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Erhöht Wärmedämmung möglicherweise das Krebsrisiko?

(9.9.2000) Die Wärmedämmung von Häusern kann das Krebsrisiko der Bewohner erhöhen. Der stellvertretende Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, Werner Burkart, sagte bei einer Konferenz über den Schutz vor natürlicher Strahlung in München: "Brisant ist die Art, wie wir unsere Häuser nach außen abdichten, um weniger Wärmeverluste zu haben." Mit der Abdichtung steige nämlich die natürliche Strahlenbelastung durch das radioaktive Edelgas Radon, das im Erdreich entstehe. Es entsteht als Zerfallsprodukt im Boden und transportiert Radioaktivität über Luft oder Wasser an die Oberfläche. In der Außenluft beträgt die natürliche Konzentration rund fünf Becquerel pro Kubikmeter Luft.

Wie Hans Landfermann vom Bundesumweltministerium erklärte, steigt die Lungenkrebsrate ab einer Belastung von 250 Becquerel pro Kubikmeter Luft messbar an. Im Bayerischen Wald und anderen Regionen mit hoher Radon-Belastung gebe es aber Wohnungen, in denen einige 1000 Becquerel gemessen worden seien. Im deutschen Durchschnitt seien es 40 bis 50 Becquerel.

Schwedischen Studien zufolge verursache Radon in Häusern zehn bis 15 Prozent der Lungenkrebs-Toten, bemerkte Burkart. Diese Studien sind allerdings umstritten. Die Radon-Belastung sei aber bereits in Schweden und den USA als Problem erkannt worden: Laut Landfermann käme in den USA kein Hausverkauf ohne Radonmessung zu Stande.

In Deutschland dagegen konzentriere sich die Diskussion nur auf künstliche Strahlung, selbst wenn sie viel kleiner sei. Besserer Schutz vor der hohen natürlichen Strahlung in den betroffenen Regionen würde Milliarden kosten, deshalb werde das Problem gerne verdrängt.

Landfermann räumte ein, dass die von der Bundesregierung geplante Förderung der Wärmedämmung bei Altbauten mit dem Strahlenschutz "etwas konkurriert". Allerdings werde geprüft, wie eine Steigerung der Radon-Belastung vermieden werden könne. Vermutlich könne eine bessere Kellerbelüftung für etwa 3000 Mark bereits Abhilfe schaffen.

(An der 5. Internationalen Konferenz über natürliche Strahlung nahmen im September 2000 rund 300 Wissenschaftler aus 47 Staaten teil.)

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