Projektbericht: Ohne Klimatechnik läuft in der Allianz Arena (fast) gar nichts

(10.6.2005) Wie bringt man 53 Klimageräte innerhalb minimaler Zeitfenster an Aufstellorte auf eine Großbaustelle, die bis kurz vor Auslieferung nur als CAD-Plot existieren?

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Allianz Arena während der ersten Beleuchtungsprobe. Auf der Höhe des größten Durchmessers der Membranhülle sind 41 Klimageräte positioniert (alle Fotos: Wolf GmbH)

Wolf Klimatechnik hat sich zu einem Luftaufbereitungsspezialisten für Sportstadien entwickelt. Nach dem Weserstadion in Bremen, der Volkswagenarena in Wolfsburg, dem Westfalenstadion in Dortmund, der AOL-Arena in Hannover und dem Bernabeu-Stadion, dem Fußballtempel der Königlichen von Real Madrid, sorgen Wolf-Klimageräte nunmehr auch in der Münchner Allianz Arena (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps) für gute Raumluft und angenehme Temperaturen in Logen, Restaurants, Büros und Clubräumen. Rund eine Million Kubikmeter Luft werden stündlich in dem siebenstöckigen Baukörper hinter den Besucherrängen und der weltweit größten Membranhülle mit Hilfe von 53 Klimageräten bewegt, so die offizielle Angabe der München Arena GmbH.

Von der Ausschreibung zur maßgeschneiderten Lösung

Als im Mai 2003 bei dem Gerätehersteller ersten Preisanfragen von Anlagenbauer über die Lieferung von 53 Klimageräten für die Münchner Allianz Arena eingingen, war schnell klar, dass sich alle Hersteller mit Rang und Namen um dieses Prestigeobjekt bemühen werden. Der Vorteil von Wolf lag darin, dass bereits umfangreiche Erfahrungen bei der Lieferung von Klimageräten für andere Sportstadien vorlagen. Diese Referenzen brachten Wolf von Anfang an in eine gute Ausgangsposition. Aufgrund der Komplexität und Größe wurde das Projekt von Anfang an direkt von Mainburg aus bearbeitet. Dass es während der Angebotsphase bei einem derart großen Projekt zu Änderungen kommt, liegt in der Natur der Sache. So wurde der ursprünglich an VDI 6022 angelehnte Klimageräte-Standard kurz vor Auftragsvergabe durch ein neues Pflichtenheft auf RAL-Standard erweitert. Auch die Art der Anlieferung, das Einbringen sowie Aufstellen und die Inbetriebnahme der 53 Klimageräte kam nochmals auf den Prüfstand, zumal bei einer so komplexen Großbaustelle wie der Allianz Arena die pauschale Angabe "Anlieferung frei Baustelle" wenig aussagt. Durch Erfahrungen bei ähnlichen Sportstadien kannte Wolf die Risiken bei der Anlieferung und erweiterte das Angebot um die Dienstleistungen "Einbringen, Aufbau und Inbetriebnahme". Im Nachhinein betrachtet lagen in der Gerätelogistik, der Abschätzung der voraussichtlichen Baustellensituation am Tag der Anlieferung und der technischen Geräteausführung (zum Teil mit liegendem Rotationswärmeaustauscher) die größten Herausforderungen des Auftrags.

Trotz massivem Wettbewerb fand das nunmehr erweiterte Angebot von Wolf sowohl die Zustimmung des Technischen Generalunternehmers (TGU) VA Tech Elin EBG, eine Tochter der börsennotierten VA Technologie AG, Linz, als auch von dessen Subunternehmen und 100 prozentige Tochter, der Pfrimer & Mösslacher Heizung Lüftung und Sanitär GmbH & Co, Klagenfurt.

Flexibel bis zur Aufstellung

Bevor bei Wolf die Geräte in Produktion gingen, wurden die Rahmenbedingungen für die in acht Abrufe aufgeteilte Geräteanlieferung nochmals eingehend mit den Partnern von VA Tech und Pfrimer & Mösslacher begutachtet. Dazu zählte u.a. ...

