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DGNB fordert in einem Positionspapier Weiterentwicklung und Neuausrichtung der EnEV


  

(9.5.2016) Die Energieeinsparverordnung entspreche in der heutigen Form nicht mehr dem aktuellen Wissensstand und sei weder zielführend noch zukunftsfähig - zu dieser Einschätzung kommt die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen und spricht sich für eine grundlegende Neuausrichtung und Weiter­entwicklung der EnEV aus. Die DGNB fordert konkret ...

  • eine Änderung der Zielsetzung mit Blick auf die Klima­schutzziele hin zur Begrenzung klimaschädlicher Gase,
  • eine Erweiterung des Betrachtungsraumes auf Basis der Ökobilanzierung über den gesamten Lebenszyklus,
  • eine grundsätzliche Technologieoffenheit für mehr Innovation,
  • eine Bewertung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit energiesparender Maßnah­men auf Basis der Lebenszykluskostenrechnung sowie
  • eine Einbeziehung der Liegenschaft bzw. des Quartiers in die Gebäudebetrach­tung.

Während die Anforderungen früherer EnEV-Versionen aufgrund der stetigen Weiterent­wicklung von baulichen Konzepten und Technologien angemessen umgesetzt werden konnten, zeige sich vor allem in der EnEV-Novellierung zum 1. Januar 2016, dass eine ausschließliche Fokussierung auf die Einsparung der Betriebsenergie von Gebäuden nicht mehr zielführend ist. Die DGNB argumentiert, dass das große Potenzial der ge­bauten Umwelt hinsichtlich des Erreichens der Klimaschutzziele der Bundesregierung bei weitem nicht ausreichend ausgeschöpft werde - etwa mit Blick auf die Reduzie­rung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase. Daher fordern die DGNB-Protagonisten ei­ne Neuausrichtung und Weiterentwicklung der EnEV im Sinne einer ganzheitlichen Be­trachtungsweise von Gebäuden – mit einer Methodik, die transparent und nachvoll­ziehbar ist.

Ökobilanzierung und Lebenszykluskosten

Der Fokus einer zukünftigen EnEV sollte unbedingt  über die Betrachtung des Primär­energiebedarfs hinaus erweitert werden. So könnte der Aufwand für die Herstellung der im Gebäude eingesetzten Bauprodukte und technischen Anlagen (graue Energie) in die Bilanzierung einbezogen werden. Mit Hilfe von Ökobilanzierung und Lebenszyk­luskostenrechnung ließen sich die weiterreichenden Umweltwirkungen und Gesamtkos­ten von Gebäuden erfassen und bewerten. Erst auf dieser Basis werde eine umfassen­de und zielgerichtete Optimierung von Einzelgebäuden möglich, die in der Summe da­zu beitragen könnte, die übergeordneten Nachhaltigkeitsziele Deutschlands zu errei­chen - argumentiert man bei der DGNB.

technologieoffen

Ein großer Vorteil einer so ausgerichteten EnEV besteht darin, dass es Bauherren und Planern völlig offen bleibt, mit welchen Konzepten und Technologien die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden. Dieses Regelwerk wäre in hohem Maße innovations­freundlich, und es könnte die Freiheit für Bauherren, Bestandshalter und Planer schaf­fen, mit dem geringstmöglichen Aufwand die maximale Wirkung für den Klimaschutz zu erzielen.

über das einzelne Gebäude hinaus

Perspektivisch spricht sich die DGNB dafür aus, die Begrenzung der EnEV auf Einzel­gebäude zu hinterfragen und die Schnittstellen und Vernetzung zum Stadtquartier oder zur Liegenschaft zu definieren. Wenn Zielsetzungen im Rahmen des Klimaschut­zes nicht mehr für das einzelne Gebäude, sondern für ein Quartier formuliert würden, könnte ein Spielraum geschaffen werden, der etwa die baukulturelle Bedeutung von denkmalgeschützten Gebäuden berücksichtigt.

Paradigmenwechsel

Die Weiterentwicklung der EnEV sollte als Chance begriffen werden, um das Blickfeld und damit die Möglichkeiten zu erweitern sowie die Zielsetzung hinsichtlich des Klima­schutzes zu schärfen. Der Prozess einer Neuformulierung bietet die Chance, die EnEV nicht nur als Verwaltungsinstrument für Regelungsnachweise weiterzuentwickeln, son­dern auch als Werkzeug zur Projekt- und Planungsunterstützung im oben genannten Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung. Eine solche Neuformulierung bedeutet einen Paradigmenwechsel, der auf bereits erprobtem Boden steht. Vorreiter in der Bau- und Immobilienwirtschaft haben in den vergangenen Jahren viele positive Projektbeispiele realisiert und gezeigt, dass die ganzheitliche und lebenszyklusorientierte Betrachtung zu wirtschaftlichem Klimaschutz führt. Stand heute sind rund 1.000 Gebäude nach DGNB zertifiziert.

Impuls über die EnEV hinaus

Die Klimaschutzziele verlangen zwingend eine schnelle und durchgreifende Wirkung. In der Bau- und Immobilienbranche kann dies nicht allein über den Neubau gelingen. Über die unmittelbare Neuausrichtung der EnEV hinaus fordert die DGNB daher, dass geeig­nete Instrumente entwickelt werden, die ernsthaft auf den Gebäudebestand einwir­ken. Nur so könnten die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung, insbesondere die Klimaschutzziele, erreicht werden. Dabei entwickelte Lösungen müssen dem Gebot der Wirtschaftlichkeit Rechnung tragen und eine Effektivitätsbetrachtung ermöglichen, die einem Bestandshalter die Wahl zwischen Betriebsoptimierung, baulichen Maßnahmen und/oder flankierenden Maßnahmen im Quartier offen lässt.

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