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IG Bau wünscht sich u.a. 5,9% mehr Lohn

(17.2.2016) Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat die Tariffor­derung für die rund 785.000 Beschäftigten in der Bauwirtschaft beschlossen. Für die Tarifrunde 2016 fordert die IG BAU-Bundestarifkommission, bestehend aus ehrenamt­lichen Mitgliedern aller IG BAU-Regionen und der Jugendvertretung Junge BAU:

  • eine Lohn- und Gehaltssteigerung von 5,9% für zwölf Monate,
  • die Erhöhung der Auszubildendenvergütung um monatlich hundert Euro für jedes Ausbildungsjahr,
  • einen weiteren Angleichungsschritt der Ost- an die Westlöhne,
  • die Einführung des Mindestlohn II im Osten, wie es ihn im Westen bereits gibt,
  • eine Verbesserung der Unterkunftsregelung für weit vom Wohnort entfernte Baustellen sowie
  • arbeitsfrei an den Arbeitstagen 24. und 31. Dezember bei vollen Bezügen.

„Das Wachstum ist stabil“, stellt der stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Diet­mar Schäfers fest. „Wir haben gerade in Ballungsgebieten einen enormen Nachholbe­darf an bezahlbaren Wohnungen und Sozialwohnungen. Gleichzeitig müssen die Ver­kehrswege saniert und ausgebaut werden. Die gerade erst geplanten Investitionspro­gramme der Bundesregierung stützen die Branchenentwicklung über das Jahr hinaus.“ Zur Erinnerung: Allein in Bundesfernstraßen will der Bund bis zum Jahr 2019 zusammen rund 25 Milliarden Euro investieren. Für die Bundesverkehrswege insgesamt beträgt das Investitionsvolumen in diesem Zeitraum rund 51 Milliarden Euro.

Gleichzeitig weist die IG BAU auf die stabilisierende Wirkung steigender Einkommen auf die Konjunktur hin. „Nur wer mehr im Portemonnaie hat, kann mehr ausgeben. Bei einer weltwirtschaftlichen Flaute brauchen wir die Nachfrage im Inland als Stabilitätsanker der Wirtschaft“, sagt Schäfers. „Das ist der Grund, warum sich selbst die Bundesbank für höhere Lohnsteigerungen ausspricht und mahnt, die Entwicklung bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Wir verstehen das als Aufforderung, der wir gerne nachkom­men.“

Energisch widerspricht die IG BAU dem Vorstoß der Bauindustrie, Flüchtlinge als Dau­erpraktikanten ohne Anspruch auf den tariflichen oder auch nur den gesetzlichen Min­destlohn zu beschäftigen. „Der Ansatz, Geflüchtete möglichst schnell in Deutschland zu integrieren, ist richtig. Aber die Idee der Bauindustrie liegt völlig neben der Spur. Sie läuft darauf hinaus, Menschen in Not gegen hiesige Beschäftigte auszuspielen. Da­mit gelingt keine Eingliederung in unsere Gesellschaft“, sagt Schäfers. „Jeder Beschäf­tigte hat Anspruch auf faire Arbeit. Dazu gehört am Bau selbstverständlich der tarif­liche Mindestlohn als Untergrenze. Dieser Grundsatz ist nicht verhandelbar.“

„Die Bauwirtschaft läuft rund. Es besteht kein Grund zur Bescheidenheit“, resümiert der Stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers. „Die Beschäftigten müssen an der guten Entwicklung fair beteiligt werden. Selbst viele Betriebe spüren am Fachkräftemangel, dass sich der Abstand zu anderen Wirtschaftszweigen inzwi­schen zu einem Problem für sie entwickelt. Wegen zu weniger Mitarbeiter müssen sie sogar teilweise auf lukrative Aufträge verzichten. Das ändert sich nur, wenn der Bau attraktiver wird.“

Reaktion der Arbeitgeber

Die Verhandlungsführung innerhalb der auf Arbeitgeberseite bestehenden Tarifgemein­schaft von Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und Zentralverband Deutsches Baugewerbe liegt in diesem Jahr beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes. Verhandlungsführer ist daher dessen Vizepräsident, Dipl.-Kfm. Frank Dupré aus Spey­er. Und seine Antwort auf die IG-Bau-Forderungen kam unmittelbar: „Einer sehr ho­hen Lohnforderung der Gewerkschaft von fast 6 % stehen weiterhin niedrige Umsatz­renditen der Betriebe im Baugewerbe gegenüber. Die nur gering gestiegenen Umsätze haben nicht zu höheren Umsatzrenditen geführt; es besteht nach wie vor ein hoher Wettbewerbsdruck, der weiterhin über die Preise ausgetragen wird. Angesichts der Tatsache, dass Bauen immer noch arbeitsintensiv ist und der Lohnkostenanteil um ein Vielfaches über dem der stationären Industrie liegt, wird der Kostenwettbewerb vor allem auf dem Rücken der tarifgebundenen Betriebe ausgetragen. Die Billiglohn­konkurrenz und die zunehmende Zahl von Scheinselbstständigen am Baumarkt verhin­dern außerdem bei vielen Aufträgen auskömmliche Preise. Vor diesem Hintergrund hat ein Umsatzwachstum von gerade mal einem Prozent im vergangenen Jahr zu keinem Verteilungsspielraum für Lohnerhöhungen geführt. Ohnehin haben die Arbeitnehmer aufgrund der niedrigen Inflationsraten der vergangenen Jahre auf der einen und auf­grund der deutlich gestiegenen Löhne auf der anderen Seite deutlich mehr Geld in der Tasche. Wenn jemand einen Nachholbedarf hat, dann unsere Mitgliedsbetriebe bei ihren Erträgen.“

Verhandlungsauftakt ist am 15. März 2016 in Berlin.

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