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Krisen lassen die deutsche Fenster- und Haustürenbranche kalt

(26.3.2012; fensterbau/frontale-Bericht) Der Fenster- und Haustürenmarkt entwickelt sich in Deutschland stabil: Laut der aktuellen Strukturanalyse des Künzelsauer Insti­tuts für Marketing, die das abgelaufene Geschäftsjahr in Relation setzt zur letzten Strukturanalyse in 2007, stiegen die Umsätze seitdem um insgesamt 12,4 Prozent - von rund 8,5 Milliarden Euro im Jahr 2007 auf aktuell rund 9,6 Milliarden Euro. „Dafür gibt es viele Gründe: Zum einen haben sich in dem letzten Jahren das Konjunkturpaket II und die KfW-Fördermittel positiv auf die Umsatzsituation der Unternehmen ausge­wirkt. Zum anderen beobachten wir als Branche angesichts der Euro-Krise eine zuneh­mende Flucht in lohnende Sachwerte, die von dem stark gestiegenen energetischen Bewusstsein von Modernisierern und Bauherren getragen wird“, erklärt der Geschäfts­führer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF), Ulrich Tschorn. Gleichzeitig mit dieser Entwicklung legten die Mitarbeiterzahlen von 98.100 Beschäftigten im Jahr 2007 auf aktuell 99.600 Mitarbeiter in 2011 zu: Das ist ein Plus von rund 1.500 Mitarbeitern oder eine Steigerung von rund 1,5 Prozent.

Reduziert hat sich hingegen die Unternehmensanzahl: Von 7.200 im Jahr 2007 auf 6.700 in 2011. Die größte Marktbereinigung hat sich dabei in der Beschäftigtenklasse zwischen 5 und 20 Mitarbeitern vollzogen. „Die Studie kommt zu dem Ergebnis, das sich der Konzentrationsprozess auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird“, so Tschorn zur absehbaren weiteren Entwicklung. Bei 90,7 Prozent der Unternehmen sind die Herstellungskosten gestiegen, im Branchendurchschnitt um 10 Prozent:

  • Bei kleineren Firmen fiel diese Steigerung mit 9 bis 11 Prozent höher aus,
  • als bei größeren Unternehmen, die mit Steigerungen von 5 bis 8 Prozent zu tun hatten.

Letztere konnten die höheren Kosten fast exakt in höhere Preise umsetzen. „Die klei­nen Firmen erhöhten ihre Preise zwar stärker um etwa 8 Prozent, konnten damit je­doch den hohen Anstieg ihrer Herstellungskosten nicht ausgleichen“, so Tschorn. Ins­gesamt stiegen die Verkaufspreise seit 2008 um knapp 7 Prozent.

Die Gesamtkapazität der deutschen Fensterbranche liegt aktuell bei etwa 16,3 Millio­nen Fenstereinheiten. „In den vergangenen 13 Jahren hat sich die Produktionskapa­zität damit fast halbiert und im Vergleich zum Spitzenjahr 1995 ist sie in 2011 sogar auf rund 40 Prozent des damaligen Wertes gesunken“, so Tschorn. Bei Haustüren blieben die Kapazitäten weitgehend konstant mit leichtem Anstieg.

Höhere Umsätze im Fenster- und Haustürenmarkt

Die Fensterbranche erzielte 2011 einen Gesamtumsatz ohne Montage von rund 5 Milliarden Euro. Das ist ein Anstieg gegenüber 2007 (4,385 Milliarden Euro) in Höhe von knapp 13 Prozent.

  • In den Umsatzklassen bis 1,3 Millionen Euro befinden sich rund 88 Prozent der Unternehmen. Mit 1,43 Milliarden Euro erreichten sie einen Anteil am Gesamt­umsatz der Fensterbranche von 28,7 Prozent - 2007 waren es 29,2 Prozent.
  • Etwa 60 Unternehmen erwirtschafteten mehr als 10 Millionen Euro Umsatz mit Fenstern. Zusammen erreichten sie einen Umsatz von rund 1,29 Milliarden Euro und bilden damit ein Viertel des Fensterumsatzes ab.

In der Haustürbranche wurden 2011 rund 1,416 Milliarden Euro verdient. Damit stieg der Umsatz gegenüber 2007 (1,287 Milliarden Euro) um 0,13 Milliarden bzw. rund zehn Prozent.

