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Baugewerbe sieht sich trotz Konjunktureintrübung auf Wachstumskurs

Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes(9.9.2012) "Wir gehen trotz Konjunktureintrübung weiter von einer Steigerung des Umsatzes im Bauhauptgewerbe bis zum Jahresende aus. Der Umsatz wird insgesamt bei etwas mehr als 94 Mrd. Euro erwartet, was einer Steigerung von 2,3% entspräche. Bei unserer Frühjahrsprognose gingen wir noch von fast 96 Mrd. Euro aus, was einem Plus von 3,8% ent­sprochen hätte. Während wir für den Wohnungsbau weiter von +6,7% ausgehen, müssen wir den Wirtschaftsbau mit nunmehr +2,5% statt +4,1% und den öffentlichen Bau mit -2,7% statt +0,3% korrigieren. Das Beschäftigtenniveau wird bei etwa 745.000 und damit leicht im Plus (+1,5%) erwartet." So das Fazit von Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein anlässlich der Herbstpressekonfe­renz des Deutschen Baugewerbes in Berlin.

Aufgrund der Baugenehmigungszahlen geht der älteste und mitgliederstärkste Bauver­band in Deutschland davon aus, dass die gute Wohnungsbaukonjunktur weiter trägt. Denn von Januar bis Juni 2012 wurden mit fast 100.000 Genehmigungen im Woh­nungs­­neubau 5.000 Wohneinheiten mehr genehmigt als im Vergleichs­vor­jah­res­zeit­raum (+5%). Die Steigerung resultiert aus der höheren Nachfrage bei Mehrfami­lien­häu­sern (+5.300) und Wohnheimen (+2.500). Demgegenüber sind für Einfami­lien­häuser ca. 2.800 Genehmigungen (-6%) weniger erteilt worden als im Vergleichs­zeit­raum 2011 - siehe auch Baulinks-Beitrag "4,9% mehr genehmigte Wohnungen im 1. Halbjahr 2012" vom 20.8.2012.

Auch die per Juni 2012 eingegangenen Aufträge lassen auf eine anhaltend hohe Nach­frage schließen: Sie lagen im ersten Halbjahr bei plus 12% - in den alten Ländern bei +13% und in den neuen bei +10%. Die positive Entwicklung im Wohnungsneubau wird gegenwärtig immer noch durch ein niedriges Zinsniveau, einen stabilen Arbeitsmarkt und steigende Einkommen gestützt. Die Verunsicherung über die Folgen der Staats­schuldenkrise lässt Investitionen in heimische Immobilien vorteilhaft erscheinen. So zeigt der Erwerb von Wohneigentum überproportionale Steigerungsraten von 16%.

Vor diesem Hintergrund bleibt das Deutsche Baugewerbe bei seiner Prognose, wonach der Umsatz im Wohnungsbau um 6,7% auf 33 Mrd. Euro nach 31 Mrd. Euro in 2011 steigen dürfte. Loewenstein wies jedoch darauf hin, dass trotz dieser positiven Entwi­cklung weiterhin zu wenige neue Wohnungen auf den Markt kommen. "Auch im ver­gangenen Jahr wurde mit 183.000 fertiggestellten neuen Wohneinheiten die von vielen Instituten und Experten eigentlich für notwendig erachtete Zahl von 230.000 neuen Wohnungen deutlich verfehlt", so Loewenstein.

Auch im Wirtschaftsbau geht das Deutsche Baugewerbe weiter von einer Steigerung aus, die allerdings geringer, als noch im Frühjahr erwartet, ausfallen wird. War per März bei den Baugenehmigungen im Wirtschaftshochbau nur ein Plus von 6% zu ver­zeichnen, so sind es per Juni über 12% (bemessen in Baukosten). Noch ist die Ent­wicklung der Baugenehmigungen im Wirtschaftsbau ungetrübt. Im Gegenteil, die Bau­anträge für Hochbauten aus der Wirtschaft zeigen im Jahresverlauf ansteigende Ten­denz. Die Auftragseingänge insgesamt belegen ebenfalls die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Seit Monaten liegen diese konstant um 4 bis 5% über dem jewei­ligen Vorjahreswert.

"In Anbetracht der positiven Signale aus den Frühindikatoren sollte auch das zweite Halbjahr Wachstum aufweisen, so dass wir ein Umsatzwachstum von 2,5% erwarten. Damit würde der Umsatz 34,5 Mrd. Euro betragen. Gegenüber dem Vorjahr ist dies immerhin eine Steigerung um fast 1 Mrd. Euro. Das Ergebnis fiele damit immer noch höher aus als im Boomjahr 2008." So der ZDB-Präsident zur Lage im Wirtschaftsbau. Allein der Öffentliche Bau verzeichnet im ersten Halbjahr 2012 einen Umsatzrückgang, der mit minus 8,4% deutlich ins Kontor schlägt. "Im Angesicht zu erwartender steigen­der Finanzierungsüberschüsse bei Ländern und Kommunen, wie auch des Investitions­beschleunigungsprogrammes des Bundes hatten wir die Erwartung, dass die während der Umsetzung der Konjunkturpakete liegengebliebenen Tiefbauprojekte nun verstärkt angegangen würden", so Loewenstein.

Diese Erwartung hat sich in den ersten sechs Monaten nicht erfüllt, obwohl die Steu­ereinnahmen einmal mehr über den Erwartungen liegen. "Daher gehen wir davon aus, dass es im zweiten Halbjahr höhere Investitionen im öffentlichen Tiefbau geben wird. Darauf weisen im Übrigen auch die Auftragseingänge hin; sie liegen per Juni 2012 um 14% höher als in 2011", erläuterte Loewenstein die Situation im öffentlichen Bau. "Insgesamt prognostizieren wir für den öffentlichen Bau in 2012 nunmehr minus 2,7%. Dies entspricht einem Umsatz von 26,8 Mrd. Euro nach 27,6 Mrd. Euro in 2011." So die Bilanz des Deutschen Baugewerbes.

Loewenstein wies daraufhin, dass die jährlichen Investitionen in Umbau, Ausbau und Sanierung der kommunalen Verkehrsnetze im letzten Jahrzehnt stark gesunken seien und nur noch rund die Hälfte des jährlichen Bedarfs erreichten. "Das von Generationen geschaffene gesellschaftliche Vermögen verliert schon seit Jahren an Wert, weil die Investitionen wesentlich geringer als die Abschreibungen sind." Kritisierte Loewenstein die öffentliche Hand. Er verwies darauf, dass der Investitionsrückstand im aktuellen Kommunalpanel der Kreditanstalt für Wiederaufbau auf 26 Milliarden Euro geschätzt werde. Jede weitere Kürzung der Finanzmittel gefährde die Funktionsfähigkeit der kommunalen Verkehrsnetze. Die Grundlage für die Mobilität unserer Gesellschaft zer­falle.

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