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Abschluss der dritten Holcim Awards für nachhaltiges Bauen

(1.4.2012) Zwei Global Holcim Awards 2012 für nachhaltiges Bauen und ein Holcim Innovationspreis für Produktentwicklung gehen nach Deutschland. Das haben die aus internationalen Spezialisten zusammengesetzten Jurys während ihrer Sitzun­gen in Zürich entschieden, bei denen eine halbe Million Dollar Preisgeld vergeben wurde. Bereits unter den 53 Gewinnerpro­jekten, die aus den regionalen Holcim Awards Wettbewerben 2011 hervorgegangen sind, befanden sich sechs Projekte aus Deutschland, die auf drei Kontinenten umgesetzt werden sol­len.

Alle drei Jahre führt die Schweizer Holcim Foundation for Sus­tainable Construction einen weltweiten, jeweils mit insgesamt zwei Millionen Dollar dotierten Wettbewerb durch: die Holcim Awards. Prämiert werden dabei herausragende Projekte und Konzepte aus Architektur und Bauwirtschaft, die nachhaltige Antworten auf technologische, ökologische, sozioökonomische und kultu­relle Herausforderungen geben. 2011 wurden in fünf Regionen der Welt parallel die regionalen Holcim Awards verliehen - siehe auch Beitrag "Holcim Awards für nachhalti­ge Bauprojekte: Besonders viele Preisträger sind aus Deutschland" vom 7.12.2011. Die Siegerprojekte qualifizierten sich automatisch für die zweite, globale Stufe des Wett­bewerbs. Dabei schnitten die Teilnehmer aus Deutschland - und insbesondere aus Berlin - äußerst erfolgreich ab.

„Hervorragendes Lernumfeld“ - Gold für ein Schulhausprojekt in Burkina Faso.

Mit dem höchsten Preis wurde das Berliner Büro Kéré Architekten ausgezeichnet: mit dem Global Holcim Awards Gold 2012. Das Büro Kéré hatten zuvor bereits den Holcim Awards Gold 2011 der Region Afrika Mittlerer Osten zugesprochen erhalten. Diébédo Francis Kéré gewann mit seinem Projekt „Weiterführende Schule mit passivem Belüf­tungssystem" in Gando, Burkina Faso.

Der Preisträger stammt ursprünglich aus diesem Ort und kam für sein Architekturstu­dium nach Berlin. Von hier aus hat er in den letzten Jahren unermüdlich daran gear­beitet, eine für sein Heimatland vorbildliche Schule aufzubauen. Die ursprünglich auf 800 Kinder und Jugendliche ausgerichtete Institution platzt aus allen Nähten. Gemein­sam mit der Bevölkerung baut Kéré nun eine weiterführende Schule, damit die Kinder das bereits Gelernte nutzen können. Dabei setzt er auf nachhaltige und dem Klima gut angepasste Systeme - „weil sie weniger Unterhalt benötigen und kostengünstiger sind als High-Tech“, wie er praktisch argumentiert.

Enrique Norten, Inhaber von TEN Arquitectos (Mexiko/USA) und Vorsitzender der glo­balen Holcim Awards Jury 2012, lobte das Projekt für seine vielschichtigen Ansätze bezüglich der Entwicklung einer Gemeinschaft, der Optimierung des Raumklimas und der Ästhetik: „Diese Schule besticht nicht nur durch elegantes Design, sondern sie eröffnet Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, verwendet lokale Baustoffe und kre­iert mit einfachen Mitteln in sozialer aber auch in bautechnischer Hinsicht ein hervor­ragendes Lernumfeld.“

„Urbane Lebensweise zelebrieren“ – Bronze für Berliner Flussbad

Die Berliner Architekten Jan und Tim Edler von realities united wurden mit dem Global Holcim Award Bronze ausgezeichnet. Auf regionaler Ebene hatte das Team Edler be­reits den Holcim Awards Gold der Region Europa gewonnen.