  • In den Umsatzklassen bis 2,5 Millionen Euro befinden sich rund 98,6 Prozent aller Haustürhersteller. Diese erzielten im vergangenen Jahr mit etwa 0,83 Milliarden Euro 58,4 Prozent des Gesamtumsatzes.
  • Knapp 90 große Unternehmen mit einem Umsatz über 2,5 Millionen Euro bilden 41,6 Prozent des Gesamtumsatzes mit Haustüren ab.

Die Produzenten von Wintergärten erzielten 2011 einen Umsatz von rund 221 Millio­nen Euro, Fassaden wurden für rund 768 Millionen Euro abgesetzt.

Mitarbeiterzahl ist leicht gestiegen

Die Anzahl der Beschäftigten in der gesamten VFF-Branche stiegen von 98.100 im Jahr 2007 auf 99.600 im Jahr 2011, das ist ein Plus von rund 1,5 Prozent. Der Löwenanteil der Beschäftigten arbeitet dabei in Unternehmen mit 5 bis 20 bzw. 21 bis 70 Beschäf­tigten (Rund 28.300 und rund 35.000 Mitarbeiter). Geringer ist das generelle Mitarbei­teraufkommen in Unternehmen mit 1 bis 4 und mit mehr als 151 Beschäftigten - rund 8.600 und rund 12.100 Mitarbeiter.

Konzentrationsprozess setzt sich fort

500 Unternehmen weniger seit 2007: Der Konzentrationsprozess in der Fenster- und Haustürenbranche setzt sich unvermindert fort. Die größten Rückgänge verzeichnen Unternehmen in der Unternehmensklasse zwischen 5 und 20 Mitarbeitern: Hier sank die Zahl der Betriebe von rund 3.500 im Jahr 2007 auf rund 2.700 im Jahr 2011. „Stär­kere Zuwächse gab es hingegen in der Beschäftigtenklasse zwischen 21 und 70 Mitar­beitern, was darauf zurückzuführen ist, dass einige größere Handwerksbetriebe kon­junkturell bedingt die Klassengrenze überschritten haben“, erklärt Tschorn. Insgesamt betrachtet liegen die Rückgänge der Unternehmen in steigenden Herstellungskosten begründet, die besonders kleine Unternehmen nicht 1:1 an ihre Kunden weitergeben konnten.

Steigende Herstellungskosten Problem für Kleinunternehmen

In fast allen Betrieben der Fenster- und Fassadenbranche (90,7 Prozent) stiegen die Herstellungskosten seit 2008 rapide an. Die Erhöhung betrug über alle Beschäftigten­klassen hinweg rund 10 Prozent. Bei größeren Produzenten fiel der Anstieg mit rund 5 bis 8 Prozent moderater aus, als bei kleineren Unternehmen, die mit Steigerungen der Herstellungskosten von 9 bis zu 11 Prozent zu tun hatten. Mit dieser Steigerung konnte die Entwicklung der Verkaufspreise nur bedingt mithalten.

Verkaufspreise halten mit Herstellungskosten nicht Schritt

Rund 75,1 Prozent aller Fenster- und Haustürenhersteller erhöhten seit 2008 ihre Ver­kaufspreise - wobei die Herstellungskosten bei mehr als 90 Prozent der Unterneh­men gestiegen sind. Über die gesamte Branche hinweg legten die Verkaufspreise um fast 7 Prozent zu. Auffällig dabei: Kleinere Unternehmen haben ihre Preise um rund 8 Prozent angehoben - bei Steigerungen der Herstellungskosten von 9 bis 11 Prozent. Anders erging es größeren Unternehmen, die mit Preissteigerungen von 5 bis 6 Prozent ihre gestiegenen Kosten fast exakt in höhere Preise umsetzen konnten. Kleinere Firmen erhöhten ihre Preise zwar stärker, konnten jedoch den vergleichsweise hohen Anstieg der Herstellungskosten nicht ausgleichen und hatten dadurch wirtschaftlich in vielen Fällen das Nachsehen.

