erläuterte Bauer. Begünstigt durch positive Einkommenserwartungen, ein wieder erwachtes Interesse der Anleger an Wohnimmobilien, aber auch anhaltend niedrige Zinsen sei die Nachfrage nach Wohnungsbauleistungen im 1. Quartal um nominal 29% gestiegen. Für das Jahr 2011 erwartet Bauer deshalb einen Anstieg der Wohnungsbauumsätze um nominal 8% (2010: +6,6%) sowie eine Zunahme der Zahl der fertig gestellten Wohnungen auf 190.000. Bauer: „Trotzdem werden wir auch 2011 die von vielen Experten als bestandssichernde Untergrenze genannte Zahl von 200.000 fertig gestellten Wohnungen nicht erreichen.“
überraschende Belebung des Wirtschaftsbaus
Als „überraschend“ bezeichnete Bauer die starke Belebung der Nachfrage im
Wirtschaftsbau. Immerhin habe das Niveau der Auftragseingänge im 1. Quartal 2011
nominal um 19% über dem Vorjahresniveau gelegen. Anders als im vergangenen Jahr
hätten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes inzwischen nicht nur kleine
Rationalisierungs- bzw. Erhaltungsmaßnahmen in Auftrag gegeben, sondern auch
größere Erhaltungs- und Erweiterungsinvestitionen. Bauer rechnet deshalb mit
einem Umsatzplus im Wirtschaftsbau von nominal 7% (2010:
Tiefe Einbruch bei öffentlicher Baunachfrage
Sorgen bereitet Bauer jedoch der tiefe Einbruch der öffentlichen Baunachfrage im 1. Quartal von nominal 15,5%. Für die nähere Zukunft sei nicht mit einer Trendwende zu rechnen. Zum einen gehe die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nach wie vor von einem Rückgang der kommunalen Investitionen von 13% aus. Zum anderen hätten der Bund, aber auch die Länder, ihre Haushaltsansätze für Baumaßnahmen um 8 bzw. 11% gekürzt. Wenn es dennoch 2011 nur zu einem Rückgang der Umsätze im Öffentlichen Bau von nominal 2% komme, sei dies allein auf die gute Frühjahrskonjunktur zurückzuführen.
Bei aller Freude über die augenblicklich günstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen dürfe man aber auf keinen Fall die langfristigen strukturellen Probleme aus den Augen verlieren, warnte Bauer. Er sehe mit großer Sorge, dass die Widerstände gegen große Infrastrukturvorhaben in Deutschland zunähmen, die Finanzierbarkeit der Infrastruktur in Frage gestellt sei und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Staat und privater Wirtschaft im Rahmen Öffentlich Privater Partnerschaften von verschiedensten Ideologen bekämpft würden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
- LBS: Wohnungsmarkt-Signale stehen auf Grün (15.6.2011)
- Baumarkt 2010 auf 100 Seiten (14.6.2011)
- Kalksandsteinindustrie erwartet 2011 positive Absatzentwicklung (14.6.2011)
- Deutsche Zementindustrie sieht sich 2011 auf Wachstumskurs (14.6.2011)
- Produktion im Baugewerbe im Euroraum um 0,3% gefallen (22.5.2011)
- KfW-Indikator Eigenheimbau steigt im März um 6,4%gegenüber dem Vorjahresmonat (26.4.2011)
- Bauhauptgewerbe im ersten Quartal 2011 deutlich optimistischer als vor einem Jahr (26.4.2011)
- Aufträge im Bauhauptgewerbe im Februar 2011: real +1,6% zum Vorjahr (26.4.2011)
- ifo Langfristprognose: Steigende Wohnungsbaunachfrage stimuliert Bauvolumen (11.4.2011)
- Europäische Nachbarn bauen immer noch mehr (4.4.2011)
- 5,5% mehr genehmigte Wohnungen im Jahr 2010 (20.3.2011)
- Weißbuch Innenstadt: Innenstädte als Lebens- und Wirtschaftsraum stärken (19.3.2011)
- +1,1% mehr Aufträge im Bauhauptgewerbe im Jahr 2010 (24.2.2011)
- Euroconstruct: Europäischer Wohnungsbau auf Erholungskurs (14.2.2011)
- KfW-Indikator Eigenheimbau: Wohnungsneubau erholt sich weiter (6.2.2011)
- Baustoff-Fachhandel erwartet für 2011 stabile Entwicklung (24.1.2011)
- Bauinvestitionen 2010: Stärkstes Wachstum seit vier Jahren (23.1.2011)
siehe zudem:
- Verbände, öffentliche Hand und Baupreise bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Bauwirtschaft, Immobilien sowie Architekt und Wirtschaft bei Baubuch / Amazon.de