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„MarktChecker“: Fast jedes fünfte getestete Haushaltsgerät schummelt bei der Verbrauchsangabe


  

(7.6.2016) Eine Stichproben-Untersuchung zum Stromver­brauch von Haushaltsgeräten im Auftrag von 16 Umwelt- und Verbraucherverbänden aus Deutschland und anderen EU-Staa­ten kam zu dem Ergebnis, dass 18 von 100 getesteten Geräten mehr Energie benötigen als auf der Verpackung angegeben ist - und die EU-Effizienzvorgaben nicht eingehalten werden. Eini­ge der getesteten Haushaltsgeräte benötigten gar bis zu 30% mehr Strom als von den Herstellern angegeben.

Bei der Untersuchung im Rahmen des EU-geförderten Projekts „MarktChecker“, das in Deutschland vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und dem Bund für Um­welt und Naturschutz Deutschland (BUND) durchgeführt wird, waren 20 Haushaltsge­rätegruppen wie Lampen, Kühlschränke und Staubsauger getestet worden.

Die Stichprobe macht deutlich, dass viele Hersteller gesetzliche Vorgaben zum Ener­gieverbrauch missachten oder umgehen. „Gesetzliche Vorgaben für die Energiever­brauchskennzeichnung und das Ökodesign sind für Verbraucher wichtige Hilfen beim Kauf. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen dafür sorgen, dass diese Vorgaben überprüft und eingehalten werden. Dafür ist es wichtig, den zuständigen Marktüberwachungs­behörden ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen“, fordert u.a. Johanna Kardel, Referentin im Team Energie und Bauen im vzbv.

Schaden für Verbraucher

Nach Angaben von vzbv und BUND gingen EU-weit privaten Haushalten durch nicht­konforme Produkte oder falsche Kennzeichnung Jahr für Jahr mehr als zehn Milliar­den Euro an möglichen Einsparungen verloren. „Durch die schrittweise Umsetzung der Ökodesign-Standards und der EU-Energieverbrauchskennzeichnung könnte jeder Haushalt in der EU ab 2020 jährlich durchschnittlich 465 Euro Stromkosten sparen. Voraussetzung wäre, dass Haushaltsprodukte mindestens die Effizienz erreichen, mit der die Hersteller werben. Die Verbraucher werden sonst an der Nase herumgeführt“, beklagt auch der BUND-Energieexperte Robert Pörschmann.

Insbesondere bei vernetzten Produkten, also Geräten mit WLAN-Option, sowie beim Standby-Verbrauch wurden erhebliche Mängel bei den gesetzlichen Vorgaben zur um­weltgerechten Gestaltung (Ökodesign) festgestellt:

  • So ließ sich ein Wäschetrockner entgegen den Herstellerangaben nicht aus­schalten und verbrauchte deshalb mehr Strom.
  • Bei drei getesteten Digitalradios war der Standby-Verbrauch doppelt bis dreifach so hoch wie erlaubt.
  • Bei einem vernetzten Wasserkocher zum Kaufpreis von 130 Euro war es nicht möglich, das WLAN auszuschalten.

Weitere Produkte hielten zwar die Herstellerangaben zum Stromverbrauch ein, fielen aber bei anderen Eigenschaften durch - in der Produktgruppe Geschirrspüler beispiels­weise wegen schlechter Ergebnisse bei der Spül- und Trockeneffizienz.

„nur“ Stichproben!!

Die getesteten Produkte sind nach Hinweisen von Verbrauchern, Behörden sowie an­hand der Ergebnisse vorangegangener Projekte ausgewählt worden, um auffällige Ge­räte für umfassendere Testläufe zu ermitteln. Das Untersuchungsergebnis beruhe des­halb auf Stichproben und spiegele die Marktsituation nicht vollständig wider. Auch sind die Ergebnisse nach Aussage von vzbv und BUND kein Ersatz für umfangreiche Markt­tests durch die Marktüberwachungsbehörden.

Zum Projekt „Marktchecker“

Das Projekt „MarktChecker“ (engl. „MarketWatch“) wurde über einen Zeitraum von drei Jahren durch das EU-Programm „Intelligente Energie - Europa“ mitfinanziert. Ne­ben Überprüfungen von Energieverbrauchskennzeichnungen im Handel fanden Produkt­tests durch unabhängige und akkreditierte Labore unter Einhaltung gängiger Stan­dards und Prüfverfahren statt.

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