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DAM Architectural Book Award 2016 für die besten 10 Architekturbücher


  

(17.10.2016) Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) haben jetzt schon zum achten Mal den Internationalen DAM Architectural Book Award vergeben. Der in seiner Art einmalige Preis zeichnet die besten Architek­turbücher eines Jahres aus. Dem gemeinsamen Aufruf sind die­ses Mal 88 Architektur- und Kunstbuchverlage weltweit ge­folgt. Eine Fachjury aus externen Experten sowie Vertretern des DAM hat sich am 28. September 2016 getroffen und aus 214 Einsendungen die zehn besten Architekturbücher des Jahres ausgewählt; ihre Kriterien waren u.a. ...

  • Gestaltung,
  • inhaltliche Konzeption,
  • Material- und Verarbeitungsqualität,
  • Grad an Innovation sowie
  • Aktualität.


Jurysitzung DAM Architectural Book Award 2016 (Foto © Felix Torkar)

Die Preisverleihung findet am 19. Oktober 2016 in der DAM-Bibliothek statt; alle Preis­träger sollen außerdem von 20. bis 23. Oktober 2016 auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert werden (Halle 4.1, Zentrum Bild, Stand K 109). Die Preisträger des DAM Architectural Book Awards 2016 sind ...

African Modernism-Architecture of Independence. Ghana, Senegal, Côte d'Ivoire, Kenya, Zambia

  • Verlag: Park Books
  • Herausgeber: Manuel Herz
  • Autoren: Manuel Herz, Ingrid Schröder, Hans Focketyn, Julia Jamrozik
  • Künstlerische Gestaltung: Marie Lusa
  • Fotografie/Illustration: Iwan Baan, Alexia Webster
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Eine erstaunliche „tour de force“ durch fünf völlig unterschiedliche Sub-Sahara Länder, unternommen  von Manuel Herz und seinen Studenten der ETH Zürich. Park Books hat diesen opulenten Bildband von 640 Seiten produziert, Preis 68 Euro - pro 100 Seiten 10 Euro gut investiertes Geld.

Es werden 80 modernistische Bauten in den fünf Ländern Ghana, Senegal, Côte d'Ivoire, Kenia und Zambia vorgestellt, gebaut in den 1960ern und 1970ern, den jun­gen Jahren der Unabhängigkeit, als die Hoffnungen am größten war. Und sie präsen­tieren sich als unbekannt und neu für unsere Augen, wenn auch einige ihrer Architek­ten aus Europa stammen. Bemerkenswerte Entdeckungen, unser übliches Afrikabild mit all seinen Katastrophen und Elend wird in die Richtung cooler „mid-century Modernism“ transformiert.

Das Buch schafft sein Material kaum, es ist überwältigend, quillt über. Diese Überfülle, sonst als chaotisch gesehen, spiegelt seinen Gegenstand gut wieder. Der Autor sieht dies als einen Beginn der Erforschung  der Sub-Sahara, als eine erste Anstrengung und er hofft, dass ihm andere folgen mögen.

Dieter Kienast - Stadt und Landschaft lesbar machen

  • Verlag: gta Verlag
  • Autorin: Anette Freytag
  • Künstlerische Gestaltung: Büro 146. Valentin Hindermann, Madeleine Stahel, Maike Hamacher mit Tiziana Artemisio und Barbara Hoffmann
  • Fotografie/Illustrationen: Georg Aerni, Christian Vogt
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Deutsch)

Jurybegründung: In „Stadt und Landschaft lesbar machen“ schlüsselt Anette Frey­tag anschaulich auf, wie Entwurf, Theorie und Darstellung bei dem Schweizer Land­schaftsarchitekten Dieter Kienast (siehe Wikipedia) miteinander verwoben sind und sich in seinem Werk künstlerische, wissenschaftliche, intellektuelle und soziale Aspek­te vereinen. Dadurch unterscheidet sich das Buch deutlich von bereits existierenden Bildbänden.

