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Beton und Kulturbau: Bericht vom 8. Holcim Beton-Forum

(20.11.2013) Außen nach historischem Vorbild, innen funktional - so präsentiert sich das in diesem Jahr fertiggestellte Schloss Herrenhausen mit seinem hochmodernen unterirdischen Tagungszentrum. Der ideale Schauplatz für das achte Holcim Beton-Forum, zu dem mehr als 230 geladene Gäste kamen:

Internationale Referentinnen und Referenten, in diesem Jahr mit einem Schwerpunkt aus der Architektur und dem Ingenieurswesen, berichteten über die Herausforderun­gen bei der Planung, Konzeption und beim Bauablauf von Kulturbauwerken. Um Raum für Kultur zu schaffen, bedarf es demnach nicht nur einer breiteren Diskussion in und mit der Öffentlichkeit als bei rein privaten Bauvorhaben, es müssen auch oft besonde­re Herausforderungen an den Baustoff hinsichtlich Gestaltung und Funktionalität ge­meistert werden. Wie dies in der Praxis aussehen kann, war Thema des 8. Holcim Be­ton-Forums.

Die international etablierte Architektur-Professorin Dorte Mandrup referierte über realisierte Bauprojekte in Dänemark und ihren Ansatz im Bereich öffentlicher Bauten, Schulen und Jugendzentren sowie Sportstätten. Sie legte dar, wie beispielsweise Kin­dertagesstätten in stark frequentierten Innenstadtlagen entstehen, die vielen Funk­tionen gerecht werden müssen:

  • kindgerechte Ausstattung,
  • kreativer und flexibler Grundriss,
  • Lärmschutz sowie
  • guter Sichtschutz bei größtmöglichem Tageslichteinfall.

Die Architektin zeigte eindrucksvoll, wie die Nutzung von Beton als Baustoff es erst ermöglichte, diese vielen Anforderungen umzusetzen.

Diébédo Francis Kéré berichtete von seinen Bauprojekten in Afrika und den gänzlich anderen Rahmenbedingungen gegen­über Europa. Der in Deutschland vor allem durch seine Zusam­menarbeit mit dem Künstler Christoph Schlingensief bekannte Architekt brachte den Zuhörern eindrucksvoll nahe, wie er in lebendigen und sich stets wandelnden lokalen Strukturen und unter größter Partizipation des lokalen Umfeldes den Baualltag in seiner Heimat Burkina Faso meistert. Kéré erläuterte anhand vieler Beispiele, wie Zement als Zugabe zu lokalen Lehmbau­stoffen die Umsetzung von gebäudetechnisch höchst innova­tiven Bauteilen ermöglicht. Dazu gehören beispielsweise Versi­ckerungs- und Speicherflächen für Regenwasser, durch die sich mittels natürlicher Ventilation geleitete Luft abkühlen und dann die Klassenzimmer herunterkühlen kann - eines seiner mit dem Global Holcim Award Gold preisgekrönten Werke - siehe auch Baulinks-Beitrag „Abschluss der dritten Holcim Awards für nachhaltiges Bauen“ vom 1.4.2012).

Der Vortrag von Prof. Agnes Weilandt und Gilbert Santini war von großem Interesse für das technisch interessierte Publikum. Die profilierten Ingenieure erläuterten die Re­alisierung der großen einteiligen Bodenplatte des Rolex Learning Center in Lausanne. Auch dort spielte der Baustoff Beton eine tragende Rolle bei der Lösung einer außer­gewöhnlichen Bauaufgabe, nicht zuletzt bedingt durch die hohe Tragfähigkeit auch in statisch komplexen Geometrien. Welche technischen Einflussgrößen hierbei eine Rolle spielten und wo die Grenzen bei Mensch und Material lagen, wurde dem Publikum auch durch einen Film eindrucksvoll nahe gebracht.

Martin Glass, der Berliner Direktor des Büros von gmp-Architekten von Gerkan, Marg und Partner lenkte die Aufmerksamkeit in eine ganz andere Weltregion: Brasilien. Die Planung und der Bau von Fußballstadien in der sechstgrößten Volkswirtschaft der Welt sind neben klimatischen auch von kulturellen Unterschieden geprägt. Der Referent leg­te außerdem dar, dass die Planung und Koordination solch komplexer Bauprojekte nur in einem Team von einigen hundert Mitarbeitern verschiedenster Büros aller Disziplinen gelingen kann. In Brasilien stammt meist nur ein Bruchteil der Teammitglieder von gmp, immerhin einem der größten Architektenbüros weltweit.

Abschließend führte der Direktor der Herrenhäuser Gärten, Ronald Clark, die Zuhörer wieder an den Ort der Veranstaltung zurück. Er zeigte den Entwicklungsweg vom Gutshof zum heute fertig gestellten Tagungszentrum im wieder aufgebauten Schloss Herrenhausen auf - durch bewegte Jahrhunderte und Jahrzehnte und auch durch Irrungen und Wirrungen der Pläne und Alternativentwürfe.

Wie immer bot die ausgebuchte Veranstaltung nicht nur hochkarätige Vorträge, son­dern in einer großartigen Location auch genügend Raum für das Gespräch und die Ver­tiefung von Kontakten. So wollen wohl viele Teilnehmer im nächsten Jahr zur neunten Auflage des Forums wiederkommen: Es findet am 3. November unter dem Motto „Be­ton und Städtebau“ in der HafenCity Universität in Hamburg statt.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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