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Baukulturbericht „sollte nicht in den Bücherregalen der Abgeordneten verschwinden

(29.3.2015) „Es geht nicht nur um die Quantität beim Bau neuer Wohnungen, sondern auch um die Qualität.“ Das be­tonte Reiner Nagel, der Vorstandvorsitzende der Bundesstif­tung Baukultur, am 25.3. im Ausschuss für Umwelt, Natur­schutz, Bau und Reaktorsicherheit. Anlass des öffentlichen Fachgespräches war der Baukulturbericht 2014/15, den die 2006 errichtete Stiftung Bundestag und Bundesregierung En­de 2014 vorgelegt hatte - zur Erinnerung siehe Baulinks-Bei­trag „Bundesstiftung Baukultur legt erstmals einen Bericht zur Lage der Baukultur vor“ vom 18.11.2014.

Einen Großteil der heutigen Architektur empfände die Bevöl­kerung als nicht attraktiv, betonte Nagel. Sie wirke zu nüch­tern und zu seriell. Sowohl beim Neubau als auch bei der Sa­nierung von Beständen müssten daher Gestaltungsaspekte stärker berücksichtigt werden. Dies gelte auch für die Infrastruktur, wie etwa den Bau von Straßen, Lärm­schutzwänden und Brücken. „Im öffentlichen Raum kann man mit wenig Aufwand gro­ßen Nutzen erzielen“, urteilte Nagel. Unter anderem sei es wichtig, für Grünflächen in den zunehmend verdichteten Flächen zu sorgen. Selbst ein „Westentaschenpark“ könne den öffentlichen Raum deutlich aufwerten.

Bezugnehmend auf die 30 Handlungsempfehlungen im Baukulturbericht forderte der Stiftungsvorsitzende die Kommunen auf, die Bürger frühzeitig und deutlich stärker als bisher in die Planung einzubeziehen. Außerdem sollte die öffentliche Hand als Bauherr eine Vorbildfunktion bei baukulturellen Standards haben. Darüber hinaus sollten regel­mäßig Gestaltungswettbewerbe bei der Ausschreibung von Planungs- und Bauleistun­gen durchgeführt werden.

Dass die Förderung der Bundesstiftung Baukultur im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD verankert ist und der Bund die Mittel außerdem gerade von jährlich 1,3 Millio­nen Euro auf 1,4 Millionen erhöht hat, nannte Nagel erfreulich. Er betonte aber, dass die Bundesmittel nur einen Teil der Finanzierung darstellten. Auch eine private Finan­zierung sei notwendig. Er warb daher dafür, dass sich mehr Ingenieure, Architek­ten oder Bauherren dem Förderverein der Stiftung anschließen - siehe bundes­stiftung-baukultur.de > stiftung.

Heidrun Bluhm (Die Linke), die Mitglied im Stiftungsrat der Bundesstiftung ist, be­tonte ebenfalls: „Jeder, der es ernst meint mit der Baukultur, sollte über eine Mitglied­schaft nachdenken.“ Darüber hinaus appellierte sie an die Bundesregierung, die Stif­tung nicht als „Feigenblatt“ zu benutzen, sondern die im Bericht enthaltenen Hand­lungsempfehlungen auch als Handlungsrahmen anzunehmen. „Wir müssen erreichen, dass wir nicht nur für die Menschen, sondern auch mit ihnen bauen“, betonte die Lin­ken-Abgeordnete.

Volkmar Vogel (CDU), ebenfalls Mitglied im Stiftungsrat, begrüßte es ausdrücklich, dass das Thema Baukultur mit dem vorliegenden Bericht und der Arbeit der Stiftung den Stellenwert bekommen habe, „der dringend notwendig ist“. Eine Kernfrage der Zu­kunft sei es, Neubauten so zu gestalten, dass sie nachhaltig und ästhetisch sind. Äs­thetische Aspekte müssten mit der technischen Umsetzung im Einklang stehen, um die Akzeptanz von Bauten bei der Bevölkerung zu stärken, forderte Vogel.

Ulrich Hampel (SPD) lobte die Handlungsempfehlungen der Stiftung, lenkte das Au­genmerk aber auch auf die Schaffung von Barrierefreiheit in historischen Städten. Po­sitiv sei es, dass die Bundesstiftung Baukultur 2015 mehr Mittel zur Verfügung habe. „Sinn und Zweck“ der Stiftung sei es aber auch, so Hampel, die Finanzierung langfris­tig durch Dritte sicherzustellen.

Christian Kühn (Bündnis 90/Die Grünen) bezeichnete den Bericht der Stiftung als „erhellend“. Er zeige auf, dass es nicht nur um „Bauen, Bauen, Bauen“ gehe, sondern um „Bauen, Bauen, Bauen mit Qualität“. Er kritisierte, dass die Bundesregierung bisher keine Stellungnahme zu dem Bericht abgegeben habe. Dieser aber sollte „nicht in den Bücherregalen der Abgeordneten und Ministerien verschwinden“, sondern bau­politische und baukulturelle Debatten und konkrete Handlungen nach sich ziehen.

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