Die Monografie überzeugt auf den ersten Blick als Buchkörper: Abstrakte Strukturen auf dem Umschlag setzen sich übergangslos auf Schnitt und Rückseite fort. Beim Auf­schlagen fallen das durch die Wahl des Naturpapiers und die gute Verarbeitung er­reichte geringe Gewicht und die Flexibilität des Buchblocks positiv auf. Umfangreiche Studien und historisches Material werden durch aktuelle Fotografien ergänzt, so dass ein angenehmer Leserhythmus entsteht. In Kombination mit der zurückhaltenden, aber nie langweiligen Typografie und dem klaren Gestaltungsraster entsteht ein ausge­zeich­netes Gesamtwerk.

Habitat Marocain Documents - Dynamics Between Formal and Informal Housing

  • Verlag: Park Books
  • Herausgeber: Sascha Roesler
  • Autoren: Jean Hentsch, Udo Kultermann, Sascha Roesler, André Studer, Theres Studer
  • Künstlerische Gestaltung: Adrian Ehrat
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Es handelt sich um eine evolutionäre Gebäudemonografie einer kleinen Serie von drei Siedlungen im marokkanischen Casablanca - geplant von den bei­den (damals) jungen Schweizer Architekten Jean Hentsch und André Studer (Wiki­pedia), gebaut gegen Ende der französischen Kolonialzeit 1954 bis 1956. Sie bauten ein strukturalistisches Meisterwerk, das versuchte, Ansätze der regionalen Vernacular Architecture aufzunehmen und künftige Transformationen in der rigiden Struktur zu ermöglichen. Anhand der sehr historisch anmutenden Reisefotos der Architekten im Land zu jener Zeit lässt sich dieser Ansatz nachvollziehen. Anschließend werden die tatsächlichen Transformationen der nächsten 60 Jahre gezeigt und damit das Leben dieser Bauwerke, und sie offenbaren ein typisches Dilemma wohlmeinender West­ler, deren kulturelle Vorurteile mit den echten Lebensgewohnheiten der Bewohner kollidieren. So werden zum Beispiel horizontale Fensterbänder, die gestalterisch auf der Höhe der westlichen Zeit daherkommen, entlarvt, indem die Bewohner sie später zu kleinen Löchern zumauern, um der Hitze und der Helligkeit zu entkommen.

Gedruckt auf dünnem hellgrauen Papier im Textteil erinnert dieser erste Band der künf­tigen Reihe „Resettlement Archives“ an Zeitungen; im Bildteil wird festeres Papier ver­wendet. Der offene Buchrücken  verstärkt das unprätentiöse Erscheinungsbild. Er­schienen ist dieses feine Werk bei Park Books als ein Projekt des ETH Zürich Future Cities Laboratory in Singapore.

Housing Cairo - The Informal Response

  • Verlag: Ruby Press
  • Autoren: Marc Angélil, Charlotte Malterre-Barthes u.a.
  • Künstlerische Gestaltung: Charlotte Malterre-Barthes, Something Fantastic (Julian Schubert, Elena Schütz, Leonard Streich)
  • Fotografie: Studierende im Studiengang Master of Advanced Studies in Urban Design an der ETH Zürich
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: „Housing Cairo“ dokumentiert den Aspekt der informellen Urbanisa­tion der 20-Millionen-Metropole Kairo. Das Buch ist das Ergebnis eines Master-Kurses (Master of Advanced Studies in Urban Design at ETH Zurich) unter Marc Angélil und zeigt anhand einer Foto- und Plandokumentation die historische Entwicklung bis zum heutigen Tage.

Am Beispiel eines auf der Westseite des Nils gelegenen Stadtteils werden über Fotos und analytische Zeichnungen die Konstruktionsmethoden der sehr dichten Cluster analysiert. Darauf aufbauend entwickeln die Studenten Designstrategien zur weiteren Verdichtung der Nachbarschaften. Ein Fokus liegt dabei auf der Illustration des sozio­kulturellen Hintergrundes der neu entstehenden Strukturen.

Das Buch ist ein Plädoyer für eine dichte Urbanisierung zur Reduzierung einer weiteren Ausdehnung der Metropole in die agrikulturell wertvollen Bereiche. „Housing Cairo“ ist mit seinem klaren und durchdachten Konzept ein sehr schönes, kompaktes Kompen­dium zu einem wichtigen Thema.