Veränderungen im Produktions- und Handelsprogramm

Rund 3.833 der ca. 6.500 Produzenten von Fenstern, also mit 58,5 Prozent mehr als die Hälfte der Unternehmen, waren 2011 im Bereich Holzfenster tätig. Jedes dritte Unternehmen stellte Fenster aus Kunststoff oder Holz-Metall her. Im Vergleich zur Strukturuntersuchung von 2007 ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Bei größeren Unternehmen dominieren Fenster aus Kunststoff das Produktionsprogramm, ergänzt von Fenstern aus Holz-Metall, Kunststoff-Metall und Stahl. Bei kleineren Un­ternehmen dient überwiegend Holz als Basis des Produktionsprogramms.

Ähnlich sieht es bei den Herstellern von Haustüren aus: Rund 4.200 der ca. 6.700 Unternehmen – das sind ca. 58,6 Prozent – stellten 2011 Haustüren aus Holz her. Wie bei den Fenstern dominieren diesen Werkstoff überwiegend kleinere Produzenten. Außerdem stellte 2011 fast jedes dritte Unternehmen Haustüren aus Kunststoff und Holz-Metall her. Bei den großen Betrieben findet man neben Holz- und besonders Kunststoffhaustüren auch sehr häufig die Fertigung von Haustüren aus Holz-Metall und Aluminium.

Beim ergänzenden Produktionsprogramm dominiert nach wie vor der Wintergarten, der von 45 Prozent der Unternehmen ergänzend produziert wird. Auffällig ist in diesem Bereich die Abnahme im Vergleich zu 2007, als noch 50,8 Prozent der Unternehmen ergänzend Wintergärten produzierten. Auch Innentüren (30,4 Prozent), Treppen (23,5 Prozent), Fassaden (26,1 Prozent) sowie Rollläden und Markisen werden von den Fenster- und Haustürherstellern ergänzend produziert.

Kapazitätsänderungen hinsichtlich Produktionsvolumen und Distribution

Bei den kleineren Firmen der Branche blieben die Kapazitäten im Vergleich zu 2007 nahezu konstant. Die größeren Unternehmen bauten dagegen die Kapazitäten leicht aus. Die Gesamtkapazität der deutschen Fensterbranche liegt laut aktueller Erhe­bung - rechnet man die durchschnittliche Kapazität der einzelnen Unternehmen auf Basis der Grundgesamtheit der rund 6.500 Produzenten von Fenstern hoch - bei etwa 16,3 Millionen Fenstereinheiten. Mit Hilfe der Auslastungsquoten und der Kapazi­täten der einzelnen Beschäftigungsklassen lässt sich die tatsächliche Produk­tion der deutschen Fensterbranche 2011 mit rund 13,1 Millionen Fensterein­heiten angeben.

Die Branchenkapazität hat sich damit an ein vermindertes Marktvolumen angepasst, wobei die Kapazitäten insbesondere durch den Marktaustritt kleinerer Anbieter redu­ziert wurden.

Insgesamt distribuieren die Produzenten - so die Erhebung - 20,6 Prozent der herge­stellten Fenster an den gewerblichen Objekt-/Wohnbau, 22,4 Prozent direkt an den privaten Endkunden und 57 Prozent der Fenster werden über den Handel vertrieben.

93 Prozent aller Branchenunternehmen produzieren neben Fenstern auch Haustüren. Rechnet man die durchschnittliche Kapazität der einzelnen Unternehmen auf Basis der Grundgesamtheit der rund 6.400 Haustüren produzierenden Betriebe hoch, ergibt sich für 2011 eine maximale Kapazität in Höhe von rund 1,56 Millionen Haustüren. Die Pro­duktionskapazität hat sich seit 2007 um rund 0,05 Millionen Haustüren (3 Prozent) re­duziert bzw. ist damit nahezu konstant geblieben. Auf Basis der Auslastungsquo­ten und der Kapazitäten der einzelnen Beschäftigtenklassen ergibt sich eine tatsächliche Produktion von Haustüren für 2011 von 1,2 Millionen Stück, was gegenüber der Strukturuntersuchung 2007 (1,15 Millionen Haustüren) einem Anstieg um 50.000 Haustüren bzw. gerundet 4 Prozent entspricht. Insgesamt distribuieren die Produzenten 15,9 Prozent der hergestellten Türen an den gewerbli­chen Objekt-/Wohnbau, 22,4 Prozent direkt an den privaten Endkunden und 61,7 Prozent werden über den Handel vertrieben.

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