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Der Deutsche Städtebaupreis 2012 geht an Staßfurt an der Bode in Sachsen-Anhalt

Deutsche Städtebaupreis(2.10.2012) Den Deutschen Städtebaupreis 2012 hat das Projekt zur Neugestaltung der historischen Mitte in Staßfurt erhalten. Hier war nach dem unterirdischen Abbau von Kali­salzen infolge von Bodensenkungen eine Brache im Gebiet der ehemaligen Altstadt entstanden: Durch eine sensible Freiraumplanung gelang es, diese Wunde in eine neue Stadtlandschaft mit hoher Auf­enthaltsqualität und differenzierten Bezügen zur Geschichte des Orts zu verwandeln. Ausgelobt ist der Preis von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landespla­nung, maßgeblich gefördert von der Wüstenrot Stiftung. Jury-Vorsitzender 2012 war Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur in Potsdam. Bei der Preisverleihung am 27. September in Leipzig würdigte er diesen Beitrag aus Staß­furt: „Das Projekt besticht durch die Einfachheit der eingesetzten Mittel. Ein See bil­det die Mitte der Stadt. Er zelebriert die Leere und inszeniert durch die unterschiedlich ausformulierten Uferbefestigungen die natürlichen Schwankungen des Grundwasser­stands.“

Unter den Beteiligten an diesem Stadtentwicklungs-Projekt gratulierte Braum beson­ders den Vertretern der Stadt Staßfurt und dem Büro Häfner Jimenez, Berlin.

Sonderpreis 2012: Metropolregion Ruhr: Masterplan Emscher-Zukunft

Mit dem Sonderpreis wurde ein „ganzheitlich strategisch orientierter Ansatz“ zur Re­naturierung der Emscher ausgezeichnet, wie Braum betonte: „Die Strategie baut auf einer sensiblen Herausarbeitung ortsspezifischer, jeweils auf die besondere Situation bezogener Lösungen auf. Die insgesamt dennoch einheitliche Gestaltung mit einer schlichten Materialisierung garantiert, dass die Emscherlandschaft ihre spezifische Identität in neuer Qualität erhält. Wie die bereits umgesetzten Abschnitte zeigen, müssen sich ökologische Aufwertungsmaßnahmen und eine ebenso sorgfältige wie anspruchsvolle Gestaltung nicht gegenseitig ausschließen.“ Braum gratulierte ASTOC Architects and Planners gemeinsam mit RMP Stephan Lentzen sowie Norbert Post und Hartmut Welters und der Emscher Genossenschaft.

Auszeichnung: Köln - Siedlung am Buchheimer Weg

Der Kölner Stadtteil Ostheim ist durch Großsiedlungen der Nachkriegszeit, Brachen und die Stadtlandschaft zerschneidende Autobahnen geprägt. Während in einem ersten Bauabschnitt Gebäude der Siedlung Buchheimer Weg noch durch das Vorsetzen von Balkonen, Wärmedämmung, den Einbau von Zentralheizung und die Modernisierung der Bäder modernisiert werden konnten, entschied man sich im zweiten Siedlungsabschnitt wegen der schlechteren Bausubstanz für Abriss und Neubau. Dabei konnte nach dem Konzept der Gruppe ASTOC die Grundstruktur der Siedlung beibehalten werden, doch wurden durch einen leichten Knick in den Gebäudekörpern hofähnliche Raumbildungen ermöglicht. „Der vollständige Erhalt der Bewohnerschaft und die Schaffung modellhaft preiswerten, öffentlich geförderten Miet-Wohnraums wurden als grundlegende Ziele formuliert,“ bemerkte Braum mit Lob für die GAG und ASTOC Architekten mit Johannes Böttger.

Auszeichnung: Berlin - Übergangsnutzung Schlossareal

Dem Projekt gelingt es, mit minimalen Mitteln einen bemerkenswerten stadträumlichen Effekt zu erzielen. Die Gestaltung des Berliner Schlossareals verbirgt nicht, dass sie eine provisorische und vergängliche Zwischennutzung ist - im Gegenteil: Sie bleibt ganz bewusst skizzenhaft, verzichtet auf große Gesten, nutzt Vorgefundenes, ergänzt um einfachste Materialien. „Der Entwurf macht Prozesse sichtbar, thematisiert Leere und Weite in der Stadt, bringt Poesie an einen historisch und politisch aufgeladenen Ort und erreicht sehr viel, indem er bewusst wenig zeigt. Bemerkenswert ist, was die auf diese Weise umrahmte und durchquerte ‚Leere’ bewirkt: Sie stellt Blickbezüge und neue Nachbarschaften her, setzt die umliegende Bebauung zueinander in bislang un­gekannte Beziehung,“ so Michael Braum in seiner Laudatio auf das Büro relais Land­schaftsarchitekten Gero Heck und Marianne Mommsen, in Zusammenarbeit mit Marcus Cordes, der Temporären Kunsthalle Berlin und Georg Weckwerth gemeinsam mit der DSK, Entwicklungsträger des Landes Berlin.