Wegen der Unwägbarkeiten des sehr dynamischen Baustellenbetriebs einigten sich Wolf und der TGU auf die geplanten Betonfundamente zu verzichten und stattdessen Stahlrahmenkonstruktionen von Wolf, die zusammen mit den Klimageräten angeliefert wurden, zuzulassen. Dadurch blieb man mit der Gerätepositionierung bis zum Zeitpunkt der endgültigen Montage - zumindest innerhalb gewisser Grenzen - variabel. Diese Flexibilität war von größter Wichtigkeit, da viele Ein- und Aufbauten auf der Technikebene 7 mit Rücksicht auf den Bau des Dachtragwerks zur Aufnahme des Membrandaches zeitlich disponibel erstellt werden mussten.


Kollisionen mit der Tragkonstruktion konnten trotz 3D-CAD-Zeichnungen nicht immer verhindert werden.

Baufortschritt bestimmt Zeitplanung

Mit der Auftragserteilung im September 2003 begann für Wolf dann die heiße Phase der Realisierung. Maßgabe war, den Großauftrag möglichst reibungslos in die auftragsbezogene Fertigung in Mainburg einfließen zu lassen. Gleichzeitig mussten die knappen Zeitfenster für die Anlieferung auf der Großbaustelle definiert, ihre Realisierung im Auge behalten und kurzfristig die entsprechenden Kranmietzeiten zum Einbringen der aus bis zu 20 Einzelmodulen bestehenden Klimageräten gebucht werden. Trotz aller Sorgfalt bei der Vorbereitung wurde auch Wolf mit den typischen Unwägbarkeiten einer Großbaustelle konfrontiert, zum Beispiel:

Dank eines sehr professionellen Baustellenmanagements, der guten Zusammenarbeit sowohl mit dem Anlagenbauer Pfrimer & Mösslacher als auch mit dem Technischen Generalunternehmer VA Tech konnte das Einbringungs- und Aufstellungsprocedere mit jedem Geräteabruf verbessert und damit die Warte- und Ausfallzeiten für das achtköpfige Wolf-Team auf der Baustelle minimiert werden. Da trotz aller Planungssorgfalt kurzfristige Behinderungen beim Einbringen und Aufstellen der Geräte nicht ausgeschlossen werden konnten, einigten sich die Beteiligten auf die salomonische Regel "unvorhersehbare Behinderungen werden durch zusätzliche Krannutzungszeiten ausgeglichen". Auch ein gewisser Grad der Zweckentfremdung der Klimageräte als Montageplattform für andere Gewerke wurde geduldet, um Abläufe zugunsten aller Beteiligten zu beschleunigen.

Die Anlieferung und Montage der Klimageräte startete im Januar 2003 und endete im November 2004. Die Inbetriebnahme erfolgte parallel zur Aufstellung und wurde vom gleichen Team ausgeführt. Eine der spannendsten Phasen bei der Geräteeinbringung war der Einsatz von Industriekletterern, mit deren Hilfe die per Kran auf Ebene 7 einschwebenden Klimageräteteile durch die bereits vorhandene, aber zum Teil noch nicht mit Membrankissen belegte Dachkonstruktion bugsiert wurden.


 Dachkonstruktion und Membranhülle hatten in der Ausführung absolute Priorität. Das Luftverteilsystem liegt kunstvoll zwischen den Streben.

Als überaus wichtig hat sich für den Vertreter des Wolf-Teams die Teilnahme an der täglichen Lagebesprechung erwiesen, um auf abzusehende bzw. aktuelle Kollisionen mit anderen Gewerken möglichst umgehend reagieren zu können. Dank der guten Zusammenarbeit mit den Anlagenbauern und dem Baustellenmanagement klappte bereits beim 2. Geräteabruf alles wie am Schnürchen, der 3. Abruf war schon perfekt und die beiden letzten Abrufe waren schon Routine. Auch die Inbetriebnahme der Geräte lief so gut wie reibungslos. Wolf konnte bei der Allianz Arena wieder einmal den Beweis erbringen, auch unter besonders schwierigen Vorgaben und Einflussfaktoren zusammen mit dem Kunden komplexe Aufgaben professionell zu lösen und auszuführen. Der Zugewinn an Know-how soll künftig auch anderen Projekten zugute kommen.

Allianz Arena in Zahlen

Membranfassade / Fassadenbeleuchtung im Detail:

Wolf-Klimageräte in der Allianz Arena

siehe auch:

zumeist jüngere Beiträge, die auf diesen verweisen:

ausgewählte weitere Meldungen:

siehe zudem:


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