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Archigrafie - Beschriftung als funktionaler Bestandteil der Architektur


  

(17.7.2016) Was wäre das Bauhaus in Dessau ohne Herbert Bayers vertikalen Schriftzug? Was die Unionsbrauerei ohne das „Dortmunder U“? Ob klein und fein oder auffällig-großmaßstäb­lich: Beschriftungen am Bau und im öffentlichen Raum prägen das städtische Umfeld. Wenn sie gelingen, verschmelzen sie zu einer Einheit mit dem Gebäude, unterstützen dessen Aus­sage oder sie kontrastieren gekonnt ... und darum geht es in der neuen Birkhäuser Publikation „Archigrafie“, mit der die Gra­fikerin Agnès Laube und der Architekt Michael Widrig ein um­fassendes Handbuch zum Thema „Schrift am Bau“ vorgelegt haben. Dabei gehen sie auf historische, ästhetische und tech­nische Aspekte ein.

„Archigrafie“ ist eine moderne Disziplin, die auf die Architekten und Typografen des Neuen Bauens zurückgeht: Deren Entwürfe sind in ihrer (spielerischen) Radikalität bis heute wegweisend. Anders als das Ornament wurde die Beschriftung von den Vertre­tern der Neuen Sachlichkeit eben nicht als unnützes Beiwerk, sondern als funktionaler Bestandteil der Architektur verstanden. Dabei soll die Grafik als eine sekundäre Zei­chenschicht ihren Träger - die Architektur - immer mit einbeziehen.

Eine zu einem Bau passende Beschriftungen zu entwerfen, ist eine komplexe Aufgabe. Während die meisten Menschen den Schriftcode verstehen, fehlt ihnen oftmals der Schlüssel zum Verständnis von Architektur.

  • Wie können Grafikdesigner lernen, Architektur zu „lesen“, zu verstehen und zu interpretieren?
  • Wie groß soll eine Schrift sein?
  • Wie sind die Sichtbezüge außerhalb und innerhalb von Gebäuden?
  • Wie werden Schriftzüge materialisiert, konstruiert und montiert?

Grafikdesigner, die meist im zweidimensionalen Bereich und in kleinen Maßstäben agie­ren, sind sich der Bedeutung von Raum oft nicht bewusst. Architekten hingegen wer­den üblicherweise weder in Schriftgeschichte noch in der typografischen Anwendung von Schrift ausgebildet.

Die methodische Grundidee der Publikation ist es, die Hauptbeschriftungen aus der Ar­chitektur zu entwickeln und bei Bedarf auch die Wegleitungselemente daraus abzulei­ten. „Archigrafie“ möchte zu einer neuen Beschriftungskultur anregen und diese expli­zit fördern.

Den Kern des Handbuches bilden 26 aktuelle Archigrafien. Jedes dieser integralen Pro­jekte steht exemplarisch für eine Strategie, wie mit grafischen Entwürfen - konstruk­tiv, materiell oder visuell - auf die bestehende oder geplante Architektur eingegangen werden kann. Die dargestellten Methoden dienen als Inspiration für den eigenen Ent­wurf.

Eine fundierte Sammlung von Beschriftungstechniken und praktische Hinweise zum Projektmanagement machen das Handbuch zu einem praktischen Planungswerkzeug für die gemeinsame Arbeit von Architekten und Grafikern.

Die bibliographischen Angaben zum Buch:

  • Archigrafie - Schrift am Bau
  • Laube, Agnès; Widrig, Michael
  • 2016, 168 Seiten, 90 Abbildungen, Broschur, Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3-0356-0567-9
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

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