Baulinks -> Redaktion  || < älter 2011/1180 jünger > >>|  

Wenig(?) Energieeinsparung durch Smart Metering

(26.7.2011) Smart Meter bzw. "Intelligente Stromzähler" und die Visualisierung des Stromverbrauchs sollen beim Stromsparen helfen. Dass die Erwartungen in diese Technik möglicherweise etwas zu hoch gesteckt sind, zeigt eine aktuelle Studie, der zufolge Privathaushalte durchschnittlich (nur) 3,7 Prozent Strom einsparen. An der Studie im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes "Intelliekon - Nachhaltiger Energiekonsum von Haushalten durch intelligente Zähler-, Kommunikations- und Tarifsysteme" waren u.a. das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI beteiligt. Bei zeitvariablen Tarifen lag die ermittelte Einsparung immerhin bei 9,5 Prozent. Eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse soll am 26. Oktober 2011 in Frankfurt stattfinden.

Mehr als 2.000 Haushalte in Deutschland und Österreich nahmen an der achtzehnmonatigen Feldphase des Projekts teil, indem sie Smart Meter benutzten, die den zeitlichen Verlauf des Stromverbrauchs erfassen. Die Teilnehmenden konnten auf einem Internetportal oder durch eine monatliche schriftliche Information beispielsweise ihren Stromverbrauch stundenweise analysieren und erhielten für alle gängigen Geräte im Haushalt mehr als vierzig Energiespartipps.

"Smart Metering ist in der aktuellen Energiedebatte ein wichtiges Thema, da von dieser Technologie eine Effizienzsteigerung in deutschen Haushalten erwartet wird. Jetzt haben wir erstmals mit einer groß angelegten und sozialwissenschaftlich fundierten Studie gezeigt, welches Potenzial sich dahinter verbirgt", sagt der Psychologe und Gesamtprojektleiter am Fraunhofer ISE, Sebastian Gölz.

Fünf Terawattstunden bzw. eine Milliarde Euro eingespart

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI wertete die Verbrauchsdaten aus und stellte fest, dass die Haushalte eine durchschnittliche Verbrauchseinsparung von 3,7 Prozent erzielen konnten. Als Vergleichsgröße dienten dabei Haushalte, die keine Verbrauchsrückmeldung zu ihrem Stromverbrauch erhielten. Umgerechnet auf den bundesdeutschen Stromverbrauch entspricht dies einer jährlichen Einsparung von etwa fünf Terawattstunden Strom und einer Milliarde Euro vermiedene Stromkosten in den Haushalten. Das Projekt hatte auch eine langfristige Wirkung: "In unseren Untersuchungen haben wir gezeigt, dass der Einspareffekt auch mehrere Monate nach Beginn des Feldtests noch nachweisbar ist", sagt Teilprojektleiter Dr. Marian Klobasa vom Fraunhofer ISI.

Während das Fraunhofer ISI die Einspareffekte bilanzierte und die Auswirkungen auf das Energiesystem sowie erzielbare CO₂-Minderungen analysierte, befragte das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE, Frankfurt), die Teilnehmer des Pilotprojekts zur Akzeptanz und Attraktivität der Feedbackinformationen. Diese wurden sehr positiv bewertet und überwiegend als informativ, nützlich, gut gestaltet, nutzerfreundlich und verständlich empfunden. Die meisten Befragten zeigen eine klare Bereitschaft, Strom einzusparen - und das Feedbacksystem kann sie dabei unterstützen. "Allerdings führen gut dargestellte und zeitnah gelieferte Informationen nicht automatisch zu einer deutlichen Verbrauchsreduktion", betont ISOE-Projektleiter Dr. Konrad Götz.

Dafür scheinen konkrete Handlungsvorschläge wichtig zu sein, denn ein Viertel der Webportal-Nutzer interessiert sich besonders stark für Energiespartipps. Zu diesem Ergebnis kam das Fraunhofer ISE, das die Nutzung des Internetportals analysierte. Dabei stellte es auch fest, dass die Feedbackinformationen von den meisten Teilnehmern nur in den ersten zwei Monaten des Feldtests abgerufen wurden und nur eine Minderheit das Webportal dauerhaft nutzte.

"Bei den verwendeten Systemen mussten die Teilnehmer noch viel Eigeninitiative entwickeln, um herauszufinden, wo genau sie den Verbrauch reduzieren können. Doch die - teils nur kurze - Nutzung der Verbrauchsrückmeldung setzt offenbar einen Impuls, sich mit dem Stromverbrauch und Einsparmöglichkeiten zu beschäftigen", so Gölz vom Fraunhofer ISE.

offenes Praxisforum am 26. Oktober 2011 in Frankfurt

In einem für alle Interessierten offenen Praxisforum am 26. Oktober 2011 in Frankfurt werden die Projektergebnisse ausführlich vorgestellt und die Schlussfolgerungen mit Vertretern aus Energiewirtschaft und Politik diskutiert. Themen sind Kundenakzeptanz und Konsumverhalten bei Feedback und einem Zweistufentarif, Feedbacknutzung, Zahlungsbereitschaft sowie ökologische Auswirkungen einer bundesweiten Abschätzung der Stromeinsparung. Anmeldungen sind auf intelliekon.de/praxisforum möglich.

Das vierjährige Projekt "Intelliekon - Nachhaltiger Energiekonsum von Haushalten durch intelligente Zähler-, Kommunikations- und Tarifsysteme" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderschwerpunkts "Sozial-ökologische Forschung" gefördert. Neben dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) arbeiten der Smart-Metering Anbieter EVB Energy Solutions, neun deutsche Energieversorger (Energieversorgung Oelde, Stadtwerke Hassfurt, Stadtwerke Münster, Stadtwerke Schwerte, Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm SWU, SVO Energie (Celle), swb (Bremen), SWK Stadtwerke Krefeld, Technische Werke Kaiserslautern) sowie ein österreichischer Energieversorger (Linz Strom GmbH) zusammen.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

ausgewählte weitere Meldungen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH