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Geklebte Fenster, integrierte Fassaden und Qualitätssicherung bei Holzfenstern

  • Experten stellen Mitgliedern von VFF und RAL-Gütegemeinschaft neue Trends vor

(1.9.2006) Zu den wichtigen Innovationen im Fensterbau gehören geklebte Fensterkonstruktionen, integrierte Metallfassaden und neue Beschichtungsmöglichkeiten bei Holzfenstern:

  • Mit geklebten Fenstern lassen sich größere und stabilere Fenster wirtschaftlich realisieren.
  • Integrierte Fassaden verbinden unter anderem Wärmedämmung mit Heiz- und Kühlfunktionen und können zudem Solarenergie nutzen.
  • Und für Holzfenster gibt es nun endlich eine Richtlinie zur Qualitätssicherung der Beschichtung.

Branchenexperten erläuterten diese Entwicklungen und Neuerungen auf den materialspezifischen Fachtagungen des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. und der Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V. "Egal ob die Fenster aus Holz, Kunststoff oder Metall gefertigt werden, die technologischen Innovationen gehen rasant weiter", erklärte Ulrich Tschorn, der Geschäftsführer des VFF und der Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren. "Für unsere Mitglieder ist es zum Teil überlebenswichtig, dass wir sie auf den neuesten Stand der Neuentwicklungen und Verbesserungen bringen."

Höhere Stabilität und Sicherheit durch geklebte Fensterkonstruktionen

"Durch das Verkleben von Glas und Profil wird die Stabilität verbessert, und dadurch können bisherige Einschränkungen in Größe und Gestalt deutlich ausgeweitet werden", so lautete eines der Argumente von Steffen Borkenhagen zu dem Thema "Geklebte Fensterkonstruktionen - Zukunft oder Modeerscheinung?". Borkenhagen verwies auf die langjährige Erfahrung von geklebten Fenstern im Automobilbau und nannte eine ganze Reihe von Vorteilen dieser im Fensterbau noch jungen Technologie. Als Beispiel für große Flügelabmessungen auch bei Einsatz von kleinen Profilquerschnitten nannte er einen Flügel 52. Ohne Verklebung kann man eine Flügelgröße von 900 x 2000 mm erreichen, mit Verklebung sind dagegen Flügelgrößen von 1300 x 2400 mm möglich.

Borkenhagen erläuterte detailliert die Verklebetechniken und die möglichen Klebstoffe. In seinem Fazit nannte er eine Reihe weiterer Vorteile von geklebten Fenstern. Unter anderem betonte er, dass sie schlank und elegant, besonders sicher und wirtschaftlich seien. Allerdings gelten alle dieser Vorteile nur, wenn alle Elemente im Zusammenspiel betrachtet und ausgesucht werden. Dazu zählt die richtige Auswahl der Klebstoffe, der Verglasung, der Fensterkonstruktion, der Verarbeitung und der Montagesysteme. Peter Harendt von der Lohmann Gruppe kam in seinem Referat über die verschiedenen Klebstoffe zu einem ganz ähnlichen Fazit: "Entscheidend für die Entwicklung und den Erfolg der geklebten Fensterkonstruktion ist die Zusammenarbeit der Partner und die größtmögliche Sorgfalt zur Sicherstellung der dauerhaften Funktionstauglichkeit."

Integrierte Metallfassaden mit neuen Lösungen für Wärmedämmung, Kühlung und Solarnutzung

Beim Bauen wird immer mehr auf Nachhaltigkeit geachtet. Dieser Trend bestimmt auch die Entwicklung von Metallfassaden. Fassadenbauer sollten deshalb mit anderen Gewerken kooperieren und höherwertige Lösungen anbieten. So die Empfehlung von Dr. Harald Schulz von Wicona, der Entwicklungstendenzen für Metallfassaden darstellte.

Fassadenbauer stehen heute vor vielen Herausforderungen. Dazu zählen die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe, aber auch höhere Ansprüche im Umweltschutz, im Nutzerkomfort und von Seiten des Gesetzgebers. Nach Ansicht von Schulz werden jene Industrienationen in Zukunft gewinnen, die pro Kopf am wenigsten Energie verbrauchen. Hier lägen auch die Chancen für Deutschland. Gerade im Fassadenbau müsse man sehen, wie gut die deutschen Hersteller mittlerweile sind. So habe eine Wicona-Studie ergeben, dass bei Fassaden für kleine Bürogebäude im Vergleich zur ENEV 2002 eine Einsparung von 30 Prozent bei der Primärenergie realistisch sei. Allerdings sei die Branche immer noch nicht ausreichend in der Lage, ihre Kompetenz und ihre Innovationen gegenüber Bauherren und Architekten zu kommunizieren.

Schulz warb für integrierte Konzepte in der Fassadentechnik sowie für nutzerorientierte Konzepte, die einfach und sicher sein müssten. Neue Lösungen seien in der verbesserten Wärmedämmung des Gebäudes, in der Verminderung des Kühlkältebedarfs und beim Kunstlicht sowie in der vermehrten Nutzung der Solarenergie zu suchen. Die Produktentwicklung müsse deshalb stärker Umweltaspekte berücksichtigen. So sei der Materialeinsatz zu reduzieren, nicht Gesundheit gefährdende und langlebige Stoffe zu verwenden und auf die Wiederverwendbarkeit zu achten. Integrierte Fassadentechnik biete eine höhere Wertschöpfung. Allerdings sollten Fassadenbauer Technikpartner aus andern Gewerken einbinden. Dann rechneten sich höherwertige Lösungen bei Metallfassaden sowohl für Investoren wie für Nutzer, die Umwelt und auch den Fassadenbauer selbst.

Richtlinien für die Beschichtung von Holzfenstern

Die Qualität der Beschichtung gehört zu den maßgeblichen Faktoren für die Chancen des Holzfensters auf dem umkämpften Fenstermarkt. Seit Januar 2006 gibt es die "Richtlinie Lackierer-Leistungsnachweis für die industrielle Beschichtung von Türen und Fenstern", die vom VdL, dem Verband der deutschen Lackindustrie e.V. unter Mitwirkung des VFF erstellt wurde. Die Richtlinie, die Martin Wiesmann vom VdL erläuterte, definiert den Stand der Technik bei der industriellen Holzfenster- und Außentürenbeschichtung. Zugleich legt die Richtlinie die konkreten Schulungsinhalte für Seminare zur Weiterbildung in Theorie und Praxis fest. Das Themenspektrum reicht von den wichtigsten Eigenheiten verschiedener Holzarten über die Holzbearbeitung und die verschiedenen Formen des Holzschutzes bis hin zu praktischen Verarbeitungshinweisen. Dazu zählt beispielsweise auch die Übung der praktischen Handhabung von Pumpen und Spritzpistolen. Diese Richtlinie soll als Nachweis für die Mitarbeiterschulung in der Qualitätssicherung von Fensterbaubetrieben genutzt werden, die Fenster mit dem RAL-Gütezeichen bauen.

Ganz besondere Anforderungen werden an die Beschichtung von Holzfenstern in Gebäuden mit besonderen Hygeniemaßnahmen gestellt. Der ständige Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln beispielsweise in Gaststätten, Altenheimen oder Krankenhäusern beansprucht die Beschichtung natürlich erheblich. Alle wichtigen Informationen zu diesem Thema sind in der "Richtlinie für die Bewertung und Eignung von Beschichtungen für Holz- und Holzverbundfenster gemäß der Lebensmittelhygieneverordnung und Anforderungen im Krankenhaus" zusammengestellt. Diese Richtlinie wurde ebenfalls vom Verband der deutschen Lackindustrie e.V. unter Mitarbeit des VFF erstellt. Dr. J. Theo Hein von der Dyrup GmbH wies auf die Vorteile hin, diese Richtlinie schon bei der Auftragsvergabe mit einzubeziehen. "Geprüft nach VdL-RL 12" kann so zu einem Qualitätsmerkmal von Holzfenstern in öffentlich genutzten Räumen werden.

"Aus der Praxis für die Praxis. Das ist die Devise der Vorträge in den materialgebundenen Fachveranstaltungen des Jahreskongresses", so Ulrich Tschorn. "Für die Mitglieder des VFF und der Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren sind diese Informationen zumeist von unmittelbarem Nutzen. Das zeigen auch die lebhaften Diskussionen im Anschluss an die Referate."

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