Das leichte Haus. Utopie und Realität der Membranarchitektur

  • Verlag: Spector Books
  • Autor: Walter Scheiffele
  • Herausgeber: Stiftung Bauhaus Dessau
  • Künstlerische Gestaltung: Ludovic Balland Typography Cabinet, Basel, Siri Bachmann
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Deutsch)

Jurybegründung: Der Autor Walter Scheiffele geht bei seiner Publikation von dem 1926 von Siegfried Ebeling (1894-1963) veröffentlichten Buch „Der Raum als Mem­bran“ (siehe Amazon) aus. Dieser hatte damals seine Theorie der biologischen Archi­tektur entwickelt. Anhand Ebelings Biografie wird die Geschichte des Leichtbaus und seiner Theorien erzählt. Sie reicht von der Gläsernen Kette und Bruno Taut, Paul Scheerbart und Hermann Finsterlin, über die Metallhausprojekte von Hugo Junkers, bis zu Frei Otto und Werner Sobek. Mit den zeitgenössischen Architekten wurden Inter­views geführt und in das Buch aufgenommen. Der Band ist in drei Teile gegliedert:

  1. Kosmische Bauten. Literat und Architekt
  2. Das dünne Haus. Künstler und Konstrukteur
  3. Die Membran. Architekt, Mikrobiologe, Klimaingenieur und Künstler

Alle drei bestehen aus einem Bild- und einem Textteil. Besonders schön ist der unmit­telbare optische Zugang zu den Archivalien: Fotografien von Zeitungsartikeln, Schrif­ten, Zeichnungen, Aquarelle und vieles mehr. Ein umfangreicher Anhang mit Fußnoten, Literaturnachweis und Personen- und
Sachregister vervollkommnet den Band.

In der Gestaltung des Textes von Ludovic Balland und Siri Bachmann überraschen die in den Fließtext  eingestreuten Abbildungen, denen markante Ziffern als Bildnachweise dienen.  Der Schutzumschlag fällt mit seiner Stanzung auf, der Buchrücken ist mar­kant vollständig mit Text  gestaltet.

Manual of Section

  • Verlag: Princeton Architectural Press
  • Autor: Paul Lewis, Marc Tsurumaki, and David J. Lewis
  • Herausgeberinnen: Sara Stemen, Jennifer Lippert
  • Künstlerische Gestaltung: Lewis.Tsurumaki.Lewis
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Die Idee ist so verblüffend naheliegend, dass man sich sehr darü­ber wundert, dass bislang noch niemand  darauf gekommen ist: 62 Gebäude aus dem 20. Jahrhundert werden in neu gezeichneten Schnitten (strenggenommen: Schnittper­spektiven) dargestellt. Diese Schnitte zeigen nicht nur die jeweiligen räumlichen Qua­litäten, sondern geben auch Auskunft über die Konstruktion der Bauten. Wände und Böden werden buchstäblich aufgeschnitten. Dabei kommt Überraschendes zum Vor­schein: Wer weiß denn schon, dass die Ronchamps-Kapelle von Le Corbusier weitaus weniger massiv ist, als man bisher immer dachte!?

Einblicke, die sich aus der Methode des Schnitts ergeben, machen das Buch zum Lehrbuch, das alle Architekturstudenten ab dem ersten Semester zur Hand neh­men sollten. Es hält eine Fülle von Entdeckungen zu scheinbar bekannten und oft publizierten Bauten bereit, die das intensive Hinsehen entlang der Schnittkanten zu einem Vergnügen machen. Auf dem Wege der Analyse handelt das Buch zudem von der Freude beim Entwerfen anspruchsvoller, im „Schnitt gedachter Räume“.

Auf den letzten Seiten finden sich noch einige Projekte, die das Werk jenes Architek­turbüros sind, in dem die Autoren des Buchs gemeinsam arbeiten. Dieser Teil kann ge­trost überblättert werden. Auch das Cover hat der Jury nicht gefallen. Hier sollte der Verlag mutiger sein. In der Summe aber ist das „Manual of Section“ ein augenöffnen­des Architekturlehrbuch für entwerfende Architekten und alle, die an Architekturge­schichte aus einem erfrischenden Blickwinkel interessiert sind.

Nadogradnje - Urban Self-Regulation in Post-Yugoslav Cities

  • Verlag: M BOOKS
  • Autoren: Martin Düchs, Monika Grubbauer, Hanna Hilbrandt, Vladimir Kulić, Sven Quadflieg, Dubravka Sekulić
  • Herausgeber: Sven Quadflieg, Gregor Theune
  • Künstlerische Gestaltung: Sven Quadflieg
  • Fotografie: Gregor Theune
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Ausgehend von einem Foto-Zyklus von Gregor Theune beschäftigt sich das Buch mit dem Phänomen des Aufstockens, der Erweiterung und des Weiter­baus bestehender Wohnhäuser in den Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawiens ("Nadogradnje"). Der Band präsentiert gut zwei Dutzend dieser Fotografien, von denen eine eigentümliche Faszination ausgeht: Immer wieder werden Plattenbauten aus so­zialistischen Zeiten aufgestockt - nicht selten durch holzverkleidete Hütten mit Gie­beldächern.

Diese Form der informellen Architektur - ohne fachmännische Planung und abseits aller Bauvorschriften und -standards - beschreiben die Herausgeber als eine Form von „ur­baner Selbstregulierung“, die sich offenbar gerade im Machtvakuum der kollabierenden staatlichen Strukturen Ex-Jugoslawiens rapide verbreitet.

In sechs Essays diskutieren Architekten und Stadtforscher die „Nadogradnje“-Bauten als Beispiele einer „autonomen Architektur“, bei der die Bewohner ihr Recht auf Woh­nen selbst in die Hand nehmen und realisieren. Gleichzeitig warnen sie vor der „Ver­suchung“, diese informelle Architektur als „Manifestation selbst organisierten Lebens zu idealisieren“. Dennoch: das schwarz auf schwarz gedruckte Cover, das verwendete Papier, die graphische Gestaltung und Reproduktion der Fotos machen das Buch auf jeden Fall auch zu einem ästhetischen Vergnügen.

The Other Architect. Another Way of Building Architecture

  • Verlag: Spector Books
  • Herausgeberin: Giovanna Borasi
  • Künstlerische Gestaltung: Jonathan Hares
  • erhältlich u.a. bei Amazon

Jurybegründung: In diesem Ausstellungskatalog, der in Zusammenarbeit mit dem Canadian Centre for Architecture entstanden ist, geht es um „The Other Architect“, also nicht um Formen von Architektur und um klassische Architekturproduktion, son­dern darum, wie außerhalb herkömmlicher Strukturen und jenseits gebauter Konstruk­tionen neue Räume und Laboratorien des Arbeitens und Reflektierens geschaffen wer­den können. Es geht nicht um Bauen oder Bauten, sondern um Denken. Das Buch versammelt rund zwanzig Beispiele aus der Zeit seit den 1960er Jahren bis heute. Da­zu zählen etwa die internationale Gruppe ILAUD, das New Yorker IAUS oder Forensic Architecture aus London.

Das Werk überzeugt in seiner klaren inhaltlichen Konzeption und der kohärenten Ge­staltung von Jonathan Hares. Der Hauptteil birgt eine wahre Fundgrube von Original­dokumenten, die im Faksimile abgedruckt werden. Das Buch wird dabei selbst zur Aus­stellung: Vielfältige Materialien - Diagramme, Fotos, Magazinseiten, Protokolle, Zeich­nungen - locken die Leserinnen und Leser, sie zu entdecken und sich in ihnen zu ver­tiefen. Jedes der Beispiele erhält im Anhang eine bündige Einführung mit weiteren Ma­terialien und Hinweisen zur Literatur.

Der Katalog präsentiert die sehr heterogenen Zeugnisse in einer klaren, schnörkellosen Gestaltung, ohne dabei steril oder unsinnlich zu werden. Er vertraut auf die Ausstrah­lung der Dokumente und besteht, auch im Aufsatzteil, aus lebendig gestalteten Dop­pelseiten. Eine gut lesbare Typografie ist der rote Faden, der durch die Räume dieses reichen und originellen Ausstellungsbuches führt.

This is Frank Lloyd Wright

  • Verlag: Laurence King Publishing
  • Herausgeberin: Liz Faber
  • Autor: Ian Volner
  • Künstlerische Gestaltung: Laurence King Publishing, Art Director Angus Hyland
  • Illustrationen: Michael Kirkham
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Dieses kleine Büchlein ist eine gekonnte Mischung aus einer durch­aus ernstzunehmenden  Architektenmonografie über den legendären amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright und einer unterhaltsamen Annäherung an eine höchst schillernde Persönlichkeit ...

  • den geschätzten Lehrer,
  • den gescheiterten Geschäftsmann,
  • den Lebemann.

Sogar der extravagante Kleidungsstil Wrights bleibt nicht unerwähnt. Kurzweilige Tex­te und üppige Illustrationen, der Einband aus massiver Pappe geben „This is Frank Lloyd Wright“ die Anmutung eines Kinderbuches. Eine geschickte Tarnung einer gelun­genen Einführung in die Arbeit eines der größten Architekten der Gegenwart - pädago­gische Literatur at its best.

Völlig losgelöst - Architektur der 1970er- und 1980er-Jahre in der Nordwestschweiz und grenznahen Regionen

  • Verlag: Park Books
  • Autoren: Christian Flierl, Ulrike Jehle-Schulte Strathaus, Roger Ehret
  • Künstlerische Gestaltung: Andreas Hidber
  • Fotograf: Christian Flierl
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Abgesehen von dem Titel „Völlig losgelöst“, der sich offensichtlich auf ein Kapitel der Popmusik aus den 1970er und 1980er Jahren bezieht, erscheint das Buch in Format und Gestaltung zunächst wie ein klassischer Bildband. Üblicherweise verstauben diese mit Bildern vollgestopften Bücher über Städte und Regionen relativ schnell im Regal. Doch dieses Buch verdient deutlich mehr Aufmerksamkeit - auch jen­seits der Nordwestschweiz und den grenznahen Regionen, die hier in Bildern darge­stellt werden. Das Buch zeigt nämlich aktuelle Architekturfotografien von Gebäuden der gleichen Epoche, auf die sich der ein wenig reißerische Titel des Buches bezieht. Darin zu finden sind alles andere als die zu erwartenden bunten Postkartenmotive von normalerweise als sehenswürdig eingestuften Bauwerken. Christian Flierl fotografiert in einer sehr unaufgeregten Bildsprache und bewusst entsättigten Farben Gebäude, die von uns kaum noch wahrgenommen werden. Diese Farbigkeit entspricht den verbli­chenen Gebäuden selbst und meist auch unserer Wahrnehmung von ihnen. Auch die Bildausschnitte sind leicht aus dem Fokus, und die scheinbare Beiläufigkeit der Foto­grafie scheint stimmig. Diese Architektur findet heute keinen Platz mehr in Publikatio­nen, ihre Wertschätzung ist augenblicklich gering und die Wahrscheinlichkeit, dass sie bald von anderen Gebäuden ersetzt werden, ist groß.

Angenehm kurze Interviews von Ulrike Jehle-Schulte Strathaus und anderen Autoren sowie eine historische Einordnung helfen, diese Epoche zu verstehen und ihre Ästhetik über diese Zeit hinaus zu akzeptieren. Obwohl die Bilder nur einen engen örtlichen Be­zug haben und die Architektur für dieses Gebiet sehr typisch sein mag, findet sich diese Art von Architektur auch an vielen anderen Orten wieder. In jedem Fall hilft das Buch, Gebäude dieses Stils ästhetisch anzunehmen und ein mögliches Verschwinden derselben (auch außerhalb der Nordwestschweiz) zu bedauern. Das Buch hat es auf­grund seiner inhaltlichen, thematischen und stilistischen Stringenz verdient, immer wieder neu angesehen und
entdeckt zu werden.


Jurysitzung DAM Architectural Book Award 2016 (Foto © Felix Torkar)

Shortlist

Zum wiederholten Mal haben sich die Juroren entschieden, nicht nur zehn Preisträger zu bestimmen, sondern auch zehn weitere Einsendungen für die Shortlist des DAM  Architectural Book Awards 2016 auszuwählen.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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