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Prämiert wurde das Konzept, einen nicht mehr genutzten Spreearm bei der weltberüh­mten Museumsinsel auf einer imposanten Länge von 745 Metern zu einem nachhalti­gen Flussbad umzugestalten. Mit dem Flussbad wollen die Autoren auch ein Gegenge­wicht zur Entwicklung Berlins seit der Wende setzen. „In den letzten Jahren waren neue Projekte eher steif und repräsentativ“, so Tim Edler. „Unsere Idee ist spielerisch und rückt die Bedürfnisse der Bewohner in den Mittelpunkt.“ Das Flussbad könnte Ber­lin eine neue Leichtigkeit verleihen, sind die Autoren überzeugt.

Enrique Norten erklärte den Jury-Entscheid damit, dass das Projekt einen unmittelba­ren und prägnanten Einfluss auf die Lebensqualität habe und zugleich einen positiven ökologischen Beitrag zur Sanierung der städtischen Wasserstrassen leiste: „Das Pro­jekt zelebriert die urbane Lebensweise in einer der bemerkenswertesten Städte der Welt und rückt deren Verbindung zu den Wasserstrassen ins Zentrum.“

Zusätzlicher Preis für innovative Materialanwendungen und Bautechnologien

Erstmals wurden parallel zu den Global Holcim Awards sämtliche 53 Gewinnerprojekte aus den regionalen Wettbewerben von einer separaten Jury evaluiert und auf deren Innovationskraft hinsichtlich Produktentwicklung und -anwendung geprüft. 150.000 US-Dollar standen für drei Holcim-Innovationpreise zur Verfügung. Der Holcim Inno­vation „2nd prize“ ging an das Projektteam Frank Barkow und Regine Leibinger von Barkow Leibinger Architects (Berlin), Mike Schlaich von der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) und Matthias Schuler von Transsolar Energietechnik (Stuttgart) für ein Projekt zur Errichtung kostengünstiger Wohnungen in Hamburg. Bei diesem Projekt werden innovative Techniken und Materialien eingesetzt, darunter vorgefertigte Leichtbetonelemente mit wiederverwertetem Schaumglas als Zuschlagsstoff. Im Vor­jahr war diese Eingabe mit einem Anerkennungspreis der Region Europa ausgezeichnet worden:

Projekte aus deutscher Hand überzeugten bereits in den regionalen Wettbewerben

Unter den weiteren Gewinnern von Preisen in den regionalen Holcim Awards Wettbe­werben 2011 befand sich ferner Eike Roswag von Ziegert, Roswag Seiler Architekten Ingenieure in Berlin. Er gewann den Holcim Award Gold der Region Asien-Pazifik für ein zweistöckiges Schulhaus in Pakistan. Das Gebäude wird gegenwärtig aus Lehm und Bambus erstellt. Ebenfalls für einen Lehmbau ausgezeichnet wurde ein anderes Team mit deutscher Beteiligung. Die Architektin Anna Heringer und ihre Kollegen aus Öster­reich und Marokko erhielten den Holcim Award Bronze der Region Afrika Mittlerer Os­ten für den Entwurf eines Trainingszentrums für nachhaltiges Bauen in Marrakesch, Marokko. Der Entwurf lehnt sich an die lokale Bautradition an und präsentiert ein Gebäude, das mit einer harmonischen Abfolge von Innen- und Außenräumen nahtlos in die städtische Umgebung eingebettet ist.

Bei den Preisverleihungen für die Region Europa ging 2011 zu­dem ein Anerkennungspreis an ein multinationales, von Sauer­bruch Hutton Architekten (Berlin) geleitetes Team mit Arup, Großbritannien, und Experentia, Italien, und zwar für ein aus Holz errichtetes Bürogebäude in Helsinki, Finnland; das Gebäu­de kommt dem Ziel „Null CO₂-Emissionen“ sehr nahe.

Mit der Verleihung der Global Holcim Awards findet der dritte Wettbewerbszyklus seinen Abschluss. Insgesamt reichten Architekten, Ingenieure und Bauherren über 6000 Projekte ein, die in 146 Ländern verwirklicht werden sollen. Entscheidend für die Region war der Standort des Projekts und nicht jener seiner Autoren – deshalb konnten deutsche Fachleute an allen regionalen Wettbewerben teilnehmen.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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