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Weltweite Stahlerzeugung erreicht neuen Höchststand


  

(16.7.2017) Die deutsche Stahlindustrie hat sich positiv entwickelt: Ihre Kapazitäten waren 2016 mit durchschnittlich 86% im internationalen Vergleich außerordentlich gut ausgelastet; und in diesem Jahr dürfte die Rohstahlerzeugung um 1,5% noch weiter zulegen. Wie der aktuelle RWI-Stahlbericht zudem zeigt, ist auch die globale Stahlindustrie seit dem Frühjahr 2016 im Aufwind: Die Stahlerzeugung erreichte einen neuen Höchststand. Die Kapazitätsauslastung steigt dadurch zwar, jedoch hauptsächlich nur aufgrund der guten Konjunktur. Um die Situation grundlegend zu verbessern, müssten die weltweiten Überkapazitäten in der Stahlindustrie markant abgebaut werden.

Im ersten Halbjahr 2017 nahm die Rohstahlerzeugung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,7% zu. Die Belebung der Investitionen und der Ausfuhren sorgte für eine steigende Nachfrage seitens der Stahlverwender - wobei sich allerdings die Stahlexporte im ersten Halbjahr insbesondere aufgrund rückläufiger Ausfuhren in einige EU-Länder abgeschwächt haben.

Der Konjunkturaufschwung in Deutschland wird sich aber voraussichtlich in diesem und dem nächsten Jahr fortsetzen. Dabei dürfte die lebhaftere Investitionstätigkeit für einen steigenden Stahlbedarf sorgen. Da die Kapazitäten der deutschen Stahlindustrie bereits gut ausgelastet sind, dürften Einfuhren von Walzstahl beschleunigt zunehmen. Die Stahlausfuhren werden zwar voraussichtlich auch steigen, allerdings wohl langsamer als die Einfuhren. Vor diesem Hintergrund wird die Erzeugung von gewalzten Stahlerzeugnissen wie von Rohstahl in diesem und im nächsten Jahr voraussichtlich weiter zunehmen, jedoch langsamer als in den ersten Monaten dieses Jahres. Bei der Rohstahlerzeugung erwartet das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung gegenüber 2016 ein Plus von 1,5% Prozent auf 42,7 Mio. t. und für 2018 eine nochmalige Steigerung auf 43,1 Mio. t. Trotzdem dürfte in der Eisen- und Stahlindustrie Beschäftigung abgebaut werden. 

Seite 36 (PDF-Seite 38) des RWI-Konjunkturbericht 2/2017

Weltweite Rohstahlerzeugung hat neuen Höchststand erreicht

Der Anstieg der Rohstahlerzeugung scheint ein globales Phänomen zu sein, sie nahm in nahezu allen Regionen zu. Offenbar haben der lebhaftere Welthandel und nach längerer Flaute wieder steigende Investitionen die Nachfrage nach Stahl belebt. Die Auslastung der globalen Produktionskapazitäten hat sich damit zwar verbessert, der Auslastungsgrad bleibt mit 72% jedoch vergleichsweise gering. Zwischenzeitlich anziehende Stahlpreise und die steigende Kapazitätsauslastung dürften die Margen der Stahlproduzenten etwas verbessert haben. Allerdings haben sich zeitweise auch die Rohstoffe für die Stahlherstellung spürbar verteuert.

Die weltweite Rohstahlerzeugung hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres den Vorjahreswert bereits um 4,5% übertroffen. Die aktuellen Stimmungsindikatoren deuten zudem auf ein Anhalten des weltwirtschaftlichen Aufschwungs hin. Vor diesem Hintergrund erwartet das RWI eine Zunahme der Rohstahlerzeugung weltweit um jeweils rund 3% in diesem und im kommenden Jahr. Voraussetzung hierfür ist, dass es nicht zu handelsbeschränkenden Maßnahmen kommt.

Trotz guter Stahlkonjunktur ist Abbau weltweiter Überkapazitäten nötig

Trotz der guten konjunkturellen Aussichten für die Stahlindustrie weltweit und in Deutschland bleibt das Problem der Überkapazitäten bestehen. Denn selbst wenn die globale Stahlproduktion im erwarteten Maße zunimmt, dürfte dies den Auslastungsgrad kaum verbessern. Hinzu kommt die Gefahr einer handelspolitischen Eskalationsspirale im Stahlsektor: Die Vereinigten Staaten drohen mit handelspolitischen Maßnahmen gegen europäische Produzenten. Die EU hat für diesen Fall bereits mit Abwehrmaßnahmen gedroht. Ihrerseits ist die EU bereits handelspolitisch aktiv geworden und beschränkt die Einfuhren von „Billigstahl“ aus China und einigen anderen Ländern.

Stahl könnte teurer werden

Im Falle einer Eskalation wären die Verlierer wohl die Stahlverwender, die in jedem Fall mehr für Stahl bezahlen müssten, ihn bisweilen womöglich sogar nicht in den gewünschten Mengen oder Qualitäten beschaffen könnten.

Um die Lage grundlegend zu verbessern, müssten die Erzeugungskapazitäten zurückgeführt werden. Dies scheint aber offenbar selbst in China schwer zu fallen, wo die Möglichkeiten staatlicher Eingriffe größer sind als in vielen anderen Ländern. Noch schwieriger ist die Situation in Europa. Dort werden selbst hoch-defizitäre Stahlwerke „gerettet“, um Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen zu erhalten. „Unter diesen Voraussetzungen wird der Druck auf die europäischen Stahlpreise anhalten, mit oder ohne Importe aus China“, erwartet Prof. Dr. Roland Döhrn, Konjunkturchef des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.

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