Baulinks -> Redaktion  || < älter 2014/1459 jünger > >>|  

Neu entwickeltes „Arets-Glas“ prägt Campus Hoogvliet in Rotterdam

(26.8.2014) Der nach Plänen des Architektenbüros Wiel Arets errichtete Campus Hoogvliet in Rotterdam (siehe Google-Maps) bietet viel Raum für Entwicklung und Be­wegung. Themen, die sich als Leitmotiv auch in der Fassadenverglasung wiederfinden. Das Besondere: Die Gussgläser mit ihren abstrahierten Efeumotiven wurden in Zusam­menarbeit von Wiel Arets Architekten und Saint-Gobain Glass speziell für dieses Pro­jekt entwickelt.

dieses und die weiteren Fotos: © Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH / Fotograf: Christoph Seelbach (Bild vergrößern)

Ensemble mit Bewegungsspielraum

Der Campus Hoogvliet ist ein aus sechs Gebäuden bestehen­desEnsemble. Die kubischen Baukörper gruppieren sich auf ei­ner Asphaltfläche, die den Gebäuden visuell Halt gibt und die die Grenzen des Campus markiert. Jedes Gebäude wird von einem geschosshohen Sichtschutz umgeben, der die orthogo­nal sich verästelnden Gebäudekörper in eine jeweils rechtecki­ge Gesamtform bindet und dabei räumlich definierte Freiberei­che ausbildet. Die Verglasung ist ohne Vor- oder Rücksprünge in die Fassaden integriert und bildet mit ihnen jeweils plane Flächen.

Zum Campus Hoogvliet gehören ein Wohnheim, eine Sicher­heitsakademie, ein Kunststudio, ein Sportzentrum und zwei Schulen. Die Angebote der verschiedenen Einrichtungen rich­ten sich an Schüler und Studierende ebenso wie an Anwohner. So soll die 300 Zu­schauer fassende Doppelsporthalle als größtes der sechs Gebäude nicht nur für den Hochschulsport, sondern auch für lokale Events und Sportvereine zur Verfügung ste­hen. Auf dem Dach befindet sich außerdem ein Basketballfeld, welches über eine aus­ladende Freitreppe erschlossen wird und einen Blick über das gesamte Campus-Gelän­de bietet.

Individuelle Entwicklung

Die außergewöhnliche Wirkung der Fassadengläser mit den stilisierten Efeuranken beruht auf der Kombination aus dem im Gussglas eingeprägten Motiv und dem anschließenden in zwei unterschiedlichen Techniken erfolgten Druck. Das Glasdekor ist die Fortsetzung des Efeumusters der Betonfassaden. Für Wiel Arets ließ sich sein Entwurf am besten in Gussglas realisieren: „Für viele unserer Projekte ist Bewegung eine Schlüsseleigen­schaft im Interiorbereich und Gussglas spiegelt diese Philoso­phie vom Innen- auf den Außenbereich wider, wenn auch sehr subtil“, so der Architekt.

Die besondere Herausforderung bei der Umsetzung des Ent­wurfs bestand darin, ein dreidimensionales Bild in der Vergla­sung selbst zu erschaffen. In gemeinsamen Gesprächen wur­den die Rahmenbedingungen des Entwurfs sowie der indus­triellen Anwendung abgesteckt und Lösungen gesucht, inwie­fern die Grenzen der Reliefstruktur durch die Anpassung von Form und Tiefe der Glasstruktur in der Verglasung ausgelotet werden können. „Der Transfer vom Entwurf zur Walze und zum Glas erforderte viel Einfühlungsvermögen der verschie­denen beteiligten Personen und sorgte für eine positive Dy­namik innerhalb der Arbeitsgruppe“, beschreibt Paul Roman von Saint-Gobain Glass den Arbeitsprozess. Die Gussglas­herstellung erfolgte im Saint-Gobain Werk in Mannheim.

Tiefer Eindruck

Für die Fertigung des Glases wurde eine neue Prägewalze be­stellt, bei der die Struktur des Motivs durch ein Ätzverfahren auf die Walze aufgebracht wurde. Die individuell angepassten Walzen verleihen der fließenden Glasmasse dann ihre Form. Nicht einfach soll es gewesen sein, die geforderte Strukturtie­fe des Glases zu erreichen. Ein erster Anfahrversuch blieb zu­nächst erfolglos, weil die Walze anscheinend keinen ausrei­chenden Öffnungswinkel zum Entformen der Glasmasse auf­wies. Nachdem das Problem erkannt und behoben war, wur­de die Walze am 1. August 2011 erfolgreich angefahren und unter den kritischen Augen des Architekten und der Weiter­verarbeiter des Glases eine Produktionsabstimmung festge­legt. Gefertigt wurden schließlich ...

  • 14.718 m² des Gussglases
  • in den Abmessungen 2,104m x 4,350m (BxL)
  • bei ca. 10 mm Glasdicke und
  • 1,0 – 1,3 mm Prägetiefe.

Bei Sas Glas in Sas van Gent erhielt das Glas anschließend seine charakteristische Op­tik. Mittels eines Siebdruckverfahrens mit einem Roller-Sieb, dem so genannten Kiss-Print, wurden zunächst die höchsten Punkte des Gussglases mit Emaillefarbe bedruckt und danach vollständig mit einer Emailleschicht in einer anderen Farbe versiegelt. Ei­ne weitere Besonderheit: Das fertiggestellte Glas wurde nach dem Aushärten und der Heißlagerung (Heat-Soak-Test) umgedreht, so dass nun durch die nicht mehr plane sondern wasserwellenartige Oberfläche aufgrund der Tiefe des Glases sowohl Relief- als auch Farbnuancen sichtbar werden.

AretsGlas Fertigung | © Saint-Gobain Glass Deutschland / Werk Mannheim (Bild vergrößern)

Das Glas setzt damit einen Kontrapunkt zu der klar gegliederten Struktur des Gebäu­de-Ensembles und verhilft ihm zu seiner außergewöhnlichen Ausstrahlung. Der kraft­volle Dekorentwurf von Wiel Arets hat sich in einem faszinierenden Glasprodukt mani­festiert. Deshalb gebührte dem Architekten auch das Namensrecht, meinte Manfred Brunner, Vertriebsleiter im Saint-Gobain Glass Werk in Mannheim, und schlug vor, das Glas „Arets-Glas“ zu nennen. Unter diesem Namen steht es ab sofort für eine „einzig­artige Anwendung für ein einzigartiges Projekt“.

Weitere Informationen zu Arets-Glas können per E-Mail an Saint-Gobain Glass angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH