Feldtest: Energieberatung, Heizungsoptimierung und Monitoring erhöhen Sanierungs-Effekte
(4.10.2015) Die Gebäudesanierung bietet leicht erschließbare Potenziale für Klimaschutz und Energieeffizienz. Das geht aus einem Sanierungstest der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online hervor, dessen Ergebnisse jetzt unter dem Titel „Wirksam Sanieren: Chancen für den Klimaschutz“ veröffentlicht wurden. Dazu wurden bundesweit 180 bereits sanierte Wohngebäude hinsichtlich der Wirksamkeit von Maßnahmen wie Heizkesseltausch und Fassadendämmung untersucht.
Die großen Schwankungen bei den Energieeinsparungen der Testhaushalte zeigen, dass ein und dieselbe Sanierungsmaßnahme in der Praxis oft unterschiedlich erfolgreich ist. Wird beispielsweise die Heizung erneuert, schwanken die Ersparnisse zwischen 8 und 50%. Fehlende Qualitätssicherung, etwa durch eine begleitende Energieberatung, sowie ausbleibende Heizungsoptimierungen durch einen hydraulischen Abgleich sehen die Experten als Ursachen.
„Wenn es um die Erneuerung von Bestandsbauten geht, stehen meist die Themen Sanierungsquote und -tiefe im Vordergrund“, stellt co2online-Geschäftsführerin Tanja Loitz fest. Die Wirkung von Sanierungen spiele bisher eine untergeordnete Rolle. Dabei sei dieser Faktor entscheidend, wenn Energieverbrauch und Emissionen sinken sollen. „Jährlich könnten durch wirksame Sanierungen mit Heizungsoptimierung und Qualitätssicherung mindestens 4,7 bis 6,2 Millionen Tonnen CO₂ zusätzlich eingespart werden“, betont Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff von der Ostfalia Hochschule - wissenschaftlicher Partner der Studie ebenso wie Fraunhofer ISE und SEnerCon. Und Wolff ergänzt: „Dazu müssten geltende Qualitätsstandards in der Energieeinsparverordnung verankert, in der Praxis angewendet und ein begleitendes Monitoring genutzt werden. Insgesamt könnten so zusätzlich 25 bis 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr eingespart werden.“
Die Ergebnisse des Sanierungstests zeigen, welche Faktoren für die Wirkung von Sanierungen entscheidend sind - und wie diese von den Test-Haushalten genutzt wurden:
- Nur 40% der Tester nahmen eine Förderung (inklusive Qualitätsnachweis) in Anspruch.
- Lediglich 35% der Haushalte nutzten eine Energieberatung bzw. Maßnahmenbegleitung.
- Nur ein Drittel (33%) ließ während der Sanierung einen hydraulischen Abgleich der Heizanlage vornehmen.
- In 30% der Gebäude waren Leitungen und Armaturen unzureichend gedämmt.
- Kaum ein Haushalt nutzte Wärmemengenzähler für ein regelmäßiges Monitoring des Verbrauchs.
Experten richten Empfehlungen an Politik und Verbände
Um die Potenziale für Klimaschutz und Energieeffizienz zu erschließen, haben die Experten auf Grundlage der Ergebnisse der Vor-Ort-Begehungen und der Auswertung der gesammelten Daten vier Empfehlungen für Politik und Verbände entwickelt:
- Geltende Qualitätsstandards in der Ordnungspolitik und in der Aus- und Weiterbildung fester verankern - u.a. durch einen verpflichtenden hydraulischen Abgleich.
- Erfolgsnachweise für Förderinstrumente einführen, damit die Nachfrage nach Qualitätssicherung durch Verbraucher und die Wirksamkeit eingesetzter Fördermittel wächst.
- Wärmemengenzähler und Smart Meter flächendeckend einsetzen, um ein unterjähriges Monitoring und begleitendes Feedback für die Bewohner zu ermöglichen.
- Nachfrage nach Förder- und Beratungsangeboten sowie nach Feedback-Instrumenten erhöhen, beispielsweise durch zielgruppendifferenzierte Ansprache und dauerhafte Dialogangebote.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- PDF-Download: Wirksam Sanieren: Chancen für den Klimaschutz - Feldtest zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden
- wirksam-sanieren.de
- co2online gGmbH
- EnergieSparRatgeber incl. Heizungssystemvergleich, Heizkostenvergleich, ThermostatCheck, PumpenCheck, Modernisierungsratgeber sowie hydraulischer Abgleich-Check
- Förderratgeber von co2online und Fördermitteldatenbank von fe.bis
- Wirkungszusammenhänge zwischen Sanierungsmaßnahmen und Nutzerverhalten auf 96 Seiten (22.9.2016)
- Neue Sakret-Broschüre „Sanieren, Renovieren, Modernisieren“ (11.7.2016)
- Immer weniger Gebäudesanierungen in Österreich - in existenziell bedrohlichen Dimensionen? (5.4.2016)
- Worauf Hauseigentümer und Verbraucher 2016 achten müssen (22.12.2015)
- Großteil der Bau-Investitionen von 330 Mrd. Euro floss 2014 in den Gebäudebestand (30.11.2015)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen
- Wärme- und Raumklimawende hat bislang nicht stattgefunden (4.10.2015)
- Neuer BSB-Ratgeber: „Zehn Schritte zum modernen Wohnen im Altbau“ (13.9.2015)
- Pro Clima TV: „Keine Angst vor der Sanierung zum Passivhaus“ (30.8.2015)
- Historische Bausubstanz sanieren, schützen, nutzen - eine Frage von Technik und Material (28.8.2015)
- Broschüre von Fermacell: Modernisierung von älteren Fertighäusern (16.8.2015)
- Studie weist auf Probleme bei Einzelmodernisierungen hin (26.7.2015)
- Studie: Immer mehr Immobilienprofis zweifeln an der Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungen (26.7.2015)
- Die Top 5 der energetischen Modernisierung: Heizkessel, Fenster, Dach, Fassade, Heizung (9.6.2015)
siehe zudem:
- Bestandsumbau (SanReMo), Dämmung, Fassadendämmung, Solarwärme, erneuerbare Energien bei BAULINKS.de
- Literatur / Bücher zu den Themen Energieausweis, EnEV, Baufinanzierung, Baubeschreibung, Bauvertrag, Baurecht bei Baubuch / Amazon.de