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Umfrage zum Energieberater-Alltag


  

(25.10.2015) Vor zehn Jahren erschien die erste Ausgabe der Fach­zeitschrift Gebäude-Energieberater (GEB) im Stuttgarter Gentner Verlag. Anlässlich dieses Jubiläums hat die Redaktion unter der Überschrift „Wie sieht der Energieberater-Alltag aus?" in Koopera­tion mit den beiden Verbänden GIH (Gebäudeenergieberater Inge­nieure Handwerker) und DEN (Deutsches Energieberater-Netzwerk) eine Online-Umfrage durchgeführt. Teilgenommen haben laut GEB 506 Personen. Außerdem gibt es für kurze Zeit ein Jubiläumsangebot.

Bei der diesjährigen Umfrage der Fachzeitschrift Gebäude-Energieberater stand der Alltag von Energieberatern im Mittelpunkt. War im Jahr 2011 der Energieausweis für Wohngebäude noch Spitzenreiter unter den Leistungen der Energieberater, sind dem­nach die KfW-geförderten Einzelmaßnahmen mittlerweile an die erste Stelle gerückt:

So häufig sind Leistungen Teil bzw. Folge von Energieberatungen:

Dasselbe Bild ergab auch die Frage nach Geschäftsfeldern im Aufwind. Die Teilnehmer führten hier am häufigsten die KfW-Förderprogramme an, wobei die Hälfte explizit Ein­zelmaßnahmen nannte. Auch Beratungen für klein- und mittelständische Unternehmen (KMU), Sanierungsberatung und -konzepte, Schimmelberatung sowie Energieaudits (EDL) wurden vereinzelt angeführt.

Vor-Ort-Beratung für Energiekonzepte auf dem absteigenden Ast

Der größte Verlierer bei den Geschäftsfeldern ist die BAFA-geförderte Vor-Ort-Bera­tung - und zwar mit Abstand. Zum einen liegt das wohl daran, dass die Anforderun­gen und der Aufwand für das dazugehörige Gutachten über die Jahre gestiegen sind. Grund ist sicherlich aber auch, dass dieses Förderprogramm auf Maßnahmenpakete bzw. ganzheitliche Energiekonzepte ausgerichtet ist. Eigentümer von Gebäuden grei­fen jedoch derzeit eher zu einzelnen Maßnahmen.

Billigmentalität bereitet Probleme

Energieberater haben im Berufsalltag einige Hürden zu bewältigen (siehe nächste Grafik). So seien unvollständige Pläne oder Daten an der Tagesordnung. Viele Kunden stellten zudem die Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen an die erste Stelle. Immer wie­der würden sie auch unauskömmliche Honorare erwarten. Viele Teilnehmer berichte­ten, dass ihnen die Billigmentalität der Kunden Schwierigkeiten bereite.

Auf diese Gegebenheiten treffen Energieberater bei ihrer Tätigkeit.

Gründe für die fehlende Sanierungslust

Die Bedeutung der Wirtschaftlichkeit spiegelt sich auch in den Einschätzungen zum Hauptgrund für die mangelnde Sanierungslust und die niedrige Sanierungsquote in Deutschland wider. Dies sehen die Umfrageteilnehmer darin begründet, dass einige Maßnahmen nicht wirtschaftlich sind oder sich erst nach langer Zeit rechnen. Man­ches sei schlichtweg so teuer, dass den Gebäudeeigentümern das Geld fehle oder aktuell nicht verfügbar seien. Auch das hohe Alter vieler Immobilieneigentümer wirke hinderlich. Dazu komme die Verunsicherung der Verbraucher durch widersprüchliche Aussagen und die Negativberichterstattung in den Medien, z.B. zum „Dämmwahn“.

Ein weiterer Grund seien die niedrigen Gas- und Ölpreise. Viele beklagten auch die fehlende politische Linie in Sachen Energiewende und Energieeffizienz. Energieberater werden zwar häufig nach Förderungen gefragt, doch der Dschungel der verschiedenen Möglichkeiten und Vorschriften sowie die dazugehörige Bürokratie verschreckt Sanie­rungswillige.

Einige Energieberater hingegen berichteten, dass Sanierungen in ihrem Gebiet zuneh­men, doch es gebe Engpässe beim Handwerk und auch sie selbst hätten kaum Kapa­zitäten frei.

Mehr Vollzeit-Energieberater unter den Teilnehmern

Unter den Teilnehmern machten Ingenieure mit 41% den größten Anteil aus - gefolgt von Architekten (19 %), Technikern (15 %) und Handwerkern (14 %). Beim Anteil der Energieberatung an der gesamten beruflichen Tätigkeit zeigte sich ein deutlicher An­stieg sowohl im Mittelfeld (40-70 %) als auch im oberen Bereich. Knapp 20% üben die Energieberatung als Vollzeit-Tätigkeit aus. Zum Vergleich: vor vier Jahren lag diese Zahl noch bei 15%.

Fazit: Gebäudeeigentümer kleckern statt zu klotzen

Der starke Fokus der Energieberatungs-Kunden auf der Wirtschaftlichkeit von Maß­nahmen, die stark gestiegene Bedeutung von Einzelmaßnahmen und die weiter abneh­mende Tendenz der BAFA-geförderten Vor-Ort-Maßnahmen - all das weist darauf hin, dass Gebäudeeigentümer sich scheuen oder schwer tun, ihr ganzes Bauwerk energe­tisch auf Vordermann zu bringen. Es ist jedoch nicht so, dass sie gar nichts tun. An­statt des „großen Ganzen“ werden aber nur einzelne Maßnahmen angegangen, um die dringlichsten Bedürfnisse sicherzustellen: zum Beispiel weil der Heizkessel die nächste Heizperiode nicht mehr übersteht oder der Wind durch die Fensterritzen pfeift.

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens bietet die Fachzeitschrift Gebäude-Energiebera­ter ein Jubiläumsangebot zum Probelesen unter geb-info.de/10jahre.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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