Auszeichnung: Koblenz - Vom Schloss bis zum Deutschen Eck, Neugestaltung der Freiräume

Die Bundesgartenschau 2011 barg die Chance, eines grundlegend neuen Verständ­nisses im Umgang mit öffentlichen Räumen. Im Zuge des Projektes werden Bezüge zwischen zentralen topographischen Elementen der Stadt – Altstadt, Schloss, Rhein­ufer, Deutsches Eck, Moselufer – neu formuliert und sinnfällig erlebbar, wobei die Um- und Neugestaltung von großem Respekt gegenüber den historischen Bezügen gekenn­zeichnet ist. „Die Neugestaltung der Uferpromenade überzeugte die Jury durch die zurückhaltende Möblierung und sorgfältige Materialwahl“, lobte der Vorsitzende und gratulierte der BUGA Koblenz zu diesem beispielhaften Projekt, gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten RMP Stephan Lentzen unterstützt von der Stadt Koblenz, dem Atlier Dreiseitl, der ARCADIS GmbH, dem Ingenieurbüro Weinand, der Koks Consult und Erich Lanicca.

Auszeichnung zum Sonderpreis: Autobahn A40/Barcode und Parkautobahn A42

Gemeinsam mit dem Sonderpreis wurden die 3 getrennt eingereichten Projekte Ge­stalthandbuch A40, das Konzept Barcode A40 sowie die Initiative Parkautobahn A42 ausgezeichnet: „Die Beziehungen zwischen Autobahnen, Stadtdurchfahrten und Landschaftspassagen in der ruhrgebietstypischen ‚Zwischenstadt’ werden in diesem beispielhaften Projekt im transdisziplinären Dialog als gemeinsames Bearbeitungsfeld aufgegriffen.“ Der Glückwunsch ging an die Planergruppe Oberhausen und Foundation 5+ aus Kassel gemeinsam mit dem Straßenbaulastträger Straßen.NRW für den Prozess einer Transformation der A 42 in die Stadtlandschaft, an Dr. Kratsch, Baudezernent der Stadt Bochum, Dorothée Dahl, die gemeinsam mit ihren Kollegen in Moers, Duis­burg, Mühlheim an der Ruhr, Essen, Dortmund und Unna das Gestalthandbuch der A 40 „auf den Weg“ gebracht hat, sowie an Davids Teerfrüchte aus Essen und Dr. Stefanie Bremer sowie Hendrik Sander vom Hamburger Büro orange.edge, die den Prozess kon­zeptionell begleitet haben.

Auszeichnung zum Sonderpreis: Würzburg - Hochwasserschutz und Mainufergestaltung am oberen Mainkai

Aus einem Wettbewerb ging ein ausgezeichnetes städtebauliches Konzept hervor, das den Hochwasserschutz als Gestaltungsaufgabe nutzte. Im Ergebnis wurde die Stadt um eine neue Uferpromenade bereichert, die durch ihre stadträumliche Qualität über­zeugt, da sich sowohl die Schutzmauern als auch andere erforderliche Maßnahmen vorbildlich dem Kontext einfügen. Im Zuge einer kleinen, aber bedeutsamen Verände­rung des Verkehrsverlaufs entstand zudem an der historischen Stadtmauer ein städ­tischer Platz direkt gegenüber der auf der anderen Mainseite gelegenen Marienfeste. „Die Lage der Stadt wird so neu erlebbar,“ lobte Braum und gratulierte dem Freistaat Bayern als Bauherrn, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Würzburg in Zusam­menarbeit mit der Stadt Würzburg, sowie Klinkott Architekten aus Karlsruhe, Dreier Ingenieure aus Würzburg und dem Ingenieurbüro Maier ebenfalls aus Würzburg.

Zur Erinnerung ....

Der im Jahr 1979 ins Leben gerufene Deutsche Städtebaupreis dient der Förderung einer zukunftsweisenden Planungskultur und Stadtbaukunst. Mit ihm prämieren die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) und die Wüstenrot Stiftung realisierte städtebauliche Projekte, die sich durch nachhaltige und innovative Beiträge zur Stadtbaukultur sowie zur räumlichen Entwicklung im städtischen und ländlichen Kontext auszeichnen. Der Preis wird in zwei Sparten vergeben. Neben dem Hauptpreis dient der ausgelobte Sonderpreis dem Aufspüren zukunftweisender Hand­lungsfelder der Stadtplanung und neuer Verfahrenswege. Er konzentrierte sich 2012 auf die Prämierung herausragender Beispiele der Integration und Transformation tech­nischer Infrastrukturen in Stadt und Region. Insgesamt wurden 69 Projekte, zum Sonderpreis 12 Projekte eingereicht.

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