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Studie des ITRS zum „Dynamisch gesteuerten Wärmeschutz“

ITRS-Studie
  

(6.6.2012) Eine vom Industrieverband Technische Textilien, Rollladen, Sonnenschutz (ITRS) in Auftrag gegebene Studie hat ermittelt, dass dynamische Rollladen- und Sonnenschutz­systeme beim Nutzwärmebedarf bis zu 44% Energie einsparen. Damit liegen erstmalig konkrete Zahlen vor, welche die kosten­reduzierende Wirkung automatisch gesteuerter Beschattungs­systeme beziffern. Die Berechnungen wurden vom Ingenieur­büro Prof. Dr. Hauser (ibh) durchgeführt.

„Dynamisch gesteuerter Wärmeschutz“

Schon seit geraumer Zeit wird Rollladen- und Sonnenschutz­produkten eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Ener­giebilanz von Gebäuden eingeräumt. Im Winter reduzieren sie nachts die Wärmeverluste, indem sie ein dämmendes Luftpols­ter zwischen Behang und Fenster einschließen. Tagsüber lassen sie solare Energie ins Gebäudeinnere und so erwärmen sich die Räume auf natürliche Weise. Im Sommer ver­ringern sie als beschattende Elemente den Wärmeeintrag durchs Fenster und machen damit Klimageräte überflüssig. Dabei wird die Annahme zugrunde gelegt, dass sich der größtmögliche Einspareffekt nur dann erzielen lässt, wenn die Beschattungssysteme automatisch per Zeitschaltuhr und Sensorik gesteuert werden - also unabhängig von der Anwesenheit der Bewohner eines Gebäudes und in Reaktion auf die jeweiligen Außen- bzw. Raumbedingungen. Zusammengefasst werden diese Funktionen im Begriff „Dynamisch gesteuerter Wärmeschutz“. 

Rahmenbedingungen der Untersuchung

Um verlässliche Daten und seriöse Durchschnittswerte zu erhalten, floss eine Reihe von Parametern in das Simulationsmodel ein. Einbezogen wurden unter anderem ver­schiedene Fensterflächenanteile, Fassadenausrichtung, Art der Verglasung sowie typische Rollladen- und Sonnenschutzbehänge aus unterschiedlichen Materialien. Außerdem legte man die Raumgeometrie eines Einraummodels mit den klimatischen Gegebenheiten am Standort Essen zugrunde. Die Simulationen wurden jeweils mit und ohne dynamisch gesteuerten Wärmeschutz durchgeführt, um die Ergebnisse verglei­chen zu können.

Ergebnisse übertreffen Erwartungen

Gerade hinsichtlich der Reduzierung von Wärmeverlusten im Winter erzielen auto­matische Rollladen- und Sonnenschutzsysteme laut ITRS-Studie hervorragende Zah­len - vor allem, wenn von einem alten Fenster mit Zwei-Scheiben-Isolierverglasung und einem Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 3 W/m²K ausgegangen wird, das in einem Großteil des aktuellen Gebäudebestands zu finden ist. Werden hier Roll­läden verwendet, ergibt sich ein Energieeinsparpotenzial von 16 Prozent der einge­setzten Heizenergie im Gebäude. Beim von der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) geforderten Fenstern mit einem U-Wert von 1,3 W/m²K sind es acht Prozent, die sich einsparen lassen. Bei älteren Fenstern und sehr guten Rollladen- und Sonnenschutz­systemen wurden sogar maximale Einsparwerte von 44 Prozent ermittelt. 

Auch beim sommerlichen Hitzeschutz tritt die kostensparende Wirkung automatisch gesteuerter Rollladen- und Sonnenschutzsysteme, die über die Mindestanforderungen der Norm DIN 4108-2 hinausgeht, deutlich zu Tage. Wird etwa der Eckraum eines Wohngebäudes mit Westorientierung und einem Fensterflächenanteil von 70 Prozent mit einer optimierten Sonnenschutzvorrichtung ausgestattet, reduziert sich der Jah­resnutzkältebedarf nochmals um bis zu 12 kWh/m²a. Bei einer durchschnittlichen Wohngebäudegröße von 120 m² und dem angenommenen Preis einer Kilowattstunde von 0,28 Euro können Nutzer zirka 400 Euro pro Jahr einsparen. Gerade gegenüber teuren und wenig nachhaltigen Technologien zur Raumkühlung weisen automatische Verschattungen klare Vorteile auf. Die gilt es in den Vordergrund zu stellen, um die steigende Zahl von Kühlgeräten in den Haushalten wieder zu verringern.

Aufnahme in EnEV sinnvoll

Die aktuelle ITRS-Studie zeigt, dass automatisch bewegten Rollladen- und Sonnen­schutzsystemen ein beachtenswertes Energieeinsparpotenzial innewohnt. Ihre dyna­mische Anpassung an Wetterbedingungen bzw. wechselnde Tages- und Jahreszeiten trägt dazu bei, die Schwäche des Fensters als energetische Lücke in der Gebäude­hülle auszugleichen. Der Industrieverband will deshalb die Ergebnisse der Untersu­chung als Argumentationsgrundlage verwenden, damit dynamisch gesteuerter Wärme­schutz auch bei der energetischen Bewertung von Gebäuden nach DIN V 18599 be­rücksichtigt wird. So würde gleichzeitig erreicht, dass der energiesparende Effekt automatischer Rollladen- und Sonnenschutzsysteme in die EnEV aufgenommen wird. Denn sie verweist auf die jeweilige aktuelle Fassung der DIN V 18599. Unter energe­tischen Gesichtspunkten wäre das jedenfalls ein enormer Fortschritt. Wie die ITRS-Studie nahe legt, würde die Aufnahme von dynamischem Wärmeschutz in die EnEV einen wichtigen Baustein bilden, um ambitionierte politische Klimaschutzziele zu verwirklichen - wie etwa die Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2020 gegenüber dem Wert von 1